Meinen versus Wissen


„Meinung ist das billigste Gut auf diesem Planeten. Jeder hat eine Menge. Und das ohne jede Ahnung.“

Suzanne Grieger-Langer



Ich beschäftige mich schon seit längerem gedanklich damit, wie Menschen mit Fakten und damit verbunden auch mit der eigenen Meinung zu einem Thema umgehen. Und ich finde es ein ganz schwieriges Thema.
Ich finde, das ganze hat viel damit zu tun, wie man mit inneren und äusseren Konflikten umgehen kann. Nicht jeder kann das gleich gut oder ist überhaupt dazu bereit, mit sowas umzugehen. Obwohl man meistens ja nicht drum herum kommt und das „nicht damit umgehen“ auch ein Weg ist, damit umzugehen. So wie keine Entscheidung treffen auch eine Entscheidung ist oder nicht kommunizieren kommunizieren ist.

Natürlich ist es gut, wenn man sich über viele Themen eine eigene Meinung macht. Das macht man meistens, indem man sich ausgiebig darüber informiert. Da ist es wichtig, wo man sich informiert. Ganz wichtig finde ich auch, dass man seine Meinung auch begründen kann. Vor allem dann, wenn man sie andern mitteilt oder mit andern darüber diskutieren möchte.
Bei Meinungen ist es ja so, dass grundsätzlich jeder ein Recht auf eine Meinung hat. Bzw auf seine. Ich finde einfach, dass sich aber jede und jeder dabei sehr bewusst sein muss, dass es nur eine Meinung ist. Die darf man natürlich vertreten und man soll auch zu seiner stehen, aber egal worum es geht, man soll sie andern lieber nicht aufs Auge drücken, aufzwingen.

Der Ausdruck „Meinung“ kommt von „meinen“. Es bedeutet, dass man etwas annimmt, etwas denkt, von etwas ausgeht.
„Meinen“ bedeutet nicht „wissen“ und ich habe sehr oft das Gefühl, das ist sehr vielen nicht bewusst.
Es gibt aber auch Menschen, die da ganz genau Bescheid wissen, wovon sie sprechen, weil sie beruflich qualifiziert sind, über entsprechendes Fachwissen und über Erfahrung verfügen. Wissenschaft basiert auf Fakten, Wissen und Erfahrung.

Der Unterschied zwischen „meinen“ und „wissen“ zu sehen, das ist gar nicht mal immer so einfach. Wir hören zB Covid betreffend überall ganz unterschiedliche Dinge und es ist oft nicht klar, ob der Schreiber oder Sprecher, der uns da etwas unterbreitet, tatsächlich etwas weiss oder ob er uns einfach nur seine ganz persönlichen, auf keinem entsprechenden Wissen zugrunde liegenden Annahmen mitteilen möchte.
Ich erlebe es oft, dass mir solche Annahmen oder Meinungen weiter geleitet werden. Da hat auch wirklich jeder etwas dazu zu sagen, denn so ein YouTube-Videöli zu machen, ist keine Sache. Wie gesagt, eine Meinung hat jede und jeder und wenn das, was der gerade so erzählt, uns gefällt, glauben wir das gerne und verbreiten es weiter.

So verhält es sich im Grossen, dort wo ganz viele Menschen zuhören. So verhält es sich aber auch im Kleinen, wo man manchmal – und da nehme ich mich nicht raus – wirklich vorschnell Halbwissen oder Unwahrheiten weiter verbreitet. Ich finde das sehr heikel. Aber wie gesagt, mit ist das bestimmt auch schon oft passiert. Mir ist das diese Woche wieder mal sehr bewusst geworden. Und vor allem auch, dass es genau so läuft im Moment. Da ist sehr viel Halbwissen oder Unwissen im Umlauf und sehr viele Expertinnen und Experten reden mit, obwohl sie keine sind.

Sätze wie „ich weiss es nicht“ oder „ich glaube“ hört man in dieser Situation wirklich nicht mehr so oft, obwohl wir alle diese in jeder Covid-basierten Diskussion wohl benützen müssten, wenn wir ehrlich sind.
Ich auch. Ich bin weder Virologin noch Ärztin, ich weiss so gut wie nichts über all das, obwohl ich mich doch einigermassen gut informiert habe. Es gibt auch einfach Dinge, die ich nicht verstehe. Dafür haben wir Wissenschaftler und Experten, die das wohl aus gutem Grund sind. Die verstehen was von ihrem Fachgebiet. So wie ich von meinem.

Die Pandemie ist eine unschöne Zeit auf ganz vielen Ebenen. In dieser Zeit habe ich viel mehr über Menschen als über Viren gelernt, muss ich sagen.
Ich habe den Eindruck, dass recht viele Menschen voller Angst sind, jemand wolle ihnen etwas böses. Viele sind sehr krisenungeübt, was eigentlich ja auch schön ist. Nur kommt man jetzt halt nicht darum herum, diese durchzustehen.
Was mir auch auffällt ist, dass viele null Vertrauen in die Politik haben, die sie durch ihre Wahlen und Abstimmungen seit Jahren ja mitformen. Das ist irgendwie erschreckend.

Schlussendlich denke ich, dass sich viele nach den eigenen Bedürfnissen richten. Verstehe ich irgendwie auch. Und doch würde ich erwarten, dass der Mensch etwas ganzheitlicher oder globaler, wenn man es so sagen darf, denken können sollte. Ich weiss, das ist schwierig, wenn zB die eigene Existenz gefährdet ist, wenn man zB ein Restaurant oder ein Hotel oder was auch immer besitzt. Verstehe ich zu 100%.
Ich verstehe das auch, wenn man tanzen gehen will, wenn man sich nicht einschränken lassen will, wenn man Menschen treffen und umarmen möchte, wenn man Konzerte besuchen will. Wenn man lieber ohne Maske raus möchte, wenn man sich nicht impfen lassen möchte. Wenn man einfach möchte, dass alles wieder „normal“ wäre.

Ich möchte das alles auch.
Ich glaube, dabei ist es wirklich sehr wichtig, ganz vieles zu hinterfragen und nicht zuletzt uns selbst und das was wir meinen zu wissen.

Eine Antwort zu „Meinen versus Wissen”.

  1. Vielleicht passt es nicht, aber ich muss gerade an eine Sendung denken, die auch Dein Thema zumindest anreißt und über die ich mich köstlich amüsiert habe: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-7-dezember-2021-100.html 💖🙋‍♀️

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