Lebenswege…
Jeder hat seinen eigenen und doch ähneln sie sich. Es gibt Stationen im Leben, die erlebt jeder. Und doch anders. Teile unseres Lebensweges bestimmen wir selbst. Andere meinen wir, selbst zu bestimmen und wieder andere geschehen einfach. Wir wissen nicht, warum und auch nicht wofür. Die Dinge nehmen ihren Lauf, der Mensch nennt es Schicksal oder Zufall.
Es gibt ja Dinge, die wiederholen sich in Familien über Generationen hinweg. Meine Mutter ist zB sehr jung gestorben sowie ihr Vater, also mein Grossvater. Man mag denken, solche Dinge seien Zufälle. Vielleicht haben sie aber auch einen anderen Ursprung. Einen spirituellen. Seelen, die sich viel länger kennen als wir alle uns. Unsere Verbundenheit, unsere Liebe und all die anderen Gefühle und was unser Unterbewusstsein daraus macht.
Nach dem Tod meiner Mutter hatte ich jahrelang Angst, auch früh zu sterben. Und Angst vor Krebs. Und ich habe jahrelang daran gearbeitet. An mir gearbeitet. Um diese Angst hinter mir zu lassen. Erfolgreich.
Meine Mutter und ihre Vorfahren sind die eine Hälfte meiner Wurzeln, die andere Hälfte ist die Familie meines Vaters. In einer systemischen Therapie habe ich vor vielen Jahren einen Stammbaum aufgezeichnet. Alle lebenden und verstorbenen Familienmitglieder, Verbindungen und Beziehungen gekennzeichnet und Familienmuster und Ereignisse genauer angeschaut. Meine Sorge galt immer nur dem Thema „früher Tod“, Vaters Stammbaumseite mass ich nicht sooooo viel Bedeutung zu.
Jetzt, viele Jahre später, stelle ich fest, dass ich den selben Weg gehe wie die Mehrheit der Frauen meiner Verwandtschaft väterlicherseits. Und den der Männer irgendwie auch, wenn ich mir das jetzt gerade genau überlege. Obwohl ich das nie für möglich gehalten hätte. Obwohl mir Familie so unglaublich wichtig ist. Obwohl es das ist, was ich nie, NIE wollte. Und trotzdem führt mein Leben mich nun auf diesen Weg.
Mein Vater hatte vier Schwestern. Er war der Zweitjüngste von mehr als zehn Kindern. Tante J. war geschieden und zog ihr Kind allein auf. Tante M. wurde von ihrem Mann verlassen, als die Kinder gross waren. Er hat noch ein Kind mit einer anderen Frau. Tante H. und Tante A. waren beide alleinerziehend, beide haben ein Kind.
Diese Kinder sind unterdessen alle über 50. Ich glaube, damals war es selten und bestimmt sehr schwierig, Kinder allein gross zu ziehen. Und gesellschaftlich ja bestimmt auch nicht wirklich anerkannt.
Mein Vater hatte fünf Brüder. Soviel ich weiss, sind zwei bereits als Kinder gestorben. Onkel A. ist früh gestorben, ich glaube seine Kinder waren damals noch klein. Onkel F. wurde von seiner Frau verlassen, ebenso Onkel H. Und mein Vater verlor seine Frau relativ früh, wir waren aber erwachsen.
Das war die Generation meines Vaters. Die Generation danach – also meine Cousins und Cousinen – sind zu einem grossen Teil auch alleinerziehend. Ich kenne sie nicht alle, sie sind auf der ganzen Welt verstreut. Zu Cousins habe ich wenig Kontakt, deswegen weiss ich da nichts oder nicht viel über ihre familiären Verhältnisse. Meine Cousinen sind oder waren aber alle früher oder später alleinerziehend, soviel ich weiss.
Und nun ich. Ich werde jetzt auch mit meinem Kind allein sein.
Zufall? Oder Schicksal? Lebenswege, die sich wiederholen? Familienmuster?
Ich weiss es nicht… Und es ist auch irgendwie egal. Der Gedanke, dass sie alle das geschafft haben und schaffen – und meine Tanten vor so vielen Jahren vermutlich unter sehr viel schwierigeren Voraussetzungen als ich – löst in mir sehr viel Respekt und Achtung für sie aus. Und Zuversicht.
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