Wenn wir sanft über unsere Narben streicheln…


Zu einem gewissen Teil ist der Mensch ein selbstheilendes Wesen. Es gibt Krankheiten und Verletzungen, die kann ein ansonsten gesunder Körper selbst erfolgreich bekämpfen und besiegen. Bei andern helfen ihm Medikamente oder verschiedene Behandlungen dabei und sogar diese nicht immer erfolgreich.

Ich glaube, auch die Psyche kann das. Eine gesunde wohl hats wohl auch einfacher als eine kranke oder stark vorbelastete. Immer klappt das aber trotzdem nicht. Auch da gibt es ansonsten Medikamente und Therapien, die unterstützend wirken.

In beiden Bereichen geht es darum, eine Diagnose zu erstellen, um danach zu entscheiden, wie eine Behandlung aussehen könnte. In vielen, alltäglichen Fällen wissen wir auch ohne Arzt was los ist und was zu tun ist. ZB wenn das Kind stürzt und sich das Knie aufschlägt. Oder wenn wir eine Grippe oder eine Erkältung haben. Und wenn nicht, lassen wir den Arzt uns untersuchen und entscheiden.

Das betrifft körperliche Erkrankungen oder Verletzungen. Bei psychischen ist das nicht so einfach und ich würde behaupten, von Selbstdiagnosen bzw von Beurteilungen von nicht entsprechend ausgebildeten Leuten ist eher abzuraten, wenn es um mehr als ein Tief oder eine vorübergehende Krise geht. Wie bei ernsthaften körperlichen Erkrankungen natürlich auch. Ich finde aber, körperliche Beschwerden sind einfacher zu beschreiben, zu benennen. Psychische Symptome sind schwieriger in Worte zu fassen. Weil jeder es anders zu empfinden scheint und weil Menschen, die an ihnen leiden, manchmal von der Krankheit die Möglichkeit, darüber zu sprechen, genommen wird. Oder die Möglichkeit, sich auf ihre Wahrnehmumg zu verlassen, sei es bei ihnen selbst oder ihrem Umfeld.

Wie dem auch immer sei, mir fällt immer wieder auf, dass mit körperlichen Wunden oder Narben oftmals viel sorgsamer und auch verständnisvoller umgegangen wird als mit seelischen. Unverständnis oder die Unfähigkeit, sich einzufühlen sind manchmal die ersten Begründungen, die uns in den Sinn kommen. Ich glaube, sehr oft liegt auch Überforderung, das nicht wissen was sagen, wie damit umgehen, solchem Verhalten zugrunde. Oder das Unwissen, das nicht ernst nehmen oder nicht so recht glauben von Dingen, die man nicht sieht, deren Schmerz man nicht einschätzen kann. Bei einer blutenden Wunde oder einem Beinbruch ist das für viele viel einfacher. Ein Mensch, dem man äusserlich nichts ansieht, ist doch gesund, oder? Dem gehts doch gut, oder?

Schade. Ich hoffe, dass wir Menschen da noch Fortschritte machen können, das wäre nicht nur schön, sondern auch hilfreich für betroffene Menschen. Und bekanntlich kann es jeden treffen.

Egal, ob man eine körperliche oder eine seelische Wunde erlitten hat, im Normalfall wird sie heilen. Irgendwann. Und was bleibt, ist eine Narbe. Eine Narbe, die sanft behandelt werden will. Und soll.

Wann ist zum letzten Mal jemand mit seinem Finger sanft über all die Knötchen auf deiner Seele gefahren? So, dass einige sich gelöst haben?

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