
Ich bin wirklich kein Fan von Live Ticker.
Egal, was wo auf der Welt passiert, die Medien halten uns per Live Ticker gerne auf dem Laufenden. Und sei es auch in der hintersten Ecke auf dieser Weltkugel, wir erfahren davon. Attentate, Flüchtlingsansturm, Naturkatastrophen. Wir erfahren nicht nur davon, wir sind sozusagen mittendrin.
Wenn ich mich zurück erinnere, war vermutlich 9/11 das erste Ereignis, das ich live mitgeschaut habe am TV. Es wurde stundenlang live gezeigt, was abläuft und ich sass bis in alle Nacht hinein vor dem TV-Gerät. Schockiert, verängstigt. Und doch konnte ich nicht ins Bett, denn zu sehen was passiert gab mir irgendwie das Gefühl, dass ich alles unter Kontrolle habe. Zu wissen, dass ich da, wo ich bin, sicher bin.
Vielleicht war das der Beginn einer neuen Ära der Berichterstattung, vielleicht war es aber auch schon vorher so und ich erinnere mich einfach nicht.
Heute haben wir uns daran gewöhnt. Wir öffnen eine News-App und sind über sämtliche Geschehnisse in der ganzen Welt informiert. Da wird stündlich oder gar minütlich berichtet. Und zwar nicht nur Wahrheiten und fundierte Fakten, sondern einfach was gerade so passiert, relativ ungefiltert, wie es mir erscheint. Wir lesen von Eventualitäten, von Hypothesen und Theorien, die vielleicht irgendwann relativiert oder korrigiert werden, vielleicht aber auch nicht. Eine grosse Informationsflut prasselt auf uns ein. Der Journalismus lebt davon, Themen aufzubauschen und aufzublasen. Warum z.B. müssen wir ganz genau über jeden einzelnen Verdachtsfall informiert werden?
Mir wäre es lieber, gezielt informiert zu werden. Vielleicht zwei- oder dreimal am Tag und dann über die relevanten Dinge. Fakten. Wahrheiten. Damit könnte ganz viel Panik und Angst vermieden werden, denn mit dieser Menge an Information umzugehen und selbst herauszufiltern was wichtig ist und was nicht, sind viele überfordert. Und dann entsteht Angst.
Mir wäre es auch lieber, wenn weniger defizitorientiert berichtet würde. Natürlich sind Fakten in solchen Fällen nicht sehr aufmunternd, die müssen aber sein. Fakten. Und nicht Mutmassungen und Was-wäre-wenn. Ich ziehe eine Berichterstattung vor, die sich auf bestätigte Fakten bezieht, die klar und objektiv informiert und es nicht zum Ziel hat, möglichst hohe Wellen zu schlagen.
Mir wäre es lieber, wenn nicht nur Negativ-Schlagzeilen gemacht würden, sondern auch Fortschritte oder gute Neuigkeiten Platz bekämen. Wieviele Menschen haben den Virus bereits überstanden, sind wieder gesund? Wie ist ein normaler Krankheitsverlauf? Wir hören ja dann meistens von den schlimmen Fällen, von den Risikogruppen, aber die meisten von uns gehören da nicht dazu.
Gute Berichterstattung ginge anders, meiner Meinung nach.
Dazu kommt ja noch, dass jeder seine Meinung ins Internet schreiben kann und bestimmt längst nicht jeder von denen ein Experte ist. Und doch gibt es Menschen, die glauben das alles. Alles war irgendwo geschrieben steht, ist auch wahr.
Hilfreich ist es nicht.
Irgendwie ist es ja total aus der Mode gekommen, sich zu erlauben, bei irgendwas nicht so genau Bescheid zu wissen und auch dazu zu stehen. Ich muss sagen, mich interessieren viele Dinge, aber auch wirklich längst nicht alles. Und ich habe nicht den Anspruch, dass ich überall mitreden muss. Reicht doch, wenn ich das dort mache, wo ich etwas davon verstehe.
Wie ich es sehe, gibt es momentan nicht soooo viel zwischen Panik und Verniedlichung. Und ich finde beides nicht gut. Das sind für mich die zwei Extreme und meiner Erfahrung nach liegt die Wahrheit immer irgendwo dazwischen. Angst oder gar Panik zu haben, hat noch nie ein Problem gelöst oder etwas einfacher gemacht. Im Gegenteil. Verharmlosen und sich darüber lustig machen, eine Situation ignorieren aber auch nicht.
Darüber sprechen ist noch längst keine Panikmache. Man darf Fragen haben und man darf sich damit auseinander setzen, denn es ist ein aktuelles Thema. Das darf einen auch beschäftigen, denn es kann schlussendlich jeden betreffen.
Man darf vorbereitet sein und vielleicht ist das sogar klug. Schlussendlich leben wir in Ländern, in denen wir darauf vertrauen können, dass Kanton, Bund und Gesundheitsinstitutionen ganz genau wissen, wie vorgegangen wird und wir werden Schritt für Schritt informiert. Immer so viel wie notwendig.
Ich finde, wie immer, wichtig, den gesunden Menschenverstand walten zu lassen. Sich zu informieren, aber auch Ruhe zu bewahren. Jedem ist es selbst überlassen, wie und wo er sich informieren möchte und wieviel. Das ist nicht nur jedem selbst überlassen, das ist sogar Eigenverantwortung.
Ich würde empfehlen, sich bei Quellen wie zum Beispiel der Webseite vom Kanton Luzern (www.lu.ch) zu informieren. Die andern Kanton haben auch eine. Und im Deutschland und andern Ländern gibts das auch. Vielleicht momentan mit dem Lesen der Sensations-Presse eher zurückhaltend sein, da diese doch eher die Unruhe fördern und nicht sehr hilfreich sind.
Ich fand auch gestern Abend die Sendung 10vor10 im Schweizer Fernsehen SRF1 wirklich interessant, informativ und obwohl nichts beschönigt wurde, beruhigend.
Also, bleibt auf dem Boden und hoffentlich gesund.
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