Der schwerste Schritt…


Ich glaube, der schwerste Schritt ist in den meisten Fällen wohl der vor dem ersten. Ich stehe am Ende eines vertrauten Weges und muss mich entscheiden, wohin ich als nächstes gehen möchte. Und egal, ob mein Weg bisher einfach oder schwer war, manchmal fällt es mir schwer, ihn zu verlassen. Vieles zurück zu lassen, viel Vertrautes, viel Schönes, Schwieriges, auch Menschen. Träume, Zukunftspläne und Sicherheiten.
Und weiter zu gehen mit nur den Erinnerungen und Erfahrungen im Gepäck, weiter in eine ungewisse Richtung, eine ungewisse Zukunft…
Und irgendwie allein.

Wenn man am Ende eines Weges angekommen ist, steht man manchmal irgendwo wo man denkt, es gehe nicht weiter. Vor einem Abgrund, einem hohen Berg oder einem tiefen Sumpf. Was dahinter liegt, bleibt uns in diesem Moment verborgen, nicht zuletzt weil unsere Augen mit Tränen gefüllt sind.
Ich finde, dass es schwer ist, dies auszuhalten und doch ist es notwendig. Einfach mal still zu stehen, bis der erste Schock der unerfreulichen Wende des Lebens ein wenig abklingt und man klarer sieht. Einfach mal still stehen, bis sich die erste Panik legt, bis man wieder tiefer durchatmen kann, bis man wieder einigermassen fest auf den Füssen steht.

Und irgendwann, nach einer gefühlt unendlich langen Zeit, tun sich erste Türchen auf und der Nebel gibt uns die Sicht auf neue Wege auf. Ungewisse Wege auf den ersten Blick, so wie ich finde. Jeder scheint steil, steinig oder überwuchert zu sein. Und bei jedem liegt der Horizont hinter irgendwelchen Hürden verborgen. Von hier aus ist es nicht ersichtlich, welcher der richtige, welches der beste Weg ist.

Da hängt man also irgendwie in der quälenden Ungewissheit, hält sich noch am Gewohnten fest, das uns jedoch keinen Halt mehr gibt. Und doch braucht es soooo viel Mut, loszulassen und weiter zu gehen, in eben diese unbekannte neue Richtung. Was passiert, wenn ich loslasse? Werde ich fallen? Wie tief? Wohin?
Dieses Festhalten an etwas, was uns längst losgelassen hat… an etwas, was uns längst nicht mehr gut tut, das verbraucht so viel Energie. Energie, die man vermutlich in dieser Situation längst nicht mehr hat. Aus diesem Grund ist es nun notwendig, eine Entscheidung zu treffen.

Diese Entscheidung ist irgendwie der Schritt vor dem ersten. Den, den ich als schwersten Schritt bezeichnen würde, weil er voller Angst, Zweifel und Schmerz ist.
Und wenn dieser gemacht ist, wird es ein wenig einfacher. Dann hat man sich für einen Weg entschieden, man befindet sich auf ihm und geht ihn nun Schritt für Schritt. Einfach ist er meistens nicht, der erste Abschnitt eines neu eingeschlagenen Weges. Man nimmt aber irgendwie Hürde für Hürde und begegnet Menschen, die einem helfend zur Seite stehen. Plötzlich wird es heller, man sieht Türen und Chancen die sich öffnen und es wird leichter. Irgendwann.

Irgendwann wird es leichter.
Der schwerste Schritt ist gemacht.

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