Es gibt viele Türen. Überall.
Manche sehen wir, manche sind für uns unsichtbar, weil sie uns nicht interessieren oder weil sie nicht für uns bestimmt sind. Einige sind offen, andere angelehnt und einige sind abgeschlossen. Es gibt Türen, die sind aus massiven Holz, andere nur aus dünnen, biegsamen Spanplatten. Es gibt Türen, die sind aus Glas, man sieht rein und auch raus. Es gibt grosse und kleine, einfache und prunkvolle, weisse, graue, schwarze, bunte.
Und hinter jeder dieser Türen steht ein Mensch. Ein Mensch, der sich seine Tür selbst gebaut hat. Massgeschneidert auf seine Bedürfnisse. Sie kann Schutz sein, Geborgenheit vermitteln, wenn das notwendig ist. Sie kann aber auch einladend offen stehen und jeden willkommen heissen.
Eine Tür, die für mich offen steht, ist möglicherweise für dich geschlossen, sogar abgeschlossen, verriegelt und verbarrikadiert. Der Mensch dahinter wird seine Gründe haben, warum es ist, wie es ist.
Wenn wir durch’s Leben spazieren, springen, stolpern und Menschen und ihren Türen begegnen, sehen wir es der Türe nicht auf den ersten Blick an, wer dahinter steckt. Oder ob die Tür sich für uns öffnen wird.
Wenn wir interessiert sind, müssen wir dies heraus finden, in dem wir anklopfen. So verschieden die Menschen hinter den Türen sind, so verschieden sind auch die Besucher (die schlussendlich ja auch Menschen hinter wieder anderen Türen sind). Die einen klopfen zaghaft an und warten auf eine Antwort, andere klopfen laut und bestimmt an die Tür. Und es gibt die, die würden so gerne anklopfen, getrauen sich aber nicht. Und auch solche, die stürzen gleich mit der Tür ins Haus ohne anzuklopfen.
Ich glaube, der Gast steuert so indirekt, wie die Tür des anderen Menschen beschaffen sein wird in Zukunft. Ist der Besuch angenehm und schön, wird die Tür vielleicht das nächste Mal mit Freude geöffnet und vielleicht irgendwann mal nur noch angelehnt sein.
Ist der Besuch aber stressig, verletzend oder nervig, wird die Türe nicht oder nur widerwillig geöffnet, bis wir irgendwann dort nicht mehr willkommen sind.
Je mehr unangenehme Besuche ein Mensch erlebt hat, desto schwieriger wird es wohl auch für andere, unbeteiligte Menschen, bei ihm willkommen zu sein. Das ist für beide schade, denn schöne Begegnungen werden vielleicht verhindert. Aber verständlich ist das auch.
Ich für meinen Teil finde es schön, wenn wir einigermassen sorgfältig oder zumindest einfühlsam miteinander umgehen. Nicht übertrieben, aber vielleicht so, wie wir es uns von andern wünschen. Und zwar beim Anklopfen sowie beim Tür öffnen.
Schlussendlich wissen zuerst beide nicht, was sie erwartet. Wer steckt hinter dieser Tür? Was geschieht, wenn ich anklopfe? Es könnte die Tür zum Glück sein, aber auch die Tür zur Hölle. Natürlich gibt es dazwischen noch ganz viel anderes.
Und diejenige, die das Klopfen hört weiss nicht, wer eintreten möchte. Um dies zu erfahren, muss sie öffnen und nachschauen.
Und ich denke, es lohnt sich meistens, zu öffnen und einen Blick zu riskieren.
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