
Vergessen ist eigentlich eine total unterbewertete menschliche Funktion.
Ich glaube, das Vergessen regelt unsere Balance. Es kickt all das raus, was gerade einfach zu viel und vielleicht auch weniger wichtig als anderes ist. Vergessen hilft beim Aussortieren von Gedanken und beim Planen von Abläufen, wobei ihm Prioritäten und Verantwortungen scheiss-egal sind. Das Vergessen schaut einzig und allein nur auf seinen Menschen und dessen Befindlichkeit und Belastbarkeit. Oberstes Ziel ist möglichst hohe Entspannung bei möglichst hoher Effizienz. Überarbeitung, Stress und Überforderung sollen dauerhaft vermieden werden.
Cool eigentlich, oder?
Obwohl wir selbst eher nicht so cool finden, wenn uns Termine oder Dinge durch die Lappen gehen. Das ist einfach ärgerlich und manchmal auch peinlich. Es ist dann schnell ein Zeichen von Unzuverlässigkeit und das ist nicht gut, denn auf Zuverlässigkeit stehen wir alle sehr und das ist null ironisch gemeint, denn ich bin ein Zuverlässigkeits-Freak. Zuverlässigkeit ist das A und O.
Und doch ist vielleicht Vergessen ein Schutz vor too much Zeugs und zwar dann, wenn wir es selber nicht mehr merken und regulieren können.
Wenn es uns passiert, dass wir etwas vergessen, ist das ja das eine.
Aber was, wenn es jemand anderem passiert, dass er:sie etwas vergisst, was uns betrifft oder tangiert? Oder wenn gar WIR vergessen werden?
Ich glaube, vergessen zu werden empfinden wir Menschen als etwas sehr unangenehmes, denn wir werten das gleich mit Wichtigkeit bzw. mit Unwichtigkeit, was ja nicht unbedingt der Fall ist. Aber wir ärgern uns und es ist möglich, dass es uns verletzt, weil wir für uns selbst ja höchste Priorität haben. Und wie kann es sein, dass das für andere anders ist?
Es ist auf jeden Fall angenehmer, wenn ein Mensch die Balance halten kann zwischen Verpflichtungen und Terminen, ohne dass Dinge vergessen werden. Einfacher, wenn Dinge verschoben oder abgesagt oder gar nicht erst zugesagt werden, bevor eine Überlastung vorliegt. Ist in unserer eher hektischen Zeit nicht immer möglich.
Und dringend notwendig, wenn wir nicht nur mit uns selbst achtsam und verständnisvoll sind in solchen Fällen, sondern auch mit andern.
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