



Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süsse in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
Vielleicht gibt es keinen Monat, der so vielseitig ist wieder November. Es geht nun langsam, aber sicher in Richtung Winter, man kann es nicht verdrängen. Abends wird es früher dunkel und auch die Tage sind manchmal ein bisschen düster, nebeldurchzogen, grau und feucht.
Und doch ist der schöne Herbst noch nicht ganz vorbei. Es gibt Tage, die zeigen sich in aller Pracht. Die Sonne besitzt noch viel Kraft und vermag es noch gut, unsere sich nach Wärme sehnende Haut aufzuwärmen.
Diese warmen Strahlen auf der Haut und im Gesicht zu spüren macht uns sehnsüchtig und auch ein bisschen traurig, weil der Sommer ja nun vorbei ist.
10 Grad im Oktober oder November empfinden wir als soooo kalt (und 10 Grad im Februar als schön warm), aber es wird noch schlimmer…. Bald kommt die Zeit des Scheiben-Kratzens und der kalten Hände und Füsse. Die Zeit, in der wir manchmal wochenlang ohne Sonne auskommen müssen und die Zeit, in der alles ein bisschen farbloser erscheint.
Lasst uns nicht schon jetzt dran denken, sondern uns vom Herbst noch ein bisschen lichtdurchfluten und verwöhnen, denn das hat er voll drauf!
Der Winter kommt dann noch schnell genug und damit ein Jahresende, welches wir dieses Mal alle ein bisschen herbei sehnen.
Und wenn der Winter dann da ist, ist er die schönste aller Jahreszeiten, so wie es immer die ist, die grad hier ist.
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