
Manchmal ärgere ich mich über mich selbst, weil mir das Verständnis anderer so wichtig ist. Und darüber, wie ich mich fühle, wenn sie keines haben oder wenn es mir zumindest so vorkommt. Manchmal ist es vielleicht auch gar nicht mal Unverständnis, sondern das sich missverstanden fühlen. Ich finde, das ist ein sehr unangenehmes Gefühl.
Vermutlich ist es eigentlich gar nicht wichtig, denn eine Situation ändert sich nicht, nur weil die Person XY sie und mich darin versteht. Und doch verändert sich etwas, ich bekomme nämlich nur schon durch Verständnis das Gefühl, nicht allein zu sein. Verständnis stützt ungemein, das ist man sich vielleicht nicht immer bewusst. Verständnis bedeutet nicht unbedingt, dass man das alles für gut heisst und richtig findet, aber dass es irgendwie nachvollziehbar ist. Ich finde, dass einem mit Verständnis wirklich sehr viel Respekt entgegen gebracht wird. Nicht nur für eine bestimmte Situation, sondern auch mir als Person gegenüber. Verständnis oder zumindest der Versuch dessen fördert auch ganz bestimmt das gegenseitige Vertrauen.
Stell dir vor, du erzählst jemandem eine für dich schwierige Situation und dein Gegenüber, von dem du Verständnis oder Zuspruch erwartet hättest, kann dir beides nicht entgegen bringen. Schwierig… Und wenn das dann noch eine dir nahestehende und wichtige Person ist. Noch viel schwieriger… Und wenn sie dich stattdessen dann noch kritisiert…. richtig schlimm…
Ich weiss, es gibt Menschen die dann sagen, dass man selber schuld ist, wenn man Erwartungen hat und dass man halt keine haben sollte. Meine Meinung dazu ist, dass man nicht erwartungslos sein kann, das wäre total unmenschlich. Ich finde, man darf Erwartungen haben, wenn möglich halt realistische. Und ich finde durchaus auch, dass man erwarten darf, dass diese erfüllt werden. Kommt halt auf die Erwartungen, auf die Situation und auf die Beziehung zur andern Person an. Erwartungen haben einen direkten Zusammenhang mit Verantwortung übernehmen, finde ich.

Mit dem Verständnis und mit Erwartungen ist das so eine Sache…
Ich glaube, schlussendlich gehen wir immer von uns selbst aus und vielleicht geht es uns allen zwischendurch so, ohne dass wir es merken. Wir gehen davon aus, dass etwas, das uns z.B. so gefällt, andern auch gefallen soll. Dass etwas, was wir erwarten, genau so werden soll und dass alle Beteiligten das wollen. Und wir gehen davon aus, dass wir genau wissen, wie wir uns in der Lage des andern fühlen und was wir tun würden.
Dieses Denken ist ein grosser Irrtum.
Ich gehe eigentlich immer davon aus, dass mein Gegenüber gute Absichten hat. Also dass niemand mich mit Absicht verletzt oder unschön behandelt bzw. dass er oder sie es gut meint.
Das mag manchmal vielleicht ein bisschen naiv sein, aber grundsätzlich glaube ich doch, dass das meistens so ist. Schlussendlich hat alles seine Hintergründe, seine Grenzen und ich vermag nicht, darüber zu urteilen ohne sie zu kennen. Wenn ich mich von jemandem unfair behandelt oder missverstanden fühle ist es vermutlich, weil er nicht anders kann und nicht, weil er nicht anders will.
Nun habe ich mich zum Beispiel vor zwei Jahren in einer Situation wieder gefunden, die nicht jeder in seinem Leben erlebt. Bestimmt hat jeder früher oder später irgendwann mal eine Trennung erlebt oder sogar mehrere. Viele haben vielleicht auch eine Trennung mit Kind erlebt und wissen, welche Gefühle, Ängste und Aufgaben da neben dem Trennungsschmerz und dem gebrochenen Herzen noch auf einem zukommen können. Natürlich ist das von Fall zu Fall dann auch wieder verschieden.
So war das also dann. Eingebettet in meinem Umfeld stellte sich mein Leben auf den Kopf wie so ein Puzzleteil, das sich einfach dreht und dann nicht mehr so richtig da rein passt, wo es vorher war.
So ein Puzzle ist ja ein unbewegliches, starres Ding aus Karton. Ein Teilchen passt oder es passt nicht.
Ein Mensch ist aber anders. Menschen sind beweglich, flexibel und weich, jeder seinen Möglichkeiten entsprechend. Wir verrenken uns manchmal ganz schön, um uns anzupassen und das ist eine unserer Fähigkeiten, wir können das. Aber wir können nicht nur das. Wir sind beweglich, wir können auch rutschen und Platz machen oder den Abstand verkleinern, wenn so ein Teilchen sich verändert, damit es nicht rausfällt. Physisch und psychisch. Wir machen sowas dauernd, ohne es überhaupt gross zu merken. Automatisch meistens.
Aber nicht alle haben dieselben Fähigkeiten bzw. sie haben sie wohl, jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt. Es gibt auch Menschen, die das nicht können. Menschen, die klare Vorstellungen haben, wie etwas sein soll und die alles andere eher schwierig finden.
Die entfernen sich dann unter Umständen und weil sie unbeweglich und hart sind, gibt es kein Zusammenpassen mehr. Sie gehen dann irgendwann weg. Oder ich.
Und andere passen plötzlich besser, das kann auch geschehen. Das ist die Dynamik des Lebens. Veränderung und Entwicklung und das Zulassen von neuen Dingen und Beziehungen.
Ich bin sehr empflindlich wenn es um gewisse Themen geht, das weiss ich. Das hat auch durchaus seine Gründe.
Vor einiger Zeit, ich war noch nicht so lange allein mit dem Kind, diskutierte ich mit einer Freundin am Telefon übers alleinerziehend sein und übers Frau sein in der Schweiz. Sie als verheiratete, kinderlose Geschäftsfrau hatte eine ganz andere Meinung als ich und vertrat diese vehement.
Ich habe ihr daraufhin einen Blogtext von Marlene Hellene (www.tollabea.de) geschickt, den ich super fand. Es ging um das Ungleichgewicht von Mann und Frau / Vater und Mutter in unserer Gesellschaft und wie sie das erlebt. Ich fand den Text toll! Meine Freundin – oder soll ich „meine damalige Freundin“ sagen, denn sie ist es jetzt nicht mehr – nicht. Sie hat mir eine Mail zurück geschrieben, in dem sie den Text dieser Bloggerin und ihre Aussagen total auseinander genommen, gnadenlos kritisiert und für dumm und naiv befunden hat.
Ich denke, ich fühlte mich angegriffen und wirklich sehr, sehr missverstanden in meiner Situation, in der ich total ungewollt war und die ich damals noch schwieriger fand als heute. Jedenfalls schrieb ich ihr zurück, dass sie das alles wohl nicht nachvollziehen könne, weil sie nie in einer ähnlichen Situation war und dass es als Nicht-Betroffene einfach ist, etwas zu verurteilen, obwohl man eigentlich keine Ahnung davon hat.
Jaja, vermutlich war das zu undiplomatisch. Jedenfalls wars das dann mit der Freundschaft und ich habe dann nie mehr etwas von ihr gehört.
Man muss auch sehr aufpassen, dass man nicht plötzlich nicht mehr oder weniger ernst genommen wird, nur weil man z.B. weniger verdient als andere oder weil man alleinerziehend ist. Das bedeutet nämlich nicht gleich, dass man irgendwie Assi oder minderwertig ist. Das weiss ja irgendwie auch nicht jeder… Es bedeutet auch nicht, dass man „es“ weniger oder nicht mehr im Griff hat.
Ich würde behaupten, ich hatte das alles noch nie so fest im Griff wie jetzt, wo ich allein bin. Das muss ich nämlich. Und ich leiste organisatorisch und energiemässig Hochleistung. Klingt wohl angeberisch, ist es aber nicht. Und wahr ist es dazu auch noch. 🙂

Ich erlebe so etwas wie oben beschrieben nicht dauernd, aber schon zwischendurch mal (ähnlich oder anders) und meistens halte ich mich ja dann zurück und sage einfach nichts. Ich finde, ich muss auch nicht jedes Wort von andern auf die Goldwaage legen. Aber manchmal erwischt es mich auf dem falschen Bein und dann habe ich das Gefühl, mich erklären zu müssen.
Welche Situationen ich meine?
An dieser Stelle hatte ich eigentlich ein paar Beispiele geschrieben, sie aber wieder gelöscht, weil ich niemanden vor den Kopf stossen will. Und weil ich weiss, dass niemand es böse meint, auch wenn es bei mir komisch ankommt. Schlussendlich liegt es an mir, mit solchen Situationen umgehen zu lernen und mich nicht minderwertig zu fühlen, wenn ich mich unverstanden fühle. Es muss mir einfach egal sein und eines Tages wird es das.
Es wird ja auch immer wieder mal gesagt, dass sich so der Spreu vom Weizen trennt also bzw. ich mich von Menschen. Aber ich finde das nicht. Ich finde nicht, dass man davon ausgehen muss, dass jeder alles immer verstehen und das jeder immer richtig handeln muss.
Ich finde, Menschen dürfen die Chance und auch die Zeit haben, dazuzulernen. Wenn mich heute jemand nicht oder missversteht, versteht er mich vielleicht später. Ich muss die nicht aussortieren deswegen.
Um aufs Verständnis zurück zu kommen. Mir hat gestern jemand etwas gesagt, das ich an dieser Stelle gerne wiederholen möchte:
WER IM LEBEN NIE DRECK GEFRESSEN HAT,
KANN DAS WIRKLICH NICHT VERSTEHEN.
Und ich glaube, genau so ist es.
Ich glaube aber auch, man kann respektvoll sein und versuchen, sich hinein zu fühlen oder halt einfach die andere Wahrnehmung akzeptieren, ohne selbst irgendwann mal Dreck gefressen zu haben. Und vielleicht erwarte ich da auch zuviel, keine Ahnung.

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