Heute drehen sich meine Gedanken um mich oder um den Menschen allgemein und was ihn ausmacht bzw. welchen Wert er hat. Für sich selbst. Oder für andere. Oder überhaupt.
Im grossen und ganzen denke ich ja, dass es total falsch ist, bei Menschen von „Wert“ zu sprechen. Alle sind gleichwertig. So sollte es zumindest sein, finde ich. Alle haben irgendwelche Talente, Stärken und Fähigkeiten, aber auch Defizite und Probleme. Diese verändern sich im Verlauf des Lebens, vieles spielt dabei eine Rolle. Wir sind vermutlich schlussendlich das Produkt unserer Vergangenheit, unserer Umwelt und unserer Erbanlagen. Und unserer Gegenwart. Das Leben verläuft nicht in geraden Linien. Mal auf, mal ab, mal alles durcheinander und jeder versucht, damit umzugehen. So wie er es kann, so wie er es für das Beste hält. Uns Menschen stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, nicht jedem die gleichen. Und es sind unterschiedliche Situationen, unterschiedliche Menschen, nichts ist identisch und somit macht es wenig Sinn zu vergleichen oder gar zu (be)werten oder zu (ver)urteilen. Letzteres finde ich sowieso unakzeptabel, obwohl auch ich mich immer mal wieder in dieser Situation sehe, zugegeben. Scheint wohl etwas Menschliches zu sein.
Woran messe ich selbst denn meinen eigenen Wert? Viel hat es wohl mit dem sogenannten SelbstWERTgefühl zu tun, welches sich vom Lebensanfang an beginnt zu bilden. Da spielen verschieden Faktoren mit, wobei die Eltern bestimmt eine der Hauptrollen einnehmen. Aber auch wie ein Kind zum Beispiel von Spielkameraden oder in der Schule behandelt wird. Und das wiederum steht zum Teil in Wechselwirkung mit dem Selbstwert des Kindes, würde ich behaupten. Ein Kreis, vielleicht ein Teufelskreis.
Also werden die Grundlagen im Kleinkindesalter gelegt…
Wie auch immer… Ich gehe davon aus, wenn dieser SelbstWERT bei einem Kind zerstört wird oder gar nicht richtig wachsen kann, ist dieses Defizit nur unter erschwerten Bedingungen später noch aufzuholen.
Also, was ich von mir selbst halte, das ist eine wichtige Sache. Ob ich mich positiv oder negativ sehe bestimmt unterbewusst, wie ich auf andere Menschen zugehe, wie ich wirke, wie ich mich Situationen stelle. Eine Wechselwirkung. Aber nicht nur, das wäre zu einfach.
Ich glaube, wir sind aber auch zu einem grossen Teil abhängig von den direkten oder indirekten Rückmeldungen bzw. Reaktionen anderer auf uns. Wie mit uns umgegangen wird, ob wir geliebt oder gemocht werden – oder halt nicht. Ob wir bei andern gut ankommen oder nicht, was sie von uns halten, wie wir von andern gesehen werden.
Komplimente, aber auch wertschätzende Kritik, stärken uns, BEstärken uns. Liebe Rückmeldungen darüber wie wir aussehen, was wir sagen, was wir tun. Man nennt es Wertschätzung.
Mir kommt dabei auch dieses „Fishing for Compliments“ in den Sinn, bei welchem verschiedene Köder verwendet werden können. Dieses „ich sehe heute schlimm aus“ in der Hoffnung auf eine Widerrede. Oder halt seine Vorzüge in den Vordergrund stellen bzw mehr von sich zeigen, das von sich zeigen, was andere nicht zeigen (ich denke dabei an Freizügigkeit), in der Hoffnung, damit Aufmerksamkeit oder Anerkennung zu ernten. Der Mensch hängt aber nicht immer nur Äusserlichkeiten an den den Haken, es gibt unzählige Köder.
Es gibt ja nichts dagegen einzuwenden, jeder verhält sich wie er sich verhalten muss oder will. Und jedem Gegenüber steht es frei, wie es auf die Komplimenten-Fischerei reagiert. Folgt tatsächlich die erwartete Reaktion, wird das dieses Verhalten vermutlich bestätigen, das heisst es wird wieder angewendet. Kommt eine andere, nicht erwartete Reaktion, wird bei dieser Person vermutlich zukünftig nicht mehr gefischt.
Ich glaube, wenn wir uns in der Situation sehen, dass wir nach Komplimenten fischen müssen. Dass wir uns künstlich ins Rampenlicht stellen müssen, damit eine Reaktion kommt, umgeben wir uns eventuell mit den falschen Menschen. Oder wir leiden momentan an akutem Aufmerksamkeitsmangel.
Ich für meinen Teil finde es schön, wenn es etwas Nettes zu sagen gibt, das auch zu sagen, ohne in diese Situation sozusagen gedrängt zu werden.
Und natürlich finde ich es auch schön, wenn ich zwischendurch mal bestätigt werde, dass ich okay bin wie ich bin. Oder dass ich irgendwas gut gemacht habe. Oder ein Danke.
Wenn wir uns bewusst sind, dass dies andern genau so gut tut wie uns, tun wir es vielleicht auch öfters. Ist ja nicht soooo schwierig eigentlich. Und doch überlebenswichtig.
By the way: Schön, dass du das gelesen hast! Dankeschön.
Wir lesen uns bald wieder!
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