Wenn ich nicht mit dem Auge sehe, sehe ich dann mit dem Herzen?


Sehen
Riechen
Schmecken
Hören
Fühlen

Unsere Sinne… Es gibt Menschen, die müssen auf einen davon oder sogar auf mehrere verzichten oder können sie nur beschränkt wahrnehmen. Und mit scheint das irgendwie unvorstellbar. Ich kann mich seit immer auf meine Sinne verlassen, meine Orientierung und noch soo viel anderes basiert auf meinen Sinnen.

Ich wollte in diesem Text auf alle Sinne eingehen und habe beim Schreiben gemerkt, dass das einfach zuviel wird. Schon das Thema „Sehen“ sprengt den Rahmen irgendwie. Ich habe dazu so viele Gedanken, dass ich mich nun vorerst nur darauf konzentriere. In kommenden Texten werde ich mich mit den anderen Sinnen auch noch befassen.

In der Ausbildung zur Sozialpädagogin waren die verschiedenen Sinne natürlich in Zusammenhang mit Behinderungen oder Krankheiten ein wichtiges Thema und auch in meiner täglichen Arbeit. Aber auch im Privatleben. Denn wo es Menschen hat, geht es um Wahrnehmung und das hat unweigerlich auch mit unseren Sinneswahrnehmungen zu tun.
Es ist schwierig, sich vorzustellen wie es ist, wenn man nichts fühlen kann. Oder nichts sehen oder hören. Umgekehrt könnte ich mir vorstellen, dass es für einen Blinden schwierig ist sich vorzustellen, wie es ist zu sehen. Oder für jemanden, dessen Geschmacksnerven nicht funktionieren ist es wohl unmöglich sich vorzustellen, was Schmecken ist. Wie sich süss anfühlt, oder salzig.

Zurück zur Ausbildung… Ich erinnere mich, wie wir mit verschiedenen Brillen oder sogar blind durch die Stadt irrten, natürlich geführt von jemandem. Es ging darum, uns eine Vorstellung davon zu machen, was eine Sehbehinderung bedeutet. Ich fand es eindrücklich. Und zwar auf eine unangenehme Art. Ich hatte Angst, der Lärm des Strassenverkehrs war zu laut, zu nah und verwirrend. Kaum hatten wir das Haus verlassen, verliess mich mein Orientierungssinn, ich war verloren und auf den Kollegen, an dessen Arm ich mich festhielt (festklammerte) angewiesen. Ich tappte unsicher herum, langsam, jeden Fuss zögerlich vor den andern setzend.
Mit den Brillen, die verschiedene Sehbehinderungen veranschaulichten, war es etwas einfacher, denn immerhin konnte man ein kleines bisschen etwas sehen. Es war mir also möglich, mich noch ein kleines bisschen auf mich selbst zu verlassen. Aber mir wurde schwindlig, ich wurde schnell müde, weil ich mich wahnsinnig konzentrieren musste, um überhaupt etwas zu sehen. Es war anstrengend.

Die Orientierung ist das eine. Ich denke, man würde lernen, damit zurecht zu kommen. Müsste. Mit Hilfsmitteln, Übung und Hilfe. Einfach stelle ich es mir nicht vor.

Gerade zu schockierend ist für mich der Gedanke, nichts mehr ansehen zu können. Nie wieder. All die schönen Dinge im Leben…
Oder zum Beispiel mich. Wie ich aussehe, wie die Kleidungsstücke aussehen, die ich trage. Meine Frisur. Mein Gesicht. Wie ich mich verändere, älter werde.
Nie mehr die Menschen sehen, die man lieb hat.
Nicht sehen, wie mein Kind äusserlich zum Teenager und zur Erwachsenen wird… Ich schaue sie soooo gerne an.
Nicht sehen, wie Menschen aussehen, die ich neu kennen lerne….
Keine Menschen sehen. Keine Farben sehen. Die Natur.
Keine Fotos mehr machen können. Keine Fotos mehr sehen können, Erinnerungen.
Ich könnte nun noch für eine Weile an dieser Liste schreiben, denn mir kommen tausend Gedanken in den Sinn, was mir fehlen würde…
Und das Vergessen… Würde ich vergessen, was wie aussieht? Würde ich vergessen, wie mein Kind aussieht? Wie violett aussieht? Wie ich aussehe?

Wir machen uns doch von allem und jedem zuerst ein Bild mit dem Auge. Ob uns jemand oder etwas gefällt, entscheidet zuerst einmal das Aussehen, natürlich immer gepaart mit all den anderen Dingen, die wir unbewusst gleichzeitig auch wahrnehmen.
Übernähmen andere Sinne diese Funktion und ich würde mir andere „Bilder“ machen von meiner Umwelt? Durchs Fühlen mit den Händen, abtasten, riechen?

Definitiv ist das ein  Thema, das mich interessiert. Ich denke, ich würde mich gerne mit einer sehbehinderten oder blinden Person darüber unterhalten und viele Fragen stellen.
Das sollte ich tun.

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