
Ich habe länger nichts mehr übers alleinerziehend sein geschrieben. Heute möchte ich das wieder mal tun. Ich möchte zurückblicken auf die letzten fünf Jahre, auf das was war, was ist und was sein wird.
Fünf Jahre her ist das nun. Das bedeutet, dass ich vor fünf Jahren eine der grössten Krisen meines Lebens hatte. Das habe ich zumindest damals gedacht, als die Trennung mir den Boden und alles was darauf stand, unter den Füssen weggerissen hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass es irgendwann noch mal schlimmer kommen könnte. Jetzt weiss ich es, denn ich glaube, die schlimmste Krise meines Lebens habe ich genau jetzt. Aber das ist ein anderes Thema und es ist noch nicht reif genug, um darüber schreiben zu können.
Ich bin nun also seit fünf Jahren alleinerziehend. Alles hat sich gut eingependelt und funktioniert. „Funktionieren“ ist dabei vermutlich der richtige Ausdruck, denn das mache auch ich. Funktionieren. Dabei geht es vor allem darum, genügend Geld zu verdienen, um eine Familie ernähren zu können, Familien-Organisation, Haushalt, Kindererziehung und -betreuung, wenn man es so nennen kann und schlafen.. Mehr mache ich eigentlich nicht, denn mehr mag einfach nicht in einen Tag hinein.
Das was ich mache, funktioniert gut. Ich habe einen Job, den ich sehr gerne mache. Ich kann dort Verantwortung übernehmen und habe ein wertschätzendes Umfeld, interessante Arbeit und liebe Menschen. Es ist so, wie ich es mir wünsche.
Und privat läufts eigentlich auch ganz okay.
Mir fehlt die Zeit, um einen Partner an meiner Seite zu vermissen. Alles funktioniert auch ohne gut und es bringt mir nichts, mir diese Gedanken zu machen. Ich habe mich in den letzten Jahren hin und wieder mit Männern getroffen, so ist es ja nicht. Aber wenn ich dann nur alle zwei Wochen für ein paar Stunden für sowas Zeit habe, kann man es eigentlich auch grad sein lassen, denn so wird das nichts. Ich glaube, mein Leben und ich sind viel zu langweilig für einen Mann.
Jedenfalls ist dieses Thema irgendwie zu deprimierend, um zu viele Gedanken, Gefühle und Energie hinein zu geben. Ich bin enttäuscht von den Männern, muss ich ehrlich sagen und ich hoffe von Herzen, dass mich irgendwann mal einer davon überzeugt, dass ich mit meinem Männerbild total falsch liege. Ich bin offen dafür, obwohl ich selber nicht weiss, warum ich das noch bin.
Mit manchen Themen oder Situationen, die das Leben so aufwirft, fühle ich mich manchmal allein und momentan sogar sehr oft. Ich kann diese Themen mit andern besprechen, tragen muss ich es dann trotzdem allein. Das empfinde ich schon als schwer manchmal.
Ich war vor sechs Jahren zum letzten Mal im Urlaub. Weg von zuhause. Es stimmt nicht ganz, denn im Trennungsjahr war ich mit dem Kind in den Osterferien für eine Übernachtung in Morschach und im gleichen Jahr, mitten in der Trennungskrise, nochmal für zwei Nächte. Das hat auch gut getan. Das waren also meine letzten Ferien irgendwo ausserhalb von Zuhause. Das Kind durfte jedes Jahr mit seinem Vater wegfahren und das war gut so. Ich weiss nicht, wo ich mich noch einschränken könnte, um mir das für uns auch zu leisten. Aber es ist okay, denn zuhause ist es auch schön und das meine ich tatsächlich auch so. Ich glaube, ich habe in der Zwischenzeit – und da hat Corona wohl auch viel dazu beigetragen – sogar ein bisschen verlernt, wegzufahren.
Wann ich zum letzten Mal abends mal weg war (ausser arbeiten) kann ich mich grad nicht erinnern. Ist schon etwas länger her… 🙂
Ich mach mir auch darüber nicht zu viele Gedanken, denn was soll das bringen? Ich bin einfach zufrieden mit dem was ich habe und mache immer aus allem etwas Schönes.
Ich habe in der letzten Zeit Situationen erlebt, in denen ich mir ganz sicher war und heute noch bin, dass man mit mir anders umgegangen wäre, wenn ich einen Mann an meiner Seite dabei gehabt hätte. Oder wenn ich ein Mann wäre. Das schreibe ich nun weder männerfeindlich noch in der Opferhaltung, aber ich bin überzeugt, dass dem so ist. Und das finde ich sehr unschön. Dass man richtig blöd behandelt wird, obwohl man vermutlich sogar besser ausgebildet ist und mehr Erfahrung hat als der gegenübersitzende Mann, der aber mehr Macht hat in dieser Position.
Im grossen und ganzen kann man sagen, dass ich lieber allein bin als mit jemandem zusammen. Beziehungsmässig meine ich. Ansonsten bin ich schon gern mit Menschen zusammen.
Seit ich alleinerziehend bin, vermisse ich meine Familie so, wie ich sie seit Jahren vorher nicht mehr vermisst habe. Ich habe mal gelesen, dass man ein ganzes Dorf benötigt (oder eben eine grosse Familie), um ein Kind aufzuziehen. Das vermisse ich wirklich sehr oft. Auch das war übrigens in der Corona-Zeit besonders schlimm. Man hat sich eigentlich nur noch mit der Familie getroffen, wenn überhaupt. Und wir waren auch da zu zweit. Zu zweit ist es immer schön, versteh das nicht falsch. Aber familiärer Zusammenhalt und Unterstützung wäre schon schön.
Ich weiss, dass ich mich gut mit Situationen anfreunden kann und es schaffe, in allem immer wieder Potential und die Ressourcen zu sehen und dass ich auch die meinen wirklich gut kenne.
Momentan finde ich es sehr schwer. Das hat nichts mit alleinerziehend sein zu tun und irgendwie aber doch, weil es da einfach wahnsinnig viel gibt, was man allein unter den eigenen kleinen Hut bringen sollte. Bis jetzt schaffe ich das und ich hoffe, so sieht es auch weiterhin aus. Ich hoffe aber auch, dass wieder bessere Zeiten kommen. Dieses Mal bin ich, und das ist ein bisschen ungewohnt für mich, aber gerade nicht so sicher…
5 Jahre alleinerziehend.
Ich würde eigentlich allen empfehlen, mit einem Partner oder einer Partnerin nichts aufzubauen, was man dann nicht auch allein weiter machen könnte, wenn dies notwendig wäre, denn nichts ist garantiert für immer und nichts ist 100% sicher.
Abschliessend möchte ich sagen, dass eine alleinerziehende Person ein gaaaaanz grosses Herz braucht, ganz viel Mut und Kraft, Energie und Ausdauer und einen sicheren Halt auf dem Boden dieses Lebens.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das alles habe.
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