„schwierig“


Ich habe in einer Facebook-Gruppe gelesen, wie eine Mutter ihr Kind „schwer erziehbar“ genannt hat und mir ist dieser Begriff etwas schräg vorgekommen und einfach auch veraltet. Zum einen, weil ich den Ausdruck seit Jahren oder gar Jahrzehnten nicht mehr gehört habe und ihn relativ unzeitgemäss finde und zum andern, weil er in meinem Kopf unzählige Fragen aufruft. Diese möchte ich sehr gerne mit euch teilen.
Ich habe sie gefragt, ob das eine Diagnose sei. Sie antwortete, dass wir ja alle wissen, was schwer erziehbar ist: Schwierig halt.

Klar weiss ich, was gemeint ist mit einem schwer erziehbaren Kind. Mit einem schwierigen Kind. Oder einem schwierigen oder wie wir es machmal so gern nennen, einem komplizierten Menschen.

Ist es nicht so, dass es vielleicht an unserer eigenen Geduld, Empathie oder Frustrationstoleranz mangelt, wenn wir andere als schwierig empfinden?

Lässt sich ein Kind schwer erziehen und ist sozusagen erziehungs-resistent? Bedeutet DAS schwer erziehbar? Oder anders gefragt: Fehlt dem Kind etwas oder den Eltern, weil sie ja auch ein Teil der Erziehung sind?

Wenn ich eine Katze zeichnen möchte und das Bild nichts wird, ist dann das Bild schwer-malbar oder muss ICH etwas anders machen oder üben?

Wenn ich das Geschriebene auf dem Strassenschild nur verschwommen sehe, kann die Schrift undeutlich oder zu klein sein. Es könnte abr auch sein, dass ich eine neue Brille brauche oder einfach näher ran muss.

Wenn ich nur immer an derselben Tankstellen mein Auto tanke und an andern nicht kann, dann ist mein Auto wohl nicht schwer-auftankbar, sondern es liegt wohl an mir.

Wenn ein Mensch zum Opfer einer Straftat wird, ist es dann seine eigene Schuld, weil er sich selbst zum Opfer macht?

Ich halte wirklich sehr viel von Selbstreflektion. Von der Fähigkeit, sich selbst zu hinterfragen und sich über sich und seine eigenen Handlungen und Gedanken wiederum Gedanken zu machen.
Es ist sehr wohl einfacher, das nicht zu tun und zB das Kind schwer erziehbar zu finden bzw bei andern zu suchen statt auch bei sich selbst.
Das ist unfair. Aber nicht nur das. Es kann unter Umständen einem andern Menschen auch wirklich sehr schaden. Gerade bei einem Kind. Wie ist es wohl, wenn einem von klein auf gesagt wird, man sei schwierig? Und wie wäre es wohl, wenn dieses „schwierig“ als einfach „anders sein“ akzeptiert würde und okay wäre? Und wenn man heraus finden würde, was genau dieses Kind braucht und es dabei unterstützt? Ist nicht genau auch das Erziehung?

Ich habe jetzt auch kein Bock, da noch mehr darauf einzugehen. Aber ich möchte euch wirklich sehr bitten, eure (oder auch andere) Kinder nicht als schwierig zu bezeichnen.
Und das sage ich im Wissen, dass ganz vieles im Leben ganz oft alles andere als einfach ist. Es sind aber die Umstände, die Situation und ganz viele mögliche Einflüsse. Nicht das Kind.
Oder auch nicht ein erwachsener Mensch.

Eine Antwort zu „„schwierig“”.

  1. Wenn ein Kind schwer erziehbar genannt wird, ist es schwierig für die Eltern, es in ihrem Sinn zu erziehen. Es ist somit ein Problem der Erziehenden, das Kind ist, wie es ist, es hat sich nicht vorgenommen, schwer erziehbar zu sein.

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