
Wenn wir es uns recht überlegen, findet ein grosser Teil des sozialen Lebens in der Familie statt. Mit der näheren Familie verbringt man die meiste Zeit, aber auch mit andern Verwandten. Mit Geschwistern und deren Familien, mit Eltern und Schwiegereltern.
Wie sehr mir das alles fehlt und wie sehr ich es mir für meine Tochter wünschen würde, ist mir am letzten Sonntag bewusst geworden. Sie feierte mit 35 andern Kindern bei uns im Dorf ihre Erstkommunion. Wegen Corona waren die Sitzplätze sehr beschränkt, musste doch jede zweite Bank leer bleiben.
Uns standen vier kleine Seitenbänke zur Verfügung. Acht Sitzplätze. Wir füllten sie noch nicht mal aus. Ich war das einzige Familienmitglied meiner Tochter, das anwesend war. Dazu noch ihre beiden Taufpaten mit Familie und zwei „Leih-Omas“, die sie sehr lieb hat. Eingeladen waren natürlich auch ihr Vater und ihr Onkel, also mein Bruder, die jedoch nicht kommen wollten.
Das Kind bekam sehr viele bunte, schöne Karten zur Erstkommunion und auch unzählige Geschenke. Davon war eines von einer sehr lieben Cousine meiner Mutter, mit der ich immer mal wieder in Kontakt bin. Ansonsten war da nichts von irgendwelchen Verwandten. Und wenn ich das hier so schreibe, sei dies nicht als Vorwurf aufzufassen. Mir wurde einfach bei dieser Gelegenheit sehr bewusst, dass da niemand mehr ist. Gar niemand, der mir familiär nahe steht. Es ist nicht so, dass ich alle verärgert hätte oder ein abartig unangenehmer Mensch wäre, hoffe ich zumindest. Es ist einfach so, dass niemand an uns interessiert ist, weil sie alle ihre eigenen Familien haben, ihr eigenes Umfeld, weil sie zum Teil schon alt sind und nicht mehr so oft an uns denken. Und weil einige gestorben sind.
Ich bin sehr traurig deswegen. Momentan wieder viel mehr als „normal“.
Auch bei dieser Gelegenheit habe ich gemerkt, dass ich mich nicht mehr so wohl fühle, in grossen Menschengruppen. Dass ich schüchterner geworden bin und zurückhaltender. Und dass es mich sehr müde macht. Ich glaube, ich bin es mich nicht mehr gewohnt, weil ich sowas sozusagen nie mache. Ich bin bei der Arbeit und schaue zuhause zu Kind und Haushalt, manchmal geh ich einen Kaffee trinken mit einer Freundin und das wars dann auch schon.
Vermutlich bin ich zu oft allein. Aber es ist nun mal so. Ich glaube, es ist schon lange so, aber ich fühle es erst jetzt, weil damals noch (m)ein Mann mit in der Wohnung war und seine Familie irgendwie auch zu meiner wurde. Und mit ihm sind dann auch sie gegangen. Mit 1000 km Entfernung ist es auch schwierig, wirklich in Kontakt zu bleiben, aber zum Teil klappt das schon.
Ich glaube, ich müsste mich mehr um neue Kontakte kümmern, aber irgendwie fehlt mir neben der Zeit auch ein bisschen die Lust dazu. Für mich ist das auch nicht mehr so wichtig, aber für mein Kind. Ihr möchte ich gerne ein Netzwerk aus lieben Menschen knüpfen, damit sie gut aufgehoben ist und auch später als Erwachsene Freunde hat, die für sie Familie sind.
Mich würde es interessieren, wie andere alleinerziehende Eltern das erleben….
Kommentar verfassen