Kennt ihr all die Weisheiten und Kalendersprüche, die man überall lesen kann, die uns bzw mir (euch auch?) von den Eltern weiter gegeben wurden… Nennt man die überhaupt Lebensweisheiten? Oder Redewendungen? Keine Ahnung.
Wer den Rappen nicht ehrt, ist den Franken nicht wert.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
Kommt Zeit, kommt Rat.
Wer kein Gehirn hat, hat Beine.
Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
Wer nicht hören will, muss fühlen.
Wer nicht will, der hat schon.
Wer A sagt, muss auch B sagen.
Solche Sätze kennt ihr auch, oder? Vermutlich sogar genau diese und bestimmt noch einige mehr.
Ja, das sind Weisheiten, die ganz viel an Werten und Lebensgrundsätzen weiter geben und die ganz bestimmt nicht verkehrt sind. Ich bin so aufgewachsen (unter anderem) und es gibt schon Dinge, die nehme ich mir auch heute noch zu Herzen und die gebe ich auch meinem Kind weiter, jedenfalls so ähnlich.
Diese Sätze kommen aus einer anderen Zeit, sie sind uralt.
Die Zeiten ändern sich. Sie ändern sich, weil die Menschen sich ändern und die Menschen ändern sich, weil die Zeiten sich ändern. Sie passen sich an und umgekehrt ist das auch so. Es ist einfach der Lauf der Dinge. Ob das gut oder schlecht ist, da kann man drüber diskutieren. So hört man ja manchmal dass früher alles besser war und gleichzeitig aber auch, dass früher alles so schwer war… Naja… War halt anders, ne?
Zu vergleichen und zu werten, das bringt aber meiner Meinung nach nicht viel. Es war wie es war und es ist wie es ist und ich finde, dann heisst es, daraus das Beste zu machen und sich dafür einzusetzen, dass die Zukunft gut wird. Nicht nur unsere, sondern auch die unserer Kinder und späteren Nachfahren. Das hingegen beinhaltet noch ganz andere, auch sehr interessante Themen, auf die ich gerne ein anderes Mal zurück kommen werde.
Heute geht es mir um die Einstellung zum Leben bzw. zu allem. Die Grundstimmung, die man irgendwie hat. Ich frage mich oft, ob man diese steuern kann oder ändern oder ob man diese aus irgendwelchen Gründen hat und die ist dann so bis ans Lebensende. Es gibt ja Menschen, die sehen in jeder Situation, in jedem Menschen das Negative. Etwas kann glitzern und glänzen und wunderbar sein, aber da ist ein winziger, kleiner schwarzer Punkt, man sieht ihn kaum. Aber genau DER sticht diesen Menschen ins Auge und obwohl er klein und unbedeutend zu sein scheint, lässt er all das Schöne verschwinden und tritt in den Vordergrund.
Andere Menschen sehen in einem schwarzen Meer aus Trauer einen kleinen Lichtstrahl und halten sich daran fest.
Mir kommt es so vor, als sähe der Erste in einem Tunnel das Licht am andern Ende nicht, sondern irrt irgendwo im Dunkeln herum, an die kalten Wände stossend, stolpernd. Der Zweite sieht das Licht und folgt ihm. Das Schwarze, Dunkle rundherum ist da, zieht ihn jedoch nicht in seinen Bann.
Ich glaube, Menschen, die das Positive sehen können, haben es einfacher. Vielleicht sind sie zufriedener und glücklicher. Und vielleicht können sie sich besser für eine erlebenswerte, friedliche Zukunft einsetzen als jene, die das Negative im Fokus haben. Und nicht nur das, sie können ganz bestimmt auch den Moment besser geniessen. Diesen Moment. Jetzt. Und all diese Millionen einzelner Momente, aus denen sich unser Leben zusammensetzt.
Es gibt im Leben Dinge, die sind nicht schön. Ganz und gar nicht. Da muss man nichts beschönigen. Aber es hilft sooooo sehr, wenn man sich trotz Schwierigkeiten und Sorgen oder was auch immer, nach einer Zeit der Krise auch wieder freuen kann, auch wenn es am Anfang nur kleine Augenblicke sind. Ich glaube, das sind kleine Funken in unserem Gehirn und in unserem Herzen. Funken, die es schaffen, auch andere Funken zu entzünden bis es ganz viele sind und dank denen es wieder heller wird in uns. Dieser allererste Funke, der entsteht in uns, ganz von allein. Ich glaube, bei vielen Menschen ist das so, aber leider nicht bei allen. Vielleicht ist dieser kleine Funke unser Fallschirm, der uns zwar nicht vor dem Fallen rettet, jedoch aber schlussendlich ganz bestimmt vorm Aufprall.
Es gibt in den schlimmsten Zeiten unseres Lebens schöne Momente. Ich glaube, man sieht die im Moment nicht immer, denn Sorgen, Angst und Trauer können uns blind machen, im besten Fall nur für eine Weile. Wenn ich jedoch zurück denke, dann erinnere ich mich noch heute an Begegnungen, Worte und Gesten, die ich zum Beispiel 1998 nach dem Tod meiner Mutter erlebt habe. Und beim Tod meines Vaters, neun Jahre später, ebenso. Ich erinnere mich an Abläufe, an die Überforderung und an die Trauer, Ohnmacht und an den Schock. All das Schlimme. Das hat sich eingebrannt. Aber wirklich nicht nur das, sondern auch die Freundschaft und Liebe, die ich in dieser Zeit ganz besonders stark erfahren durfte von meinem Umfeld. Der Halt und das getragen werden. Ich weiss von ein paar einzelnen Menschen noch immer ganz genau, was sie gesagt haben, fühle noch die Umarmung oder andere Gesten. Das hat mir Kraft gegeben und es unterstützt, dass der positive Funke in mir stärker wurde.
Ebenfalls bei der Trennung im letzten Jahr, in dieser tiefen Krise. Ich erinnere mich an alles. An vieles, was gesagt wurde, egal ob hilfreich, aufmunternd, verständnisvoll, unterstützend oder niederschmetternd und verletzend.
Ich erinnere mich auch an Menschen, die für mich nicht adäquat reagiert haben. Oder taktlos. Aber warum sollte ich zuviele Gedanken daran verschwenden? Was würde es bringen? Genau…
Von Trauer und Verlust gehen wir zu unendlichem Glück.
Und aus der Dunkelheit wird die Hoffnung geboren.
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