Sexismus!
Rassismus!
Man hört es überall. Total wichtige Themen und total wichtig, dass das alles endlich mal auf den Tisch kommt. Dass darüber geredet werden kann. Erfahrungen erzählt. Missverständnisse geklärt. Fragen beantwortet. Erlebnisse verarbeitet. Unsicherheiten beseitigt. Und dass solche Übergriffe – egal ob es um Sexismus oder um Rassismus geht – nicht mehr passieren. Aber wir wissen alle, dass sie weiterhin passieren werden. Vielleicht aber weniger? Es ist zu hoffen…
Das sind ja Themen, über die man unbedingt schreiben müsste. Und das wird es. Es wird jeden Tag darüber geschrieben. Viele wertvolle Texte. Erfahrungsberichte usw.
Und zum Teil sehr überempfindlich. In beiden Themen. Vor einiger Zeit wurde eine Werbung einer Bekleidungsfirma durch die Medien gezogen, weil ein schwarzer Junge abgebildet war, der ein Shirt mit einem Äffchen drauf trug bzw. dafür Werbung machte. Die Welt schrie auf! Und assoziierte schwarze Menschen mit Affen.
Und ich frage mich: Wie zur Hölle kommt überhaupt jemand darauf? Darüber rege ich mich dann auf, denn ich sehe einfach einen Jungen in einem lustigen Shirt, das einem gefallen kann oder nicht. Egal, welche Hautfarbe er hat. Mehr nicht.
Und dann die Werbung, wo eine schwarze Frau für Schokolade wirbt. Und die Welt schreit wieder auf und hält den Atem an. Und ich sehe das nicht, das Problem.
Natürlich sehe ich das dann schon, wenn man mich darauf hinweist. Und ich verstehe es, wenn schwarze Menschen überempfindlich darauf reagieren. Das alles hat eine Vergangenheit, klar. Eine schlimme. Und ich weiss auch, dass Rassismus immer noch nicht – so wie ich es gerade ausdrückte – der Vergangenheit angehört. Es ist präsent. Jeden Tag. Ich bin mir auch bewusst, dass ich das ganze mit Abstand und locker betrachten kann, denn es betrifft mich nicht direkt. Ich bin weiss. Ich werde nicht von rassistischen Arschlöchern niedergemacht. Ich bin mir dessen sehr bewusst.
Aber sind es denn die Menschen mit brauner Hautfarbe, die solche Werbung oder Bilder problematisch finden und sich aufregen oder sind es weisse? Und warum?
Dasselbe ist ja beim ganzen Sexismus-Thema / Feminismus zu beobachten. Statt einfach normal zu diskutieren oder Dinge zu thematisieren, wird so viel auch übers Ziel hinaus geschossen. Jeder Mann ist ein potenzieller Täter, alles was er tut, ist irgendwie sexistisch und falsch. Ich finde, dass eine solch extreme Haltung der Sache nicht dient, sondern im Gegenteil. Es zieht alles ins Lächerliche. Bewirkt, dass Betroffene sich gar nicht mehr darüber äussern oder dass diese sehr, sehr ernsten Themen die Ernsthaftigkeit verlieren.
Ich finde Extremismus nie gut. (Und ihr entschuldigt, wenn ich das nun einfach so nenne.) Wir kennen Extremismus vor allem in der Religion, nicht? Oder wenn es um Rechts- oder Linksextreme geht. Aber nicht nur. Man kann eigentlich bei jedem Thema eine extreme Haltung vertreten. Eine die sehr einseitig ist. Eine, die Kompromisse ebenso wenig zulässt, wie andere Haltungen und Meinungen. Eine, von der es unmöglich ist, abzuweichen, für die man kämpfen würde. Oftmals mit allen Mitteln.
Mit Scheuklappen durch die Gegend zu laufen und lauthals die entgegengesetzte Meinung runter zu machen, das war nie meine Art und wird es hoffentlich auch nie sein.
Gegenbewegungen sind bestimmt wichtig. Und vielleicht müssen sie in einem gewissen Mass sogar „extrem“ sein, auch polarisieren, damit die Welt hinschaut. Aber vielleicht wäre es auch gut, den Boden unter den Füssen und das Ziel vor Augen nicht zu verlieren dabei. Das passiert ganz schnell, wenn die Gemüter erhitzt sind und die Nerven blank liegen, man sich ungerecht behandelt fühlt…
Ich gehe davon aus, dass ihr diesem oder auch anderen Texten von mir entnommen habt, dass ich ganz eindeutig gegen Rassismus bin. Auch gegen Diskriminierung. Und das möchte ich hiermit nochmals betonen. Ich bin auch gegen Übergriffe jeglicher Art. Inakzeptabel!
Ich bin der Meinung, dass alle Menschen fair und gleichwertig behandelt werden sollen. Mit Respekt. Ohne Unterschiede, einfach als Menschen. Egal ob es Frauen oder Männer sind. Egal, welche sexuellen Vorlieben sie haben (solange diese legal sind…). Egal, welcher Herkunft ein Mensch ist oder welche Hautfarbe er hat. Egal, welche Religion. Egal, ob behindert oder nicht, ob krank oder gesund.
Und ich bin auch sehr stark der Meinung, dass ein gesunder Menschenverstand eines unserer höchsten Güter ist. Die Fähigkeit, eine einigermassen vernünftige Meinung zu vertreten, anderen Menschen mit Respekt zu begegnen, auch wenn sie anders sind. Nicht ins Extreme zu verfallen, auch wenn uns ein Thema unglaublich wichtig ist…
Ich komme nochmal auf die Werbung zurück.
Ich verstehe, warum man aufschreit, wenn ein Junge mit brauner Haut einen Affen-Pullover trägt. Und wenn eine schwarze Frau Werbung für Schokolade macht. Ja, ich verstehe, welche Gedanken dahinter stecken und ich kenne den Hintergrund. Aber ich finde sie doof, um ganz ehrlich zu sein. Ich finde, so etwas sollte im Jahr 2018 einfach normal sein. Normal, dass jeder das tragen darf, was er möchte. Dass eine braunhäutige Frau Werbung machen darf für ein Produkt, das braun ist. Oder eine weisse Frau für Milch. Da sagt ja auch keiner etwas. Oder wenn ein weisses Kind ein Shirt trägt mit einem Neandertaler drauf? Na und?
Wir sind im Jahr 2018. Machen wir doch den Schritt und sehen es als normal an, dass Menschen gleichwertig sind. Und schützen und beschützen Menschen, die diskriminiert werden. Und bestrafen und klären diejenigen auf, die dies tun.
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