Ich schreibe hier ja oft über Dinge, die ich gerade gelesen oder mitverfolgt habe und die mir dann nachgehen, irgendwie in meinen Gedanken kleben bleiben. Wie wir Menschen einander begegnen, ist heute eines dieser Themen.
Seit einiger Zeit höre oder lese ich immer mal wieder den Begriff „einander auf Augenhöhe begegnen“, also gleich gross, gleichwertig zu sein, sich auf der gleichen Ebene befindend.
Ich weiss, dass das nicht alle tun. Aber ich weiss nicht, warum. Ich kann es nicht im geringsten nachvollziehen, warum die einen Menschen denken, sie könnten sich über andere stellen. Denken, sie wären mehr wert als andere. Intelligenter, schöner, stärker… Passt auch ganz gut zum Text Schwach sein ist stark
Das Thema der Macht geht ja in der Geschichte der Menschheit weit zurück, vermutlich bis zum Anfang und ich denke, es war immer so, dass es Anführer gab und solche, die ihnen gehorchten und folgten. Und solche die mit Macht umgehen konnten und solche, die das nicht konnten. Und können. Denn dieses Thema ist aktuell. Immer und überall. Wenn man zum Beispiel die Personen anschaut, die überall so an der „Macht“ sind, in den Regierungen sitzen… Nein, ich nehme jetzt nicht schon wieder Trump als Negativ-Beispiel. Aber ich könnte… Ich nenne überhaupt kein Beispiel, denn das muss ich nicht. Ihr wisst Bescheid.
Im Kleinen ist das alles aber auch ein Thema, was ich fast noch schlimmer finde. Denn alles fängt im Kleinen an, im eigenen Umfeld und so wie es da ist, so ist es wohl auf der ganzen Welt.
Es gibt Menschengruppen oder einzelne Menschen, die diskriminiert, ausgelacht, geplagt oder einfach blöd behandelt werden von anderen. Aus verschiedenen Motiven, vermute ich. Und ich verurteile jedes einzelne davon.
Vor vielen Jahren hat mir so etwas mal wirklich das Herz gebrochen. Ich habe gesehen, wie mein Bruder, damals noch in der Rehabilitation nach seinem Motorradunfall, in einer Kneipe sass mit anderen Menschen, alle mit Behinderungen. An einem anderen Tisch sassen irgendwelche junge Typen und haben meinem Bruder von hinten Dinge angeschmissen, Beleidigungen gerufen und laut gelacht. Ich war noch jung und total überfordert mit dieser Situation. Ich wollte reagieren. Hätte reagieren sollen. Diese Arschlöcher zurecht weisen und zwar so richtig. Aber ich konnte nicht. Heute könnte ich das. Und heute mach ich das auch, wenn ich so etwas sehe.
Ich glaube, verändern kann man da nicht viel. Egal, was man tut, es wird immer Leute geben, die andere verachten, auslachen oder weniger wert finden. Weil sie anders sind. Aus fremden Kulturen, Religionen, andere Sprachen sprechen, anders aussehen, andere Bräuche pflegen, einen anderen Glauben haben. Oder Leute, die krank, behindert oder in schwierigen Situationen sind. Andersartigkeit kann Angst machen, soweit verstehe ich das. Weiter jedoch nicht.
Ich glaube, das ist eine der Grundeinstellungen, die jeder Mensch hat, die ihm vielleicht schon in der Kindheit zum Teil mitgegeben wurde in der Erziehung.
Ich kann mich nicht besonders gut an meine Kindheit erinnern und auch nicht an die Haltungen, die meine Eltern hatten z.B. gegenüber behinderten Menschen oder Menschen, die „anders“ sind. Ich vermute, sie waren eher konservativ und wohl nicht besonders offen. Dennoch haben sie mir scheinbar beigebracht, Menschen mit Respekt zu behandeln und keine Unterschiede zu machen.
Dafür bin ich ihnen echt dankbar. Andere Menschen machen mir keine Angst, eigentlich nie. Unterschiede oder Andersartigkeit finde ich eher interessant. Mir ist es wichtig, dasselbe auch meiner Tochter beizubringen, indem ich es ihr vorlebe. Sie aufmuntere zu fragen und ihre Fragen beantworte. Ihr Dinge erkläre.
Das tun wir doch auch bei all den anderen anfallenden Themen. Warum den nicht, wenn es um Menschen geht?
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