
Es war einmal eine ganz kleine Angst, die wohnte in der Seele eines Menschen. Es war eine ganz normale kleine Angst. So eine, wie jeder Mensch wohl eine hat. Eine, die ihn vor Gefahren warnt, ihn zwischendurch an seine Grenzen erinnert. Eine, die aber auch hin und wieder ihren Einsatz verpennte oder manchmal auch überreagierte und ihren Menschen total verrückt machte, obwohl das gar nicht nötig war. Und das ist es eigentlich sowieso nie, denn immer wenn eine Angst ihren Menschen zu nervös und zu besorgt macht, dann ist sie nicht mehr hilfreich, sondern eine Belastung. Dann hilft sie ihrem Menschen nicht mehr, sondern plagte ihn.
Davon wusste aber die kleine Angst nichts und es war ihr auch egal, denn das alles war eigentlich gar nicht ihre Aufgabe. SIE durfte sich allem genau so hingeben wie es ihr gefiel. Es war dann die Aufgabe des Menschen, zu sehen wieviel von ihr notwendig ist und wo er sie in ihre Schranken verweisen musste.
Normalerweise können Menschen das ganz gut. Hin und wieder ein bisschen zuviel Angst und Sorgen oder manchmal auch zuwenig, das gehört zum Mensch-Sein.
Es gibt aber Momente im Leben, da muss die Angst ihren Menschen ganz fest schützen und da nimmt sie ihre Aufgabe mega ernst, das muss man ihr lassen. Und weil ihr Mensch eben genau in dieser schwierigen Situation ist, lässt er sie machen, denn auch er will (muss) sich schützen.
Das gefällt der Angst. Sie darf die Leitung übernehmen und da muss man sie nicht zweimal bitten. Sie reisst das Ruder an sich und macht, was ihr Job ist. Sie versetzt den ganzen Menschen in Alarmbereitschaft und lässt ihn überall Gefahren und Risiken sehen. Dabei plustert sie sich auf und nimmt dabei wahnsinnig viel Platz ein. Sie verdrängt den klaren Verstand und die Vernunft. Der Mensch, ängstlich, verletzt und vielleicht auch traumatisiert, lässt sich von ihrem Kokon umhüllen, um sich endlich wieder sicher zu fühlen. Die Angst fühlt sich wichtig und gross, mächtig und stark und wird grösser und grösser. Das merkt der Mensch nun eigentlich nicht mehr so richtig und wenn, dann ist es ihm ohne Hilfe kaum noch möglich, sich aus diesem eng sitzenden Korsett namens Angst zu befreien. Zu erkennen, wo die Angst notwendig ist und wo nicht, gelingt ihm unterdessen gar nicht mehr und die Angst in ihrem Grössenwahn schlägt überall und immer Alarm.
Die Angst muss man nicht füttern. Die frisst selber.
So eine kleine Angst besitzen wir alle. Obwohl sie uns oft nicht gefällt, weil sie uns bremst, wenn wir das nicht wollen und uns unserer Grenzen immer wieder bewusst werden lässt, ist sie ganz wichtig für uns. Sie schützt uns tatsächlich vor ganz vielen möglichen Gefahren des Lebens und möchte eigentlich nur, dass es uns gut geht.
Es kann aber auch uns allen passieren, dass wir etwas Traumatisches erleben, hören oder sehen und es „klick“ macht uns diese Angst etwas überaktiviert wird und alles seinen Lauf nimmt.
Aus diesem Angst-Labyrinth wieder raus zu finden, das ist ganz bestimmt wahnsinnig schwer, denn die Angst möchte das ja nicht zulassen.
Ich weiss, dass es ganz, ganz viele Menschen gibt mit ganz unterschiedlichen Ängsten und ich wünsche euch von Herzen wahnsinnig viel Kraft dabei, euer Leben wieder zurück zu obern, step by step. Bis die Angst wieder die für sie vorgesehene Funktion einnimmt und nicht euer ganzes Denken und Leben.
Alles Liebe für euch. Stay strong!
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