
Ich erinnere mich noch 25 Jahre nach dem Tod meiner Mutter und 16 Jahre nach dem Tod meines Vaters an vieles von damals. Vor allem an meine Gefühle. An die Trauer. Den unbeschreiblichen, wahnsinnig grossen Schmerz. Das Vermissen. Das Loch in meiner Brust, genau dort wo das Herz ist. Und daran, wie andere Menschen auf mich zugekommen sind. Ich erinnere mich wirklich an bestimmte Begegnungen. Daran, was wer gesagt hat. Daran, wer mich in den Arm genommen hat. Daran, wer sich einfach normal verhalten hat. Ich erinnere mich an sehr schöne, kraftbringende Begegnungen. An Worte, Gesten und Blicke. An Menschen, die mitgefühlt oder auch mitgeweint haben. An Menschen, die sich meiner Trauer gegenüber gestellt haben, um ihr damit still zu sagen „Ich bin da und du bist auch da. Aber im Gegensatz zu dir werde ich bleiben.“ Das hat mir sooooo geholfen.
Es braucht Mut, in solchen oder ähnlichen Situationen auf jemanden zuzugehen. Ich weiss das. Vor 25 Jahren habe ich aber gelernt, dass das wirklich wichtig ist. Dass es wichtig ist, nicht auszuweichen, die Strassenseite zu wechseln oder sich nicht mehr zu melden, weil man nicht weiss, was man sagen soll. Ich habe gelernt, dass man nicht immer etwas zu der momentanen Situation sagen oder fragen muss, sondern einfach „hoi!“ und sich normal verhalten ist schon schön.
Betroffene Personen fühlen sich schlecht und wenn andere sich komisch verhalten, sie ignorieren oder meiden, dann kann das verunsichern oder dazu führen, dass sie sich noch alleiner fühlen als sie es eigentlich sind. Ich glaube, es kann auch stark als Desinteresse und Gleichgültigkeit interpretiert werden, obwohl es vielleicht Taktgefühl, Vorsicht und Respekt ist.
Ausweichen ist Selbstschutz. Ich glaube, es ist die Angst, sich selber zu überfordern und auf die Reaktion des:der anderen nicht reagieren zu können. Was, wenn sie anfängt zu weinen? Was, wenn er etwas erzählt, das mich zu sehr berührt? Was, wenn ich nicht weiss was ich sagen soll und was, wenn ich mich falsch verhalte? Verständlich. Und normal.
Mitgefühl hilft. Und ich glaube, sich nicht alleine zu fühlen, hilft auch, ganz besonders, wenn es mal schwieriger ist im Leben. Und das kann man zusammen viel besser meistern.
Togetherness. Und Liebe. As always.
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