In Wochen wie dieser fühle ich mich manchmal etwas allein. Oder war es übermüdet? Irgendwie ein bisschen von beidem.
Das Kind krank, also sitzt man neben der Arbeit, falls man da überhaupt hin kann, zuhause in der Wohnung fest. Mal schnell einkaufen gehen, das geht noch. Alles husch husch, denn man will das kranke Kind ja nicht zu lang allein zuhause lassen. Man ist müde von unruhigen Nächten und versucht, trotzdem allen Verpflichtungen nachzukommen. Solche Wochen sind irgendwie komisch. Auf der einen Seite bleibt das Leben fast stehen, weil nicht viel passiert. Passieren kann. Man macht das nötigste zuhause und kümmert sich um das Kind. Also in den vier Wänden ist alles verlangsamt und reduziert. Wenn man dann aber die Wohnung aus irgendeinem Grund verlässt, dann ist das voll stressig. Einkaufen, ganz schnell und nur das nötigste. Und der Job, das ist wirklich das stressigste überhaupt. Falls man überhaupt hin kann, was wirklich nicht selbstverständlich ist, denn was macht man denn unterdessen mit dem kranken Kind?
Ich habe ja Glück. Mein Arbeitgeber versteht es ganz gut, wenn ich mal nicht kommen kann. Und doch ist es natürlich ungünstig, denn ich habe ja auch dort eine Verantwortung. Und zwar für Menschen. Da ist das einfach Kacke, wenn man aus irgendwelchen Gründen nicht kommen kann. Man fühlt sich also hin und her gerissen, in einem Gewissenskonflikt sozusagen. Man müsste an beiden Orten zur gleichen Zeit sein und seine Pflicht erfüllen, kann aber nur an einem Ort sein.
Ich wünsche mir dann regelmässig meine Mutter und meinen Vater zurück oder wenigstens einen von beiden, damit das Kind eine Grossmama oder einen Grosspapi hätte, die in solchen Situationen mal aushelfen können.
Soziale Kontakte fallen eigentlich in solchen Tagen, Wochen fast zu 100% weg bzw. können nur über soziale Medien oder übers Telefon stattfinden.
Ich habe diese Woche am Montag mein Team und die Menschen, die ich betreue gesehen und am Donnerstag dann wieder die zu Betreuenden und kurz den Ex-Mann, der unterdessen zum Kind schaute. Ah… und am Mittwochnachmittag habe ich ein paar andere Mütter gesehen, weil wir etwas für den Weissen Sonntag vorbereitet haben. Ich habe das genossen, war aber mit einem Ohr immer bei meinem Handy und der Uhr, weil ich das Kind allein zuhause lassen musste währenddessen. Ich habe mich am MI mit einer der Mütter ein wenig unterhalten und ich muss sagen, dass das wohl mein einziger Austausch war in dieser Woche. Hat gut getan.
Da fehlt es dann doch, dass jemand nach Hause kommt, mit dem man ein paar Worte reden kann. Jemand, der einem ablöst oder die notwendigen Einkäufe nach Hause bringt, weil man schlecht weg kann. Jemand, der die Sorge ums kranke Kind mit einem teilt.
Um ganz ehrlich zu sein, soziale Interaktionen übers Handy… Facebook, Whatsapp oder was auch immer, das ist dann echt sehr wichtig, jedenfalls für mich. Ich brauche das einfach. Ich brauche Kontakte, sonst schleicht sich dieses fiese, dunkle Einsamkeitsgefühl ganz langsam und doch schnell durch jede Faser des Körpers und spätestens, wenn das dann im Kopf und im Herz auch noch ankommt und alles schwer und dunkel wird, dann ist es nicht mehr schön. Also heisst es, dies erfolgreich zu verhindern.
Manchmal habe ich Phasen, da habe ich das Gefühl, ich müsste meinen Freundeskreis unbedingt vergrössern, um halt irgendwie das Fehlen von Familie und Verwandtschaft zu kompensieren. Es gäbe schon Möglichkeiten, dies in die Realität umzusetzen, klar. Dann merke ich aber wieder, dass ich ja wirklich einen tollen Freundes- und Bekanntenkreis und schon für all diese lieben Menschen nicht genug Zeit zur Verfügung habe. Warum bräuchte ich dann noch neue dazu? Und woher diese Zeit nehmen?
Ich brauche nicht mehr, ich hätte noch nicht mal die Kapazität dafür momentan. Nicht nur zeitlich.
Ich glaube, es gibt Momente im Leben, da hat man nicht genug Energie dafür, sich neue Freunde zu machen. Da kann man einfach froh sein, wenn man Freunde HAT. Freunde, die sich von meiner Befindlichkeit nicht beeindrucken lassen und da stehen wie ein Fels in der Brandung. Ich habe solche. Ich habe auch andere, die von den Wellen mitgerissen wurden. Ich bin unterdessen nicht mehr enttäuscht, denn ich weiss, dass man extrem stabil sein muss, wenn es eine Person, die man gern hat, dermassen „erwadelt“. Es ist sehr, sehr geil, wenn man solche Menschen zu seinen Freunden zählen kann.
Und unterdessen stehe ich längst auch wieder stabil im Leben. Vielleicht stabiler und stärker als je zuvor.
Nächste Woche ist dann alles wieder einfacher. Das Kind ist wieder gesund und der normale Alltag hat uns dann wieder. Das ist gut.
Und danke!
Kommentar verfassen