Wie oft denken wir im Leben, dass alles gut läuft so wie es ist und dass alles in Ordnung ist und dann passiert nur etwas ganz Kleines und wirft uns alles übereinander und durcheinander… Und wir finden uns irgendwo unter Trümmern wieder. Die Trümmer unseres Lebens, die Trümmer unserer Gedanken… Meistens sind das ja nicht fassbare Trümmer, was die Sache aber nicht weniger schlimm macht. Im Gegenteil.
Wenn der Duschvorhang, den ich gerade stolz selbst raufgehängt habe, nach ein paar Minuten runter fällt und mich unter sich begräbt, ist das natürlich ein blödes Beispiel… Was ich aber damit sagen will ist, dass man sich dann halt ärgert und ihn nochmals – dieses Mal besser – aufhängt. Da hängt jetzt keine Existenz oder so dran, höchstens jede Menge Nerven. Anders ist es, wenn jemandem das Haus niederbrennt, wenn ein Erdrutsch oder ein Erdbeben ein Haus zerstört. Das Haus kann ersetzt werden. Wenn alles vorbei ist, fängt man an zu räumen, eins nach dem andern und baut dann alles Schritt für Schritt wieder auf. Nein, ich weiss, so einfach ist das nun auch wieder nicht, denn es geht nicht, wie gerade beschrieben, nur um die Sache. Da hängen Existenzen dran. Viel Geld. Erinnerungen. Leben.
Und wie ist es, wenn wie oben geschrieben, Gedanken, Hoffnungen, die Liebe zerbrechen und einen Menschen verschütten. Wenn schreckliche Nachrichten, Enttäuschungen und Probleme auf uns nieder prasseln, uns die Luft zum Atmen nehmen? Wir kennen es alle, oder? Solche Situationen gibts im Leben, Krisen nennen wir sie. Auch da hängt ein Leben dran, auch da gehts ums überleben. Wir leben weiter, versuchen alles aufrecht zu halten, für die andern und vielleicht vor allem auch für uns, aus Angst, wenn man genau hinschaut, wenn man es jemandem erzählt, vollends zu fallen, die Kontrolle zu verlieren. Für niemanden sind weit und breit Trümmer sichtbar und doch wird ein Mensch darunter fast zu Tode gedrückt. Es ist so schwer, da unten schwer atmend und keinen Ausweg sehend, zu liegen und irgendwie zu versuchen, Steine und Staub aus dem Weg zu räumen. Immer wieder fällt etwas auf uns runter, wenn man meint es geschafft zu haben, zerbröckelt weiter oben wieder ein grosser Stein und begräbt uns von neuem.
Warum ist es wohl so schwer, nach Hilfe zu schreien? Und warum ist es noch viel schwerer, Hilfe zu holen, bevor alles zusammenfällt? Irgendwie scheint das manchmal das Schwerste auf der Welt zu sein. So viele Menschen versuchen ihr Schicksal selbst zu tragen, getrauen sich nichts zu sagen… Warum eigentlich?
Weil es als tapfer gilt, nicht zu klagen? Weil es als tapfer gilt, nicht darüber zu sprechen? Weil es als jammern gilt, wenn man nach Hilfe ruft? Weil es als jammern gilt, wenn man sagt, dass man nicht weiter weiss?
Aber es ist ein Versuch wert, um Hilfe zu bitten. Vielleicht muss man noch nicht mal bitten,vielleicht einfach nur erzählen, dass es grad sehr schwer ist. Es mag solche geben, die nichts verstehen, die blöd reagieren und das ist das, was uns wieder umwirft in diesen Momenten, uns den Mut und die Kraft nimmt, ja das stimmt. Es gibt aber ganz bestimmt auch solche, die uns eine Hand reichen, die mit uns die Steine wegräumen, einer nach dem andern. Es geht zu zweit oder zu dritt viel einfacher als allein.
Hilfe kommt in sooooo vielen Formen… die einen helfen tatkräftig mit, nach Lösungen zu suchen, die andern handeln sofort, die einen umarmen uns, trösten und geben uns Kraft, die andern legen sich zu uns in die Trümmer, damit wir uns nicht mehr nicht mehr allein fühlen. Die einen helfen uns aufzustehen, die andern hören einfach zu. Und alles ist toll. Alles ist irgendwie besser als allein zu sein in solchen Momenten…
Ich glaube ja, dass viele Trümmer die Teile zerbrochener Herzen, zerbrochener Hoffnungen sind. Vermutlich sind das diejenigen, die am schwersten auf uns liegen, die am meisten Kraft verbrauchen beim Wegräumen. Weil sie nicht weg geräumt werden wollen, für eine lange Zeit.
Ich glaube auch, dass alles gut strukturiert und ordentlich wäre in unserem Kopf, in unseren Gedanken, bis das Herz mitreden will. Und das will es ja immer. Soll es sogar…