Ich glaube, Grenzen setzen heisst auch verletzen. Und dennoch müssen wir es tun, denn Grenzen bedeuten Schutz für uns. Dort wo ich meine Grenze definiere, bedeutet es für jemand anderen, dass er nicht mehr weiter kann. Bis da hin und nicht weiter! Das kann als Einschränkung, als Zurückweisung verstanden werden.
Grenzen setzen schützt uns vielleicht auch vor uns selbst. Wo nichts mehr hinein kann, kann auch nichts mehr raus und vielleicht muss das im Moment so sein. Manchmal bewusst, manchmal eher unfreiwillig, gezwungen von Ängsten oder Schmerz zum Beispiel.
Grenzen sind persönlich und individuell, manchmal starr und fest, manchmal flexibel und löchrig. Sie sind etwas persönliches, jeder würde sie woanders setzen, jeder geht anders damit um. Einige kennen die ihren sehr gut, verteidigen sie, andern wurden sie gewaltvoll zerstört und konnten nie mehr aufgebaut werden. Einige fordern sie heraus, versuchen sie zu weiten, zu umgehen. Die ihren sowie die unseren. Grenzen, die eingetreten werden, fallen leise und unspektakulär, können aber unter Umständen ganze Leben zerstören.
Grenzen sind für andere nicht sichtbar. Einige können wir erahnen, meistens gehen wir davon aus dass andere dieselben wie wir haben. Das ist ein Irrtum und die Ursache von 90% der zwischenmenschlichen Konflikte. Dafür ver(sch)wenden wir einen Drittel unserer Energie, den zweiten Drittel für die Aufrechterhaltung und Verteidigung unserer persönlichen Grenzen und den dritten Drittel für… woher soll ich das denn wissen?!
Ich bin für weniger verteidigen und kämpfen und für mehr Taktgefühl, Empathie und Verständnis. Wäre einfach. Mal ausprobieren?