Schreiben ist Liebe


Ich habe schon immer gerne geschrieben. In einigen meiner Beiträge habe ich hier bereits darüber erzählt. Zum Beispiel in der Schule Aufsätze, ich habe sie geliiiiiiebt! Ein Thema wurde bekannt gegeben und ich habe sofort drauflos geschrieben. Meine Freundin, die neben mir sass, überlegte und überlegte, während ich bereits drei Seiten vollgeschrieben hatte. Oder Briefe. Noch lieber als selber geschrieben, habe ich natürlich Briefe erhalten. Aber logischerweise klappt es mit dem Bekommen nicht so richtig, wenn man nicht auch selber schreibt. Also hatte ich Brieffreundinnen und -freunde, viele! Zuerst in den deutschsprachigen Ländern und später, als ich dann englisch konnte, überall auf der Welt. Das Schreiben, das schöne Papier, die fremden Briefmarken… Ich mag das alles auch heute noch. Schreibwaren sind für mich die allerschönsten Geschenke. 

Das Interessanteste an den Brieffreundschaften war für mich aber diese Person irgendwo in der Welt, die mich durch meine Briefe kennen lernte und ich sie. Kontakte sind vielseitig und verschieden, wie die Menschen, die sie aufrecht erhalten. Und genau so waren auch diese Kontakte. Einige blieben oberflächlicher und sachlicher, andere erzählten wirklich von sich. Einige dauerten nur ein paar Monate, andere viele Jahre. Das war schon interessant zum Teil. Die verschiedenen Kulturen, die verschiedenen Länder. Ich hatte zum Beispiel mal einen Brieffreund in Ghana. Ich habe dann mal den Fehler gemacht, ihm eine Swatch zu schicken / schenken. Eine für mich „billige“, knallgrüne, ich erinnere mich genau. Und danach hat sich diese Brieffreundschaft leider verändert. Offensichtlich fand er mich sehr reich und er bat mich danach in jedem zweiten Brief um Dinge, die ich ihm kaufen und schicken sollte. Was ich aber nicht getan habe, was er dann wohl nicht so toll fand.

Irgendwann verlor ich ein bisschen das Interesse am Briefe schreiben. Ich hatte wohl andere Interessen und nicht mehr die Zeit dazu. Irgendwann fand ich dann einige dieser Leute auf Facebook wieder – oder sie mich und wir blieben dort in Kontakt. Unterdessen habe ich kein Facebook und auch die Kontakte nicht mehr.
Zum Beispiel eine Frau aus Japan. Tomoyo heisst sie. Wir schreiben uns, seit wir etwa 16 waren. Und ich weiss von ihr wirklich nichts. NICHTS! Es ist kein Scherz. In jedem Brief nur Small Talk… wie das Wetter in Japan ist usw. sie benutzte immer sooo schönes Papier und schöne Stifte mit Glitzer und tollen Farben, die es bei uns damals nicht gab. Ich habe ihr immer wieder geschrieben, obwohl es spannenderes gäbe. Ich dachte, das sei vielleicht Teil ihrer Kultur, nicht zu persönlich zu werden. Keine Ahnung, ob das stimmt. Unterdessen schreiben wir uns nicht mehr wirklich Briefe, aber tatsächlich noch jedes Jahr eine Weihnachtskarte. Irgendwie lustig.

Ich erinnere mich gut an meine Brieffreunde, obwohl es Jahre her ist. Adrienne aus Neuseeland. Steve aus Ghana. Jacques aus Frankreich. Mary aus Irland. Rachel aus England. Gayle aus New York. Mary aus Griechenland. Hin-Hsin aus Taiwan. Claudia aus Schottland. Tomoyo aus Japan. Melanie aus Gelsenkirchen. Martin aus Köln. Silvia aus Tschechien. Isabelle aus Frankreich. Chantalle aus Holland. Raul aus Mexico. Soltan aus Saudi Arabien. Ich kann mich nur so gut erinnern, weil ich in meiner Erinnerungskiste Fotos von all denen habe. 🙂

Leider sind Briefe unterdessen ein wenig ausgestorben. Wenn mal einer ins Haus flattert ist es meistens eine Rechnung und sogar die kommen unterdessen meistens per Email.
Beim Briefe schreiben steht ja das Interesse am anderen Menschen, einen Kontakt, eine Freundschaft aufzubauen, im Vordergrund. Dieses Interesse zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben, glaube ich. Irgendwie ist es ja dann irgendwann auch zu meinem Beruf geworden. Zum Teil jedenfalls. Und ich bringe es nicht fertig, irgendwas zu tun, ohne dass irgendwer an mir hängen bleibt oder ich an ihm. Eigentlich schön. 

Man kann aber auch schreiben, ohne Interaktion mit jemandem. Zum Beispiel Tagebuch. Auch das habe ich eine Zeit lang gemacht, um sie dann irgendwann in einer pubertären Phase zusammen mit einer Freundin in einem grossen Feuer zu verbrennen. Vermutlich kann ich froh darüber sein, dass all diese Bücher nicht mehr existieren, zum anderen wären sie vielleicht in ein paar Jahren für meine Tochter von Interesse.

Und jetzt schreibe ich hier seit ein paar Wochen. Und ich liebe es. Schreiben ist Liebe. Es ist mein Herzblut! Es sind meine Gedanken und es ist meine Phantasie. Und weil ihr dort draussen das lest, macht es umso mehr Spass, denn ich schreibe schlussendlich ja genau für euch. Für uns. 

 

 

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