In Zeiten wie diesen wird einem ja wieder mehr bewusst, dass es nicht nur schön ist, wenn einem geholfen wird, sondern manchmal auch nötig. Wohl oder übel.
Hilfe zu bekommen löst ein gutes Gefühl aus, aber leider manchmal mit einem schalen Nachgeschmack. Sich hilflos zu fühlen, zur Last fallen und auf andere und deren Goodwill angewiesen zu sein, das ist nicht nur einfach. Es bedeutet, dass man etwas nicht mehr (tun) kann, aus welchen Gründen auch immer. Ich glaube, wir Menschen verbinden das gerne mit Freiheitsberaubung und dann halt wenn wir älter sind damit, dass wir alt werden und an Selbständigkeit und Kraft verlieren. Sich dies einzugestehen, ist für viele Menschen schwer.
Ich habe beobachtet, dass es wirklich nicht einfach ist, um Hilfe oder Unterstützung zu bitten. Ich habe in den letzten Wochen öfter als normal mit meiner über 80jährigen Lieblingstante telefoniert und im Gespräch gemerkt, dass sie stark das Gefühl hat, andern zur Last zu fallen. Besonders am Anfang der ganzen Corona-Zeit, da ging sie noch selbst einkaufen und hatte Skrupel, das Angebot ihrer Schwiegertochter für sie einkaufen zu gehen anzunehmen. Unterdessen tut sie das natürlich und zwar mit einer riesengrossen Dankbarkeit und dem Wissen, das das nicht selbstverständlich ist.
Als ich in Isolation war – wegen einer Nierenbeckenentzündung, wie sich später herausstellte – habe ich auch eine Freundin gebeten, für uns einzukaufen und war sehr froh, dass sie das getan hat. Weitere Freundinnen und Bekannte haben reagiert, als ich z.B. etwas aus der Apotheke oder so brauchte und brachten uns das vorbei. Ich war darauf angewiesen, denn ich durfte ja nicht raus und wollte mich auch wirklich daran halten. Es ist ein blödes Gefühl, wenn man nicht mehr selber einfach gehen kann, wohin man grad will. Schnell in die Bäckerei oder so. Wir durften ja nicht mal spazieren gehen. Wir haben tatsächlich die Wohnung 10 Tage lang nicht verlassen. Das war ja auch für den Arsch, denn Corona war das (Glück gehabt!) ja nicht.
Nachbarschaftshilfe oder auch einfach Hilfe unter Bekannten oder Freunden hat bestimmt in dieser Zeit einen Aufschwung bekommen, weil einige einfach darauf angewiesen waren oder sind. Bei uns im Dorf durften Menschen, die der Risikogruppe angehören, z.B. in einem der Dorfgeschäfte telefonisch bestellen, was sie am nächsten Tag brauchen und Frauen der Frauengemeinschaft haben diese Einkäufen dann kostenlos und freiwillig an ihren Bestimmungsort geliefert oder tun dies noch immer. Ich finde das echt schön.
Letzte Woche habe ich selber ein solches Hilfsangebot beansprucht und zwar habe ich eine Tasche voller Lebensmittel geschenkt bekommen. Die FEG (Freie Evangelische Gemeinde) Stans schenkt momentan wöchentlich über den Verein für Alleinerziehende Mütter und Väter Luzern Einelternfamilien, die finanziell etwas oder sehr knapp dran sind, solche Lebensmittelspenden. (Mit lokalen Partnern gegen Foodwaste.) Dies läuft unkompliziert ab. Es soll einfach an Alleinerziehende und ihre Kinder gehen, da wird kein Einkommen geprüft oder so. Es soll einfach helfen oder / und eine Freude machen. Ich muss sagen, ich bin finanziell ganz bestimmt viel besser gestellt als sehr viele andere und trotzdem ist es immer ein Einteilen und Sparen, wenn man allein für eine Familie auskommen muss, meistens ja mit einer Teilzeitstelle. Und so habe ich diese Tasche mit Spannung erwartet und habe deren Inhalt als wunderbare Überraschung und als Geschenk angesehen. Ich habe mich wirklich sehr gefreut darüber.
Schön finde ich dabei auch, dass es ja von einer religiösen Gemeinschaft kommt, wenn man das so sagen darf, und dass aber alle dieses Angebot annehmen dürfen, egal welcher Religion sie angehören und auch ohne Erwartungen oder Verpflichtungen. Die Mitglieder des Vereins für Alleinerziehende Mütter und Väter ist ja nicht nur multi-kulti, sondern auch multi-religiös.
All das gehört für mich sehr fest in den Bereich der Nächstenliebe. DANKE!
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