Ein bisschen Nostalgie


Das Kind und ich, wir spielen Kinderpost. Das heisst, ich sollte. Ich bin ja nun am Schreiben und sie sitzt neben mir am Postschalter und bedient nun imaginäre Kunden. Ich habe die letzten zwei Stunden damit verbracht, winzig kleine Einzahlungsscheine auszufüllen, Briefchen zu schreiben, Paketchen zu machen, um diese beim Postschalter abzugeben. Dort kaufte ich winzige Briefmarken, bezahlte mit ziemlich echt aussehendem kleinen Geld oder mit der Postcard („Mama, bezahle mit der Karte, dann kannst du Geld sparen“). Die Dame hinter dem Schalter war etwas ungeduldig und wirklich nicht sehr freundlich. Ziemlich bossy, um ehrlich zu sein. Von „der Kunde ist König“ hat sie offensichtlich noch nie etwas gehört. 🙂

Und ich habe ein Blackflash… Ich liiiiiiiiiiebte als Kind meine Kinderpost! Ich erinnere mich total daran. Ich liebte schon damals alles mit Schreiben, Papier usw. Es hat ein paar Jahre später dann auch niemanden überrascht, als ich eine Ausbildung in der grafischen Branche machte.
Dementsprechend mag ich diese Dinge auch heute noch. Auch mit dem Kind. Schon früh haben wir angefangen mit Farbstiften zu kritzeln und zu malen, irgendwann zu basteln. Als sie grösser wurde, dann auch mit Pinsel. Ich meine Bilder, sie ihre. Auch basteln ist toll mit ihr… Jetzt im Herbst gehen wir gerne zusammen raus, bunte Blätter, Nüsse, Kastanien, Steine sammeln und basteln mit denen irgendwas. Sie hat total viel Phantasie (von wem sie das wohl hat?) und braucht nun nicht mehr immer meine Anleitung, nur noch manchmal ein bisschen Hilfe. Sie erfindet die tollsten Dinge. Ihr aktueller Berufswunsch für später ist schliesslich auch Erfinderin.
Ich muss gestehen, spielen ist nicht so mein Ding. Brettspiele und solche Dinge sind in Ordnung, aber auf dem Boden rumkrabbeln und mit Legosteinen irgendetwas bauen, mit Holztieren, Dinosauriern, Autos oder Playmobil, ich mag das nicht so richtig. Ich habe keine Geduld und vermutlich auch zuwenig Zeit dafür. Das übernimmt ihr Vater ausgiebig und gerne.

Ich kann mich nicht an vieles erinnern, womit ich damals als Kind gerne gespielt habe. Manchmal wäre es schon schön, wenn man jemanden fragen könnte, der mich gekannt hat und das noch wüsste… Wir waren viel draussen, das ist klar. Ich erinnere mich auch, dass ich gerne ausgemalt und gezeichnet habe. Und ich habe gerne mit Barbies gespielt, ja tatsächlich, ich gebe es zu. Wir hatten damals noch nicht so viel Zubehör und Kleidung für diese Puppen, dafür umso mehr Phantasie. Wir haben aus Stoffresten, Tüchern und Bändern selber Anziehsachen für die Barbies gebastelt. Ich habe ja immer mit meiner Freundin Evi Barbie gespielt. Stundenlang. Und dazu alte Märchen-Platten gehört. Jorinde und Joringel war mein Lieblingsmärchen… tausendmal gehört.
Barbie-Puppen und auch „normale“ Puppen sind beim Kind auch schon seit einer ganzen Weile aktuell. Wir stylen die jeweils zusammen für Hochzeiten und Schönheits-Wettbewerbe und ich finde das schon irgendwie immer noch cool bzw wieder, ja ja… tatsächlich. Muss aber jetzt nicht jeden Tag sein. 🙂  Momentan findet sie es irgendwie sowieso spannender, wenn die Puppen nackt sind… 🙂
Im Kindergarten vor gefühlten hundert Jahren liebte ich die Puppen-Ecke. Ich mochte den Kindergarten sehr, all diese Spielsachen, ein Paradies. Von der ganzen Kindheit ist es wohl die Kindergarten-Zeit, an die ich mich am besten erinnere. Meine Lehrerin war eine katholische Ordensschwester, sie erschien mir schon damals uralt. Als vor zehn Jahren mein Vater gestorben ist, hat sie mir überraschend einen Brief geschrieben. Sie hat in der Zeitung die Todesanzeige gelesen und sie erinnerte sich an den Namen. Sie schrieb, dass sie dann alte Fotos von ihren Klassen rausgesucht und mich gefunden hat. Unterdessen ist sie wirklich uralt und damals kam sie mir nur so vor, als Kind findet man ja alle über 20 mega alt. War schon schön, von ihr zu hören. Natürlich habe ich ihr zurück geschrieben.

Ich staune ich manchmal, wieviele Spiele es noch gibt, die es damals schon gab. Angefangen hat es mit dem Spielzeug-Telefon für die kleineren Kinder. Das mit den Rädern, das das Kind hinter sich her ziehen kann, mit dem aufgemalten Gesicht. Erinnerst du dich? Das hatten doch damals schon alle. Das gibt es heute tatsächlich noch. Oder natürlich all die Brettspiele, die gibt es ja sowieso seit Jahren und laufend kommen neue dazu. Einige habe ich mit zu mir genommen, als wie die Wohnung meiner Eltern nach deren Tod räumen mussten. Die lagen nun jahrelang fast vergessen in einem Schrank herum und jetzt ist das Kind alt genug für diese Spiele. Sowas bringt schon Erinnerungen hoch, wie meine Mutter diese Spiele damals mit uns gespielt hat. Von einigen weiss ich noch, wann wir die gekauft haben oder wer sie geschenkt hat. Irgendwie sind mir diese alten Dinge ziemlich wertvoll.
Von mir gibts ein Foto mit einer Puppe und eines mit einem Kuscheltier-Esel. Ich denke manchmal daran, dass es schön wäre, diese noch zu besitzen, so als Erinnerung. Aus diesem Grund mache ich für das Kind Erinnerungskisten. Alles kann man ja da nicht rein legen, aus Platzgründen. Aber ich möchte schon, dass das Kind irgendwann mal Erinnerungen aus ihrer Kindheit hat. Sie schaut schon jetzt ihre kleinen Babykleidchen gerne an. Ich übrigens auch….

 

 

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