Es gibt viel Trauriges auf der Welt


Es gibt viel Trauriges auf der Welt.
Internationale Konflikte, Bürgerkriege und andere Katastrophen. Viel Elend. 130 Millionen Menschen sollen weltweit in Not sein. Ganze Bevölkerungsgruppen.
Wir können vieles mitverfolgen, sind mehr oder weniger informiert. Viele Menschen möchten helfen und tun dies auch tatsächlich.
Unser Blick richtet sich immer auf ein aktuelles Krisengebiet bzw. wird von den Medien geführt. Informiert, manipuliert, verschwiegen, verdreht, was auch immer. Wir können nicht überall hinschauen, ich glaube es ist zuviel und wir könnten damit nicht umgehen. Vielleicht müssen wir das auch gar nicht. Mein Thema heute ist ein anderes und ich beginne nochmals mit meinem ersten Satz:

Es gibt viel Trauriges auf der Welt.
Schicksale, von denen wir nichts wissen oder nur am Rand etwas mitbekommen. Jeden Tag. In unserer Strasse, in unserer Stadt, in der Nachbarschaft, in der Familie. Die kleinen Katastrophen finden oft hinter verschlossenen Türen statt. Und unter „klein“ verstehe ich nicht, dass sie unbedeutend sind oder nicht ernst zu nehmen, nein. Ich meine Einzelschicksale. Tragödien. Schwierige Situationen.

Was wissen wir wirklich von unserem Umfeld? Oder wo schauen wir hin und wo nicht?

Die Rentnerin, deren Mann vor ein paar Jahren gestorben ist.
Der junge Mann, der sich durch Glücksspiele verschuldet hat.
Der kleine Junge, der in der Schule jeden Tag ausgelacht wird.
Der Mann, der unter Depressionen leidet.
Seine Frau, die nicht weiss, wie sie ihm helfen kann und daran verzweifelt.
Das Mädchen, das von seinem Onkel regelmässig angefasst wird.
Die Frau, die gestern die Kündigung im Job erhalten hat.
Der Mann, der vor zwei Jahren einen Fussgänger angefahren und tödlich verletzt hat.
Die junge Mutter, die total übermüdet und mit den Nerven am Ende ist.
Die Mann, dessen Frau vor kurzem an Krebs gestorben ist.
Die Frau, die weiss dass ihr Mann sie betrügt.
Das Mädchen, das in der Schule unter starkem Leistungsdruck steht.
Der alte Mann, dessen Hund heute eingeschläfert werden muss.
Das Paar, das ein Kind verloren hat.
Das Mädchen, dessen Mama manisch-depressiv ist.
Die alleinerziehende Frau, die nicht weiss, wie sie Arbeit, Kinder und Haushalt unter einen Hut bringen soll.
Der Mann, dessen Freundin vor kurzem ausgezogen ist.
Der geschiedene Vater, der seine Kinder vermisst.
Die Familie, die nicht weiss wie sie ihre Rechnungen bezahlen soll.
Die Frau, die Weihnachten ganz alleine verbringt. Weinend.
Die Mutter, die ihrem Kind keine neuen Stiefel kaufen kann.
Der Vater, der mit dem Druck im Job überfordert ist.

Es gibt Dinge, über die sprechen wir nicht wirklich. Vielleicht aus Scham. Aus Selbstschutz. Weil man andere nicht überfordern will. Weil man noch nicht bereit für eine Veränderung ist. Aus Angst vor der Reaktion. Aus Angst vor sozialen Konsequenzen.

Es gibt aber auch Dinge, die sehen wir. Wir wissen, dass die ältere Nachbarsfrau allein und vielleicht einsam ist. Dass die Frau, die letzte Woche ihren Mann begraben hat, in Trauer ist usw

Ein Problem wird nicht zu unserem, wenn wir hinsehen und fragen, ob wir helfen können. Aber vielleicht wird ein Problem für jemanden ein bisschen kleiner, wenn jemand da ist. Es sind die kleinen Gesten, die sehr helfen, die sehr Mut machen.

Ein paar freundliche Worte, ein Besuch, eine Einladung, Interesse zeigen… Und Sonnenstrahlen durchbrechen dunkle Wolken. Ich erinnere mich an solche Situationen nach der Trennung von meinem Mann. Eine Einladung zum Mittagessen, die Hilfe beim Umzug, freundliche Worte, fragen „wie gehts dir?“ und es wirklich hören wollen…

Ich möchte dazu aufmuntern, es auszuprobieren.
Und ich möchte auch dazu ermutigen, darüber zu sprechen, wenn etwas nicht gut ist, dem Umfeld ein Zeichen zu geben.

Wir können nicht überall helfen und das müssen wir nicht. Aber wenn sich jeder um jemanden sorgt, ist keiner allein.

 

Eine Antwort zu „Es gibt viel Trauriges auf der Welt”.

  1. Das ist ein richtig guter Impuls 🙂

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