Immer wieder stosse ich auf Menschen, die von sich behaupten, Menschen zu hassen und ich kann mir das nicht vorstellen. Wie kann man denn Menschen hassen, wenn man selber einer ist? HASSEN!!! Wie kann man denn nur das Negative sehen, wo es doch so viel Interessantes und Spannendes zu sehen gibt, so viele liebenswerte, tolle Menschen? So viel zu erfahren, zu erleben! Wie kann man hassen und dermassen verschlossen sein, wenn man selber doch so gerne wahrgenommen und geliebt werden würde?
Ich weiss nicht, ob ich von mir sagen kann, dass ich Menschen LIEBE. Also jedenfalls nicht alle. Aber ich finde Menschen wirklich interessant. Mich interessiert, warum Menschen sind, wie sie sind. Ich würde manchmal gerne Hintergründe wissen, um Zusammenhänge zu entdecken, um zu verstehen. Eigentlich gibts kaum etwas interessanteres, finden sie nicht auch?
Grundsätzlich trete ich den meisten Menschen zuerst mal wertschätzend und positiv eingestellt gegenüber. Ich finde ja immer, das sollten alle tun. Ob die Chemie stimmt oder nicht, merkt man ja immer gleich sofort. Entweder hat man sich etwas zu sagen oder eben halt nicht. Einige wecken dann aber mein grösseres Interesse, ich möchte tiefer blicken, sie kennen lernen, mich mit ihnen auseinandersetzen, Zeit verbringen, mehr von ihnen erfahren und auch von mir erzählen. Im besten Fall werden aus diesen Menschen Freunde, für eine Weile oder für „immer“. Menschen, die ich lieb habe, die mir irgendetwas bedeuten.
In meinem Beruf habe ich mit Menschen zu tun. Menschen, die ich dabei unterstütze, ihren Alltag zu meistern, Probleme zu lösen und möglichst selbständig leben zu lernen bzw. leben zu können. Ich übe diesen Beruf seit vielen Jahren aus und er wird mir nicht langweilig. Menschen sind abwechslungsreich, jeder Tag ist irgendwie anders als geplant, was die Arbeit spannend, manchmal aber auch anstrengend und herausfordernd macht. Ich finde nicht immer alles nur toll und manchmal bin ich total genervt von ihnen. Aber es macht sooooo viel Freude!
Was ich vermutlich an Menschen besonders mag ist, dass ich mich durch sie weiter entwickeln und total viel lernen kann. Ein wichtiger Wert im Leben ist meiner Meinung nach Lebenserfahrung und ich glaube, ohne den Umgang mit Menschen kann man diese Erfahrung nicht erwerben.
Ich verstehe es schon auch, dass man sich unter Umständen nach Enttäuschungen und Verletzungen nicht mehr so schnell öffnen mag für andere Menschen, vorsichtig wird. Auch meine Erfahrungen war nicht immer nur alle gut. Normal… Hassen würde ich es nicht nennen. Und wenn dann höchstens einen oder einzelne, nicht alle. Bisschen Vorsicht hat noch nie jemandem geschadet, man muss ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Langsam und sich Zeit lassen und auch gute Erfahrungen zulassen.
Je älter ich werde, desto weniger mag ich grosse Menschenansammlungen, grosse Veranstaltungen und Parties sind mir ein Graus. Zu eng, zu laut, zu unübersichtlich, zu oberflächlich… Wo man mich vor ein paar Jahren noch mittendrin im Getümmel gefunden hat, findet man mich nun am Rand des Geschehens. Wie man so schön sagt, wenn die Party im Wohnzimmer statt findet, sitze ich in der Küche und unterhalte mich.
Ich glaube, vielen geht es so. Sie brauchen mehr Ruhe, was irgendwie heutzutage etwas ist, was schwierig zu finden ist.
Mein Freundeskreis hat sich in den letzten Jahren drastisch verkleinert. Durch meine veränderten Lebensumstände, weniger Zeit andere Inhalte und schwups sind viele weg. Bei einigen fand ich das okay und es kam auch von mir aus, bei anderen tat mir das schon weh. Aber: Die, die noch da sind, sind da und zwar richtig. Und ich für sie auch. Und immer mal wieder spült mir das Leben jemanden vor die Füsse, den ich gern bekomme. Schön ist das!
Abschliessend möchte ich sagen, dass ich mir wünschen würde, dass Menschen sich mehr für einander interessieren, bisschen wertschätzender und offener aufeinander zugehen. Ich bin mir fast sicher, dass die Welt so eine bessere werden würde…
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