Mein ehrgeizigstes Do-it-Yourself-Projekt


Beschreibe das ehrgeizigste Do-It-Yourself-Projekt, das du je in Angriff genommen hast.

by karindrawings

Mein ehrgeizigstes Do-it-Yourself-Projekt ist wohl, alleinerziehend zu sein. Es ist jetzt nicht unbedingt ein Projekt, das ich mir selbst ausgesucht habe, aber manchmal kommt es anders als man denkt.

Das war am Anfang wirklich nicht einfach und irgendwie ist es auch jetzt nicht, denn als das Schicksal oder wer auch immer merkte, dass ich relativ gut zurecht komme, kam ich in ein neues Level. Ich bin jetzt alleinerziehend mit einem Kind im Autismus Spektrum und einer Angststörung nachdem in der Schule alles falsch gemacht wurde, was falsch gemacht werden konnte.
Das ist jetzt das Pro-Level. Anfangs war ich nicht ganz sicher, ob ich ich das schaffen würde. Ob das überhaupt zu schaffen IST.
Mir fehlte eine Familie im Rücken. Mir fehlte Unterstützung eigentlich fast ganz, denn das Ganze ist irgendwie ein bisschen ein Teufelskreis, denn es ist allein gar nicht zu schaffen.
Nie würde man mehr Menschen nahe bei sich brauchen, als als alleinerziehende Mutter mit einem Kind, das gerade viel mehr Unterstützung und Begleitung benötigt als ein anderes in seinem Alter. Und genau auch aus dem selben Grund hat man keine Zeit für soziale Kontakte mehr, denn es ist schon unmöglich, Arbeit und diese Begleitung, Haushalt, Organisation und Planung allein zu schaffen in 24 Stunden pro Tag. Freizeit und auch die Möglichkeit, mal wegzugehen, wird schwierig umsetzbar. Auch ganz besonders mit einem Kind im Autismus Spektrum. Das liegt irgendwie in der Natur der Sache. Also wird das Umfeld kleiner und man wird alleiner, statt dass sich um einen herum eine unterstützende Gemeinschaft bilden würde.
Ich glaube, für Mütter in einer Ehe ist das einfacher, wobei ich aber nur diesen Bereich der Situation meine. Oder halt anders. Es ist noch eine zweite Person da, die hilft, das ganze mitzutragen. Eine Person, die vielleicht das Geld für die Familie verdient und einem auch mal die Möglichkeit schafft, dank seiner Anwesenheit mal weg zu können. Sich auszutauschen. Und alles, was halt dazu gehört.
Irgendwann hört man auf, zu erzählen, denn man möchte die verbleibenden Freundschaften nicht noch mehr strapazieren, andere Menschen nicht belasten oder langweilen mit dem immer gleichen Thema.

Auf meiner Suche nach Hilfe in meiner neuen Situation war ich mit dem Problem konfrontiert, dass ich arbeiten und Geld verdienen müsste, aber zur gleichen Zeit auch mein Kind zuhause beim Online Schooling begleiten und verschiedenste Termine mit ihr wahrnehmen müsste. Es war sehr schwierig, Lösungen zu finden, obwohl ich das wirklich richtig gut kann.
Ich habe immer wieder realisiert, dass es das in der Schweiz einfach nicht gibt. In dieser Situation ist man einfach am Arsch, wenn man keine Grosseltern oder Geschwister oder wen auch immer hat, der in der Betreuung einspringen könnte.
Mein Ziel war es, nicht arbeitslos werden zu müssen. Und natürlich hätte ich nie im Leben mein Kind im Stich gelassen, also hätte ich arbeitslos werden in Kauf nehmen müssen. Worst Case. Es sah auch eine ganze Weile lang so aus, als gäbe es tatsächlich keine andere Lösung, um mich zuhause kümmern zu können. Das war sehr, sehr beängstigend, denn es hätte früher oder später die Situation, auf Sozialhilfe angewesen zu sein, mit sich gezogen. Ich fand diese Aussicht katastrophal und die Gründe dafür noch viel katastrophaler.
Ich bin sehr froh, dass das aber alles nicht eintreten musste und dass ich tatsächlich eine andere Lösung gefunden habe. Das war eine riesen Arbeit.

Und nun nehmen wir beide zusammen alles, was noch kommt, in Angriff.
Das ist nicht nur ein ehrgeiziges Projekt. Es ist das wichtigste meines Lebens, denn damit bereite ich meinem Kind einen guten Boden, auf dem sie ihr ganzes Leben aufbauen wird. Es soll ein gutes Leben werden. Ein glückliches.
Es ist mein Herzensprojekt, darin steckt meine ganze Liebe.

Eine Antwort zu „Mein ehrgeizigstes Do-it-Yourself-Projekt”.

  1. Meine Hochachtung!

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.