Schöne Worte – Asapiophobie


Manchmal begegnen wir einem Wort, das uns kurz bremsen und nachdenken lässt, weil es etwas beschreibt, das wir vielleicht schon lange fühlen, aber nie benannt haben.
Asapiophobie zum Beispiel. Es stammt aus dem Griechischen – von a– (ohne), sophia (Weisheit, Klugheit) und phobos (Furcht) – und beschreibt eine Person, die Angst oder Abneigung gegenüber mangelnder Intelligenz in anderen hat.

Doch in diesem Wort steckt mehr als eine schlichte Definition.

Es erzählt von einer inneren Spannung, die viele Menschen kennen: dem Unbehagen, wenn Gedanken aufeinandertreffen, die sich nicht verstehen. Der Frust, wenn Gespräche ins Leere laufen. Die Müdigkeit, wenn Tiefgang auf Oberflächlichkeit, Un- oder Halbwissen trifft.

Asapiophobie hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Nicht dieses „Ich weiss es besser“. Es beschreibt eher die Sorge davor, dass Kommunikation zerbricht und dass Verstehen nicht möglich ist. Dass der Raum zwischen zwei Menschen zu gross wird, weil die Sprache der Gedanken nicht dieselbe ist.

Vielleicht kennen wir diesen Moment:
Ein wichtiges Thema liegt uns auf dem Herzen, aber wir merken schon nach wenigen Sätzen, dass unser Gegenüber gar nicht dort anknüpfen kann, wo wir uns befinden. Dass uns das Gesagte entgleitet. Dass da eine Leere ist, die niemand füllen kann.

Asapiophobie erinnert uns daran, wie sehr wir uns nach Resonanz sehnen. Nach jemandem, der nicht unbedingt dasselbe denkt wie wir, aber versteht, was wir meinen. Nach Gesprächen, die uns weiterbringen, uns inspirieren und anregen, statt zurücklassen.

Und gleichzeitig lädt das Wort ein, milde zu bleiben, denn Intelligenz zeigt sich nicht nur in Logik oder Sprache. Sie zeigt sich auch in Empathie, in Erfahrung, in Wärme, in dem Mut, Fragen zu stellen. Und wohl auch in der Fähigkeit, zu diskutieren, auszutauschen, dazuzulernen.

Vielleicht liegt die wahre Schönheit dieses Wortes darin, dass es uns bewusst macht, wie vielschichtig Menschen sind. Wie verschieden unsere Wege, unsere Denkweisen, unsere Stärken sind und wie wertvoll es ist, wenn wir uns trotz allem begegnen. Oder gerade deswegen.

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.