Schöne Worte – Tacenda


Es gibt Worte, die wie ein zarter Schatten zwischen den Zeilen stehen. Tacenda ist eines davon. Ein altes Wort aus dem Lateinischen – von tacere, schweigen – und es bedeutet: Dinge, die besser ungesagt bleiben.

Tacenda sind nicht einfach nur Geheimnisse. Sie sind die feinen, stillen Stellen eines Lebens, an denen Worte mehr zerstören würden, als sie erklären könnten. Die Momente, in denen Schweigen nicht Feigheit ist, sondern Fürsorge. In denen wir spüren, dass Wahrheit zwar wichtig ist, aber nicht immer laut ausgesprochen werden muss.

Tacenda sind die verletzlichen Gedanken, die wir nur in uns selbst tragen. Und vielleicht ein bisschen auch die verletzten.

Die Erinnerungen, die brennen, wenn man sie berührt. Die halbfertigen Gefühle, die noch keinen Platz in der Welt draussen haben. Die Sätze, die zu schwer wären für jemanden, der sie hören würde.

Manchmal ist Tacenda auch Schutz. Schutz vor Streit, den es nicht braucht. Schutz vor Wunden, die lange nicht heilen würden. Schutz vor einem Schmerz, der zu gross wäre, wenn er geteilt würde.

Und gleichzeitig liegt in diesem Wort eine stille Schönheit.

Tacenda erinnert uns daran, dass nicht alles ausgesprochen werden muss, um wahr zu sein. Dass ein Herz viele Räume hat. Einige hell und offen, andere dunkel und unzugänglich. Und dass es in Ordnung ist, manche Türen geschlossen zu halten.

Vielleicht tragen wir alle unsere Tacenda in uns. Unausgesprochene Fragen. Verstummte Antworten. Worte, die genau dort bleiben dürfen, wo sie sind: im sicheren Raum zwischen Herz und Schweigen.

Eine Antwort zu „Schöne Worte – Tacenda”.

  1. Wunderschön geschrieben! 😊

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.