
Pulchritudo, ein Wort, das schon beim Aussprechen wie irgendwie seine Wirkung hat. Ich finde, es klingt sehr spanisch, sehr beschwingt und fröhlich.
Es stammt aus dem Lateinischen und bedeutet schlicht: Schönheit. Doch im Ursprung meinte es mehr als nur das, was das Auge sieht.
In der römischen Antike war pulchritudo nicht nur die äussere Anmut oder ein hübsches Gesicht. Pulchritudo meinte auch die innere Schönheit. Tugend, Güte, Harmonie, das Strahlen einer Person, das nicht vergeht, auch wenn die Jahre vergehen.
Vielleicht ist das die eigentliche Kraft von Pulchritudo: Sie erinnert uns daran, dass wahre Schönheit oft dort liegt, wo wir nicht sofort hinsehen. Dass innere Schönheit nach aussen strahlt.
In der Art, wie jemand zuhört.
Was jemand ausstrahlt und welchen Umgang sie oder er mit andern oder auch mit sich selbst pflegt.
In dem Mut, den jemand in schwierigen Momenten zeigt. Und ganz bestimmt auch in dem Mut, wenn SICH jemand andern in schwierigen Momenten zeigt.
Pulchritudo, ein sehr, sehr schönes, altes Wort, das sagt: Schönheit ist nicht nur das, was glänzt und auf den ersten Blick ins Auge springt. Schönheit ist das, was manchmal zuerst ganz unauffällig ist und wenn man es sieht ganz besonders glänzt. Es ist das, was bleibt.
Ich glaube, pulchritudo ist, dass ich niemanden habe in meinem Umfeld den oder die ich nicht schön finde. Es ist, weil ich sie lieb habe und so einen ganz besonderen Blick auf sie habe. Es ist aber auch, weil wir in Menschen, die wir lieben viel, viel mehr sehen als wie sie aussehen. All das, was sie mit uns geteilt haben, was wir mit ihnen geteilt haben. Oder erlebt. All das, was wir von ihnen wissen. Was sie uns bedeuten.
Ich bin mir sicher, dass wir in Menschen immer viel mehr sehen als das was unsere Augen uns zeigen. Da muss es uns aber auch bewusst sein, dass längst nicht alles, was wir dann da fühlen oder sehen wirklich die andere Person ist, sondern da steckt sehr viel von uns selbst drin. Es ist immer noch unsere Wahrnehmung, wie wir eine Person sehen wollen oder können oder was von ihr wir sehen wollen oder können…. Wir sind ja nie wertfrei oder objektiv, ich glaube, wir sind uns dessen oft zuwenig bewusst.


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