Jede/r bekommt…


Ein Sprichwort lautet ja

„Jede/r bekommt, was sie / er verdient“

oder so ähnlich.

Was für ein Scheiss…

Jede/r bekommt,
was sein Gegenüber fähig
(oder bereit) ist zu geben
!

So ist das richtiger. Oder etwa nicht?

Und natürlich spielt es dabei eine Rolle, was zB ich (oder meine Leistung) diesem Gegenüber wert bin (ist).
Ich denke aber, dass sehr vieles und sehr viele viel, viel mehr Wertschätzung verdient, als sie tatsächlich erhalten (zB in Form eines Dankes, Lob, angemessenem Lohn, Anerkennung, den Ressourcen entsprechende Aufgaben und Verantwortung, Loyalität, Zugewandtheit usw.)

Wenn jede/r bekommen würde, was er oder sie verdient, dann würden Vergewaltiger verurteilt (auch Trump zB) bzw dann gäbe es gar keine Vergewaltigungen oder andere Gewalttaten. Es gäbe kein Krieg, keine Folter, keine Übergriffe, keine Morde, keine Körperverletzungen usw., denn all diese Opfer haben das nicht verdient.
Wir müssten zB uns nicht für Gleichstellung für Menschen mit Beeinträchtigung, für Frauen oder für ein gewaltfreies Kind-Sein einsetzen… Gegen Krieg, gegen Armut, gegen Fremdenhass usw…
Denn all diese Menschen haben das, was andere Menschen, ihnen antun, nicht verdient.

Und da ist dann auch der Punkt, an dem der Glaube an Karma dann nicht mehr so ganz aufgeht…
In solchen Fällen würde es solche schlimme Taten dann ja fast rechtfertigen.
Und wie ist es mit Schicksalsschlägen wie Krankheit, Todesfällen, Unfällen, Verlusten?

Nein, das ist nicht richtig so. Es ist komplizierter, finde ich. So kompliziert, dass man keine Antworten findet.

Das waren nun ganz schlimme Beispiele, von denen wir alle hoffen, so etwas möge uns nie passieren.
Im Alltag sind es aber die kleinen Vorfälle oder Gegebenheiten, die uns manchmal sehr verletzen, die uns verunsichert und die durchaus Missmut säen können.
Meistens liegt es wohl an der fehlenden Kommunikation, aber auch an unterschiedlichen Wertvorstellungen.
Und zwar geht es dann ja immer darum, wie wir miteinander umgehen.
Ob wir aufmerksam sind andern gegenüber…
Ob wir uns bedanken für etwas was andere für uns tun oder geben…
Wie wir auf andere zugehen…
In welchem Ton wir miteinander sprechen…
Wie wir andere betrachten und beurteilen…
Ob wir ehrlich sind…
Ob wir interessiert am Leben und an der Befindlichkeit des Gegenübers sind…
Ob wir den Kontakt pflegen und wie…
Ob wir andere Menschen für (für das) schätzen (was sie sind)…

All das halt…
Und umgekehrt halt dann auch. Die Medaille hat ja immer zwei Seiten.
Also in welchem Ton mit uns gesprochen wird…
Ob jemand den Kontakt mit uns sucht oder nur dann, wenn wir uns melden oder sie etwas von uns brauchen…
Ob sich jemand bedankt, wenn wir etwas für ihn oder sie machen oder zB etwas schenken…
Ob man sich für uns interessiert oder nur neugierig ist oder nichts…
usw… Es gibt ja unzählige Beispiele

Wenn ich versuchen würde, all das in ein Wort zufassen, dann würden es drei Worte werden, die mir in den Sinn kommen:
Wertschätzung
Umgangsformen
Werte
Vielleicht einfach die Grundhaltung andern gegenüber. Aber auch uns selbst gegenüber vermutlich.

Also wie wir mit andern umgehen oder auch wie andere mit uns umgehen, das hat mit den drei oben genannten Begriffen zu tun. Und da unterscheiden wir Menschen uns. Nicht jedem ist dasselbe wichtig.
Ich finde für mich den Satz

Jede/r bekommt,
was sein Gegenüber fähig
(oder bereit) ist zu geben.

wirklich sehr passend.
Lassen wir uns nicht unseren eigenen Wert von einer solchen Unfähigkeit nehmen.

3 Antworten zu „Jede/r bekommt…”.

  1. Danke dir für deine einfühlsamen Worte. Es tut gut zu lesen, dass du das so mitfühlst. Du hast recht – ich versuche, gut auf mich zu achten und die Situation klar zu sehen. Liebe Grüße, Birgit

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  2. Liebe Birgit, das tut mir sehr Leid und das klingt sehr schwierig.
    Ich habe nicht das Recht, hier etwas zu beurteilen oder zu bewerten, dessen bin ich mir bewusst. Ich kenne ja auch die Situation nicht. Aber was du schreibst, klingt ungut.
    Vielleicht sind es Muster, die entstanden sind, vielleicht ist es toxisch, ich weiss es nicht.
    Bitte lass dich nicht kaputt machen. Geh vorher da raus. 🩷

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  3. Das was du beschreibst geht mir sehr nahe, weil ich gerade das Gefühl habe, als wäre ich in einer kommunikativen Sackgasse gelandet.

    Was ich mir anhören muss – immer wieder:

    • „Alles geht nach dir. Ich muss immer tun, was du willst.“
    → Obwohl ich ihn aktiv frage, was er will – und er sich weigert, Verantwortung zu übernehmen.
    • „Entscheid’ du.“
    → Und wenn ich das tu, wird mir später vorgeworfen, dass ich alles bestimme.
    • „Jetzt redest du wieder so gescheit daher.“
    → Wenn ich ruhig, reflektiert und bemüht kommuniziere, werde ich verspottet – statt gehört.
    • „Du weißt nicht einmal mehr, was du redest.“
    → Wenn ich mich verletzt zeige, wird mir meine Wahrnehmung abgesprochen – Gaslighting-Tendenz.
    • „Du brauchst dich nicht entschuldigen. Ein vergangener Regen braucht keinen Schirm.“
    → Meine Entschuldigungen und Versöhnungsversuche werden abgewertet, ins Lächerliche gezogen.
    • „Von deinen Entschuldigungen hab ich genug zu Hause im Kasterl stehen.“
    → Selbst mein Einsatz für die Beziehung wird gegen mich verwendet – als wäre ich zu viel und zu wertlos.
    • „Ah, und das, was du sagst, verletzt mich nicht?!“
    → Jedes Mal, wenn ich meine Gefühle mitteile, wird die Situation umgedreht, und ich werde zum Täter gemacht.
    • Spott, Sarkasmus, Ausweichen statt echter Auseinandersetzung.
    → Kein Raum für ehrliche Gespräche, weil jede Öffnung ins Lächerliche gezogen oder abgeblockt wird.

    Ich bin ratlos. Ich weiß nicht mehr was ich in dieser Beziehung sagen kann…

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.