Ich möchte euch Eva Braun vorstellen


Eva Braun (Bild: Wikipedia)

Eva Braun. Ein Name, der fast immer mit einem anderen zusammen genannt wird: Adolf Hitler. So als ob sie ihm immer wie ein Schatten gefolgt wäre, hinter ihm gestanden wäre. Hat sie wohl auch.
Sie war seine langjährige Geliebte und für genau einen Tag seine Ehefrau. Am 30. April 1945 heirateten die beiden in Hitlers Bunker unter der Berliner Reichskanzlei. Am Tag darauf waren sie tot.

Es würde mich interessieren, wer Eva Braun VOR Hitler war. Wie kann es passieren, dass man sich in so eine Person wie diesen Mann verliebt? Und bei ihm bleibt? In diese Persönlichkeit? Zu ihm stehen, obwohl er unfassbar schlimme Dinge tut? Tausende Menschen ermordet oder ermorden lässt?

Lassen wir sie für einmal aus dem Schatten ihres Mannes treten…

Bevor Eva Braun zur Frau an Hitlers Seite wurde, war sie ein ganz normales Mädchen aus gutbürgerlichem Hause in München. Geboren wurde sie am 6. Februar 1912 als zweite von drei Töchtern. Ihr Vater war Lehrer, ihre Mutter Hausfrau. Die Familie war unauffällig, normal, katholisch, typisch bayrisch.

Eva war ein fröhliches Kind, sportlich, mochte Mode, ging gerne ins Kino und interessierte sich für Fotografie. In der Schule war sie keine Überfliegerin, aber auch keine schlechte Schülerin. Einfach das, was man heute wohl eine „ganz normale Jugendliche“ nennen würde.
Mit sechzehn schloss sie die Schule ab und besuchte ein Klosterinternat, was sie aber bald wieder verliess. Danach arbeitete sie als Bürohilfe, dann als Verkäuferin in einem Fotogeschäft in München. Das war dann auch der Ort, der eine wesentliche Rolle spielte für ihren weiteren Lebensweg.

Denn in diesem Fotogeschäft arbeitete auch Heinrich Hoffmann, der offizielle Fotograf der NSDAP. Und über ihn lernte sie 1929 (sie war gerade 17) den „Herrn Wolf“ kennen. So stellte sich Adolf Hitler ihr anfangs vor.

Damals war er schon Parteiführer der NSDAP, aber Eva Braun wusste wohl nicht viel über Politik. Was sie faszinierte, war eher das Geheimnisvolle, das Glamouröse, das von ihm ausging, ein bisschen wie in einem Film. Bald begann eine Beziehung, die fast 16 Jahre lang dauerte, meist im Verborgenen und nie offiziell.
Eva durfte nicht an seiner Seite auftreten, nicht bei Reden, nicht auf offiziellen Fotos. Und doch war sie über all die Jahre da, als stille Gefährtin, als Frau im Schatten.

Aber bevor sie zu dieser Schattenfigur wurde, war sie ein junges Mädchen, das davon träumte, Fotografin zu werden. Vielleicht hätte sie ein ganz anderes Leben gehabt, wenn sie nie in dieses Fotogeschäft gegangen wäre… Naja, sogar ganz sicher.

Manche sagen, sie sei naiv gewesen, andere sprechen von einer stillen Mitwisserin.
Tatsache ist: Sie wusste, wer Hitler war. Und sie blieb bei ihm. Da möchte ich aber noch einfügen, dass es ja kein Geheimnis ist, war er mit Menschen getan hat, die sich gegen ihn gestellt haben… Also ob das sie so freiwillig bei ihm geblieben ist, weiss man ja auch nicht. Ausserdem war sie erst 17, als sie ihn kennenlernte und bald darauf wurden sie zum Paar. Er war 23 Jahre älter als sie.

Wäre ja noch interessant, wenn es „geheime Tagebücher“ von Eva Braun gäbe, in denen man ihre Sicht der Dinge nachlesen könnte und auch, wie sie sich dabei gefühlt hatte.

Jahrzehntelang lebte sie zurückgezogen. Sie war nicht für die grosse Bühne bestimmt, sondern für den privaten Kreis. Für die Rolle der Getreuen, der Unerschütterlichen, der Frau, die wartete, die da war.

Am Ende, als alles verloren war, als die Sowjets bereits in Berlin standen und das sogenannte „Dritte Reich“ in sich zusammenfiel, reiste sie nach Berlin, um bei ihm zu sein. Sie wollte nicht flüchten und überleben, sondern mit ihm zusammen sterben.
In der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 haben Adolf Hitler und Eva Braun in einem Bunker unter dem Reichstagsgebäude geheiratet. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt ganz genau, dass ihr Ende unmittelbar bevorstand.
Sie war 33 Jahre alt, er 56. Eva unterschrieb das Ehe-Dokument mit Eva Hitler. Einem Namen, den sie nie wirklich tragen würde, denn etwa 40 Stunden später waren sie beide tot. Sie nahm Zyankali und er erschoss sich neben ihr. Die beiden Leichen wurden im Garten der Reichskanzlei verbrannt, so wie Hitler es zuvor befohlen hatte.

Ich stelle euch Eva Braun nicht vor, weil ich sie bewundere, sondern weil es mich einfach interessiert hat, da zu recherchieren. Und auch, weil ich zeigen möchte, wohin bedingungslose Loyalität führen kann. Und vielleicht auch blinde Liebe und Aufopferung, das Verlieren von sich selbst.
Weil sie ein Beispiel dafür ist, wie gefährlich es wird, wenn man aufhört zu hinterfragen, sich in etwas verrennt.
Eva Braun war keine Täterin im klassischen Sinn. Aber sie war Teil dieses Systems. Sie war da. Und zwar bis zum bitteren Ende.

Vielleicht ist sie aber auch ein Beispiel dafür, wie einfach es ist, in etwas Schlimmes hinein zu geraten und nicht wieder heraus zu finden. Wie schnell es passiert, dass man sich in etwas verstrickt. So wie ein Sumpf, in dem man immer tiefer versinkt…

Und vielleicht ist das, was bleibt, eine unbequeme Frage an uns selbst:
Wen stellen wir über unser eigenes Denken?
Welche Informationsquellen nutzen wir?
Wem glauben wir?
Wem folgen wir.
Und warum?

3 Antworten zu „Ich möchte euch Eva Braun vorstellen”.

  1. Ja, diese Überlegungen habe ich mir auch gemacht.

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  2. Macht nachdenklich. Ich frage mich auch, ob da eine Art Hörigkeit mitspielte, heute würden wir es „toxisch“ nennen. Hitler hatte ja offensichtlich ein gewisses Charisma, eine bezwingende Ausstrahlung, es dürfte ihm ein Leichtes gewesen sein, eine junge Frau zu manipulieren…
    Danke für deine Fragen am Ende. Vor allem das „Warum?“

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  3. Ein toller Artikel mit einem starken Ende und schöner Selbstreflexion. Von aussen wirkt es oft leicht, eine schwierige Situation zu verlassen – aber wenn man selbst mittendrin steckt, ist es meistens gar nicht so einfach.

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Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.