
was ihr wohl fehlt.
(Bild: ChatGPT)
An einem warmen Spätsommertag sassen Arja, Jimmy und Tina im Gras unter dem Fliederstrauch. Die Sonne schien ihnen auf den Rücken, und Arja knabberte an einem Stück Gurke, während Jimmy im Heu nach den besten Halmen suchte. Tina hatte ein Stück Baumrinde gefunden und kaute genüsslich darauf herum.
Da zuckte Jimmy plötzlich zusammen.
„Habt ihr das gesehen?“ rief er. „Da liegt etwas!“
Die anderen schauten in die Richtung, in die er mit der Nase zeigte.
Etwa zwei Meter entfernt, mitten auf der sonnigen Wiese, lag ein schwarzer Vogel. Eine Amsel. Sie lag ganz flach auf dem Bauch, die Flügel seitlich ausgestreckt. Den Schnabel hatte sie weit aufgerissen. Sie rührte sich nicht.
„Oh nein!“ bemerkte Tina erschrocken. „Sie ist tot, denn ein Vogel liegt sonst doch nicht so auf dem Boden!“
„Oder vielleicht verletzt oder krank“ antwortete ihr Arja. „Vielleicht hat sie sich vergiftet? Oder sie ist vom Himmel gefallen?“
„Oder ein Fuchs hat sie gebissen und dann doch liegen gelassen!“ flüsterte Jimmy mit weit aufgerissenen Augen.
Die drei Meerschweinchen rückten ein Stück näher, ganz vorsichtig, mit geducktem Kopf. Tina trug sogar noch ihren kleinen Umhang, der flatterte ein bisschen im Wind, was ihr zusätzliche Tapferkeit verlieh.
Sie beobachteten die Amsel ganz genau. Nichts bewegte sich. Kein Flügel, kein Schnabel, nicht einmal die Schwanzfedern.
Dann fragte Arja: „Vielleicht sollten wir nachschauen? Und ihr helfen, falls wir das können?“
„Aber was, wenn sie wirklich tot ist?“ fragte Jimmy etwas ängstlich.
„Dann können wir sie wenigstens würdig verabschieden“ sagte Tina leise.
Mutig traten sie noch ein Stückchen näher.
Und lötzlich… ZACK! Wie aus heiterem Himmel geschah etwas:
Die Amsel bewegte den Kopf, zuckte mit den Flügeln, schüttelte ihre Federn und streckte dann wieder die Flügel aus, als sei nichts gewesen.
Alle drei Meerschweinchen schrien gleichzeitig auf und rannten in einem kleinen Hüpfer zurück unter den Fliederbusch. Sie hatten sich soooo erschreckt!
„Sie lebt!“ quiekte Jimmy.
„Aber was macht sie denn da?! Was ist das????“. fragte Arja atemlos.
„Sie sieht aus, als ob sie das sehr geniessen würde. Sonnt sie sich vielleicht?“ vermutete Tina vorsichtig.
Und tatsächlich, jetzt konnten sie es genau sehen: Die Amsel hatte die Augen halb geschlossen, den Schnabel leicht geöffnet und genoss die warme Sonne. Ihre Federn glänzten im Licht.
Nach einer Weile fasste sich Arja ein Herz und trat wieder näher.
„Hallo, liebe Frau Amsel? Geht es dir gut?“ fragte sie vorsichtig.
Die Amsel öffnete ein Auge und schaute sie freundlich an.
„Oh ja, danke der Nachfrage“ antwortete sie mit ruhiger Stimme. „Ich bade.“
„Du badest?“ fragte Jimmy sehr erstaunt. „Aber du liegst im Gras?“
„Na klar. Ich nehme ein Sonnenbad. Gut für die Federn, für die Haut und auch für die Seele. Ihr solltet das auch mal ausprobieren.“
Frau Amsel erklärte weiter, dass. die Wärme der Sonne hilft, Parasiten, die sich zwischen den Feder eingenistet hatten, loszuwerden und auch, dass ihr Gefieder von der Wärme ganz weich und leicht wird.
Die drei Meerschweinchen schauten sich an.
„Wir dürfen nicht so lange in der Sonne bleiben“ erklärte Tina. „Sonst wird uns zu heiss. Für Meerschweinchen ist das nichts.“
Die Amsel nickte verständnisvoll. „Dann sucht euch ein schattiges Plätzchen, aber mit ein bisschen Sonne. Und dann, einfach liegen. Fühlen. Atmen. Ausruhen. Das tut gut.“
Und so taten sie es. Die drei kleinen Superhelden legten sich ein Stück weiter zurück in den Halbschatten, streckten ihre Beinchen aus und liessen für einen Moment einfach nur die Sonne auf sich scheinen.
Sie hörten das Zwitschern der Vögel, das Summen der Insekten und irgendwo ganz in der Nähe schnarchte jemand leise. Frau Amsel war wieder eingeschlafen. Und dieses Mal wussten sie, dass alles in bester Ordnung war.
„Ich glaube“ murmelte Arja schläfrig, „ich verstehe jetzt, warum die Amsel das macht.“
Alle drei waren ganz entspannt.
ENDE.


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