Es war ein Tag gewesen, an dem die Sonne unermüdlich auf den Garten geschienen hatte. Die Luft war flirrend und dick gewesen, und sogar der Schatten unter dem alten Apfelbaum hatte kaum Linderung gebracht. Nun war es spät geworden und eigentlich war es längst Zeit fürs Schlafengehen. Aber Jimmy, Tina und Arja lagen wach in ihrem Häuschen.

„Warum ist es denn immer noch so warm?“ beschwerte sich Tina und schob ein Pfötchen aus dem Häuschen, um zu testen, ob sie nun einen Windhauch spüren konnte. Vergebens.

„Ich glaube, die Sonne hat vergessen, richtig unterzugehen“ sagte Jimmy und drehte sich auf die andere Seite, seine Hinterbeinchen streckte er aus. „Oder vielleicht hat sie einfach beschlossen, uns heute Nacht zu grillen. Oder warum wird es denn bitte nicht kühler heute Abend?.“

Arja gähnte und seufzte leise. Sie lag ganz flach auf dem Bauch, ihr langes weisses Fell an den Seiten aufgefächert. „Vielleicht ist es eine Superheldenprüfung“, sagte sie. „So wie ein Hitze-Mut-Test!“

„Dann will ich den Test bitte morgen machen. Oder gar nicht!“ stöhnte Tina und gähnte, so dass man ihre langen Vorderzähne alle sehen konnte.

Draussen zirpten die Grillen. Eine Eule rief in der Ferne. Und obwohl es längst dunkel war, klebte die Wärme wie ein unsichtbarer, viel zu dicker Mantel über allem. Im Gehege raschelte es kaum, alle waren schläfrig, aber keiner konnte richtig schlafen.

Plötzlich sah Arja etwas. Kleine Lichtpunkte flogen über das Gras. „Seht mal! Glühwürmchen!“ rief sie den andern beiden zu.

Die drei krochen müde, aber neugierig, aus dem Häuschen und liessen sich auf die kühle Holzplatte unter dem Gehege fallen. So ganz kühl wie sonst war sie nicht. Aber immerhin kühler als die Luft im Häuschen. Sie schauten den fliegenden Lichtwesen nach, die in langsamen Bögen durch den Garten tanzten.
Das sah soooo schön aus!

„Vielleicht helfen sie uns, den Sommer zu überstehen“ flüsterte Jimmy ganz leise, um sie nicht zu stören. „Wie kleine Nachtlichter für unsere Seelen.“
„Oder sie erzählen Nacht-Geschichten“ sagte Arja. „Wenn man nur gut genug zuhört.“
„Oder sie sind da, um uns daran zu erinnern, dass selbst die heissesten Nächte etwas Magisches haben können“ murmelte Tina.

Die drei sassen ganz still da. Kein Windhauch, kein Blatt bewegte sich. Aber die Glühwürmchen blinkten weiter, als wollten sie sagen: Ihr seid nicht allein.

Nach einer Weile gingen die drei wieder ins Häuschen. Diesmal legten sie sich nebeneinander, aber mit etwas Abstand, damit kein Fell zu sehr wärmte.
Arja fand noch ein kaltes Gurkenstück, das die Menschen-Mama ihnen ins Häuschen gelegt hatte. Tina schnupperte daran und leckte ein wenig. Jimmy quiekte zufrieden, als Arja es mit ihnen teilte.

Und irgendwann, als auch die Glühwürmchen müde wurden, schliefen die drei kleinen Superhelden ein, in einer der heissesten Nächte des Jahres. Aber auch in einer der schönsten, denn Glühwürmchen würden sie ganz bestimmt nicht so bald wieder sehen…

ENDE.