
Es gibt Worte, die klingen, als wären sie aus einer anderen Welt. Das sind sie manchmal auch tatsächlich fast, nämlich vom andern Ende der Welt. Heute reisen wir dafür nach Japan.
Es gibt Worte, die etwas benennen, das wir kennen, fühlen, sehen und für das uns dennoch oft die Sprache fehlt. Es gibt Dinge, für die gibt es in unserer Sprache gar keine Worte. In andern Sprachen gibt es sie und das finde ich sehr spannend.
Komorebi ist eines dieser Worte.
Komorebi stammt aus dem Japanischen und beschreibt das Licht der Sonne, das durch die Blätter der Bäume fällt.
Ein zartes, von den Ästen und Blättern gefiltertes Licht, das tanzend den Boden berührt.
Das sind nicht einfach nur Sonnenstrahlen, die auf dem Boden einen hellen Licht-Fleck verursachen. Es ist ein Spiel von Schatten und Licht, von Wind und Zeit, von Werden und Vergehen.
Ich mag dieses Wort, weil es eine Atmosphäre einfängt, die wir alle kennen: diesen Moment im Wald, wenn der Tag sich senkt und die Sonne durch die Baumkronen bricht. Wenn das Licht weich wird, goldene Muster auf den Boden malt und die Welt für einen Atemzug stillzustehen scheint, weil es einfach so schön aussieht, wie das Licht das Dunkel durchbricht.
Komorebi erinnert mich daran, dass Schönheit oft unscheinbar ist. Dass sie unser Auge nicht anspringt und sich sofort gekonnt in den Mittelpunkt rückt, sondern manchmal einfach ganz unscheinbar irgendwo erscheint. Dass sie da ist, wenn wir langsamer werden, stehen bleiben und ganz genau hinschauen. Und dass sie auch da ist, wenn wir sie nicht sehen. Es ist ihr total egal, ob sie von uns bemerkt wird oder halt eben nicht. Für SIE ist es keine Bereicherung, gesehen zu werden. Für uns jedoch sehr.
Komorebi ist ein richtiges Seelenwort. Und ich glaube, es wäre schön, für mehr solche Dinge Ausdrücke zu haben oder sie zu kennen, wenn es sie schon gibt. Irgendwie sind das genau die ganz kleinen grossen Dinge, die die Welt so schön machen.
Beim nächsten Spaziergang durch den Wald oder entlang des Baches, dort wo es viele Bäume und Gebüsch hat, achte dich darauf. Vielleicht siehst du Komorebi.
Geniesse diesen Moment.


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