Schöne Worte – Porphyrophilie


Porphyrophilie ist ein seltenes, sehr poetisches Wort, das sich aus dem Griechischen ableitet:
„porphyra“ bedeutet Purpur und “philia“ steht für Liebe oder Zuneigung, diesen zweiten Teil des Wortes kennen wir ja nun bereits von andern Worten, die ich beschrieben habe.
Porphyrophilie beschreibt eine tiefe Faszination für die Farbe Purpur, eine Farbe, die seit jeher als Sinnbild für Würde, Mysterium, Magie und Macht gilt.

Ich habe mich beim Schreiben noch gewundert, was denn wohl genau der Unterschied zwischen purpur, violett und lila ist. Schauen wir das doch mal an:

Violett ist die Mischfarbe, die Rot und Blau zusammen ergeben, mit deutlich mehr Blau-Anteil in der Farbe, deswegen auch eher etwas kühler.

Lila ist eine Mischung aus Blau und Rot, aber meist heller, oft mit einem grauen oder rosa Unterton.

Purpur ist nicht einfach Lila oder Violett, denn es hat eine rötliche Tiefe, fast wie Wein oder getrocknete Blütenblätter. Der antike Tyrianische Purpur war sogar eher ein tiefes Rot mit einem Stich ins Violette.

Purpur ist keine alltägliche Farbe. Sie ist intensiv, edel, geheimnisvoll und über Jahrhunderte hinweg war sie so kostbar, dass sie nur König:innen, Priester:innen und Göttinnen oder Göttern vorbehalten war. Die alten Phönizier gewannen dieses Purpur mühsam aus einem Sekret der Purpurschnecke, Tropfen für Tropfen, was sie zur wertvollsten Farbe der Antike machte.
In dieser Tiefe liegt vielleicht auch der Kern der Porphyrophilie: Es ist nicht nur die Liebe zu einer Farbe, sondern zu allem, was sie symbolisiert:

Königlichkeit und Macht
Purpur war jahrhundertelang die Farbe der Könige und Königinnen, der Kaiser:innen und Hohepriester:innen, weil der Farbstoff so extrem selten und kostbar war. So stand er als Sinnbild für Reichtum, Autorität und Exklusivität.

Spiritualität und Mystik
Purpur liegt zwischen Rot (Leben, Leidenschaft) und Blau (Ruhe, Geist). Diese Mischung verleiht ihr eine spirituelle und auch transzendente Qualität. In vielen Kulturen galt Purpur als die Farbe der Erleuchtung, der Intuition und der inneren Reise.

Kreativität und Inspiration
Purple wird heute oft mit Künstleri:nnen, Freigeistern und Individualist:innen verbunden. Sie steht für die Fantasie, das Anderssein und die Schönheit ausserhalb der Norm.

Würde und Mitgefühl
Im Christentum symbolisiert Purpur auch Reue, Mitgefühl und Demut, besonders in der Fastenzeit. In sozialen Bewegungen ist es eine Farbe der Solidarität und Würde (z. B. für feministische oder queere Bewegungen).

Transformation
Da Purpur so selten in der Natur vorkommt, wirkt sie oft wie ein Zeichen für Verwandlung, Zwischenwelten und Übergänge, z. B. Sonnenuntergänge, Dämmerung, Traumszenen.
Sie ist die Farbe des Wandels.

Porphyrophilie kann sich zeigen in der Sehnsucht nach stimmungsvollen Sonnenuntergängen, in der Faszination für die mystische Stimmung zwischen Tag und Nacht, in der Liebe zu Amethysten, Lavendelfeldern oder kunstvollen Stoffen in tiefem Violett.
Wer porphyrophil ist, liebt das Edle, das Spirituelle, die Inspiration. Vielleicht ist es auch ein innerer Ruf nach etwas Höherem, nach Schönheit, nach Tiefe, nach dem Geheimnisvollen…

„I think it pisses God off if you walk by the color purple in a field somewhere and don’t notice it.“
Alice Walker,
aus dem Roman „The Color Purple“

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.