
Es war ein ruhiger Morgen im Gehege. Die Sonne schaute vorsichtig durch die Wolken und Tina war schon wach. Sie sass auf dem Kuschelkissen und knabberte an einem dünnen Ast. Jimmy gähnte noch und streckte sich aus seinem Heuhäuschen.
Doch plötzlich hörten sie ein leises Wimmern. Es kam von Arja.
„Was ist denn los?“ fragte Tina und rannte sofort zu ihr.
Arja sass etwas schräg im Häuschen, den Kopf leicht gesenkt. Sie hatte ein Hinterbeinchen ein bisschen angehoben und sah sehr müde aus.
„Ich glaube, ich habe mich gestern irgendwie vertreten oder gestossen, es tut weh, wenn ich auftrete.“
Jimmy kam sofort dazu und sah sich das Ganze mit seinen grossen, dunklen Augen genau an.
„Du humpelst! Wir brauchen Hilfe, das ist ein Fall für die Menschen-Mama!“
Wenig später stand die rosa Transport-Box bereit. Schön weich ausgelegt mit einer Decke und einem kleinen Gurkenstück drin für unterwegs. Arja wurde vorsichtig hineingesetzt und Tina legte ihr ein kleines Blättchen Löwenzahn daneben. „Für Mut“ flüsterte sie.
Beim Tierarzt war alles ganz spannend: viele Gerüche, Stimmen, fremde Geräusche. Arja fand das manchmal ganz interessant, aber heute war sie angespannt und hatte Angst. Allein zum Tierarzt musste sie vorher noch nie, Tina und Jimmy waren bisher immer dabei gewesen. Und es war immer nur zum Krallen schneiden gewesen, denn sie war noch nie krank.
Die Menschen-Mama wich die ganze Zeit nicht von Arja, hielt sie ruhig und streichelte sie zwischen den Ohren.
Nach einer Untersuchung und einem sanften Abtasten gab es eine Diagnose: Arja hatte sich vermutlich beim Herumlaufen oder Hüpfen leicht verletzt.
Zum Glück nichts gebrochen. Die Tierärztin gab Arja jetzt gleich eine Spritze und die Menschen-Mama bekam den Auftrag, ihr zuhause einmal täglich Schmerzmittel zu verabreichen.
Wieder zuhause, kümmerte sich Tina sofort um ein Kuschelnest. Jimmy hatte heimlich einen Apfelschnitz geholt, den er mit Arja teilte. Beide hatten richtig Mitgefühl und wollten es Arja so gemütlich wie möglich machen, so dass es ihr bald wieder besser gehen würde.
Am nächsten Tag war es Zeit für die erste Dosis Medizin. Die Menschen-Mama holte Arja aus dem Gehege. Das war ganz einfach, weil sie nicht so schnell wie normal davonlaufen konnte. Sie nahm sie auf den Tisch und zog in einer kleinen Spritze (ohne Nadel) 0,05 ml des flüssigen Schmerzmittels auf.
„Bäääh, das riecht komisch!“ rief Arja, als sie das Schmerzmittel sah. Die Menschen-Mama verstand das natürlich nicht. Sie hörte das Meerschweinchen einfach quieken wie verrückt.
Und sie hatte einen Trick: sie hielt ihr einfach den Kopf ein bisschen fest und schob die winzige Spritze in ihren Mund. Arja leckte die Spritze ab und war überrascht, dass das Zeugs eigentlich überraschend gut schmeckte. Und es war auch gar nicht viel.
Als Belohnung bekam sie dann noch ein paar Stengel Petersilie und durfte dann wieder zurück zu ihren Freunden.
„Du bist soooo eine tapfere Superheldin!“, rief Tina feierlich.
Und auch Jimmy schaute sie ganz stolz an. Arja war aber müde. Sie suchte sich ein ruhiges Plätzchen und legte sich hin, um ein Schläfchen zu machen.
Jeden Tag wurde es ein bisschen besser. Arja humpelte weniger, kam wieder mehr aus dem Häuschen heraus und bekam besonders viele Streicheleinheiten. Wenn sie nicht laufen mochte, brachten die andern ihr Heu oder andere Leckereien direkt ins Häuschen.
Tina und Jimmy freuten sich, dass Arja sich wieder besser bewegen konnte: „Manchmal sind Superhelden die, die einfach stark bleiben, wenn’s weh tut. Du bist eine von ihnen, Arja.“
ENDE.


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