
Gestern war der Internationale Tag des Kindes, jedenfalls einer davon. Der zweite ist dann im November. Es gibt zwei, weil sich die Länder nicht auf einen einigen konnte. Macht ja auch nichts. Muttertag gibts übrigens auch verschiedene. In England zum Beispiel ist er ein paar Wochen vor unserem.
Ich finde diese speziellen Tage eigentlich ganz gut. Nicht, um den Konsum zu pflegen, Geschenke zu kaufen usw., sondern um wieder einmal bewusst zu wertschätzen. Ich glaube nämlich, dass dies im Alltag oft zu kurz kommt. Es ist hektisch. Wir alle schwimmen im Sog der Zeit. Verpflichtungen. Termine. Das Wasser steht hoch. Stress. Dazu sind wir nach wie vor eine defizitorientierte Gesellschaft. Erfolgreich ist, wer viel Geld verdient, wer weit herum kommt, viel erlebt, viel besitzt und viel davon zeigt. Stress ist ein Statussymbol.
Das sind Werte des Patriarchats. Als dieses nämlich im 18./19. Jahrhundert in der Industrialisierung gestärkt wurde, wurden Rollenbilder und Machtverhältnisse nochmals neu und stärker zementiert, besonders auf Hinblick auf Arbeit, Leistung, Geld und Geschlechterrollen. Männlichkeit wurde neu definiert: Arbeit, Erfolg, Stärke, Rationalität. = Macht.
Emotionen, Fürsorge, Intuition galten als weiblich und wurden abgewertet. Die oben genannten Eigenschaften wurden Frauen abgesprochen und die eben genannten, Männern. Gefühle hatten in der neuen Welt keinen Platz. Es herrschten Werte wie Disziplin, Härte und Gehorsam. Eigenschaften, die als männlich definiert wurden. Die Industrialisierung hat das Patriarchat nicht erfunden, aber massiv gefestigt und auf neue Lebensbereiche ausgedehnt. Das wirkt bis heute nach.
Ich will hier ja gar nicht übers Patriarchat schreiben, aber nur noch ein paar Sätze. Es ist ja erwiesen, dass das Patriarchat für niemanden gut ist. Ausser man ist ein weisser, sehr reicher Mann, dann schon. Alle andern, egal welchen Geschlechtes man ist, unterliegen ganz grossem Druck und werden in ihren Rechten und in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.
Kommen wir aber zurück zu diesen speziellen Tagen, an denen man an bestimmte Menschengruppen ganz besonders denkt oder ihnen dankt für ihre Position in der Welt. Für das, was sie so tun. Oder die dazu aufrufen, bestimmte Menschengruppen in unser Denken und Handeln zu integrieren, Wissen und Verständnis aufzubauen.
Ich finde, man kann solche Tage auch nutzen, um sich zu informieren. Es ist ja jeden Tag irgendwas und man muss sich wirklich nicht für alles interessieren, das wäre einfach zuviel. Aber vielleicht für ein paar Themen zwischendurch, denn das würde unseren Horizont erweitern.
Wenn wir über den gestrigen Tag des Kindes nachdenken…
Es ist übrigens auch in der Schweiz nicht selbstverständlich dass Kinder ohne Gewalt (und es gibt verschiedene Arten von Gewalt, die körperliche ist nur eine davon) aufwachsen.
Es ist auch in der Schweiz nicht selbstverständlich, dass jedes Kind seinen Möglichkeiten entsprechend gebildet werden kann, lernen darf.
Es ist auch in der Schweiz so, dass ganz viele Menschen denken, es sei okay, ein Kind mit Gewalt zu massregeln.
Internationaler Tag des / der / gegen…
Menschenhandels
Gewalt an älteren Menschen
gegen sexuelle Gewalt in Konflikten
Kinderarbeit
Kindersicherheitstag
Opfer von Flucht und Betreibung
der selbstgemachten Musik
Schlafes
Drogenhandel und Drogenmissbrauch
Folteropfer
Weltdufttag
Handwerks
Welt-Alzheimer-Tag
Gebärdensprache
Sprachen
Weltherztag
usw usw
Es gibt wohl fast 365 davon.
365 Themen, von denen wir mehrheitlich vielleicht gar nicht so viel wissen. 365 Themen, über die wir uns zum Teil aber trotzdem eine Meinung gebildet haben.
Dies soll ein Ankick sein, zwischendurch mal zu googlen, welcher „Internationale Tag des…“ gerade ist und sich mal 10 Minuten Zeit zu nehmen, etwas darüber zu lesen, hören oder schauen. Ist ja sogar noch ganz interessant.
Viel Spass!


Hinterlasse einen Kommentar