
Es war ein ganz gewöhnlicher Morgen im Gehege, dachten Tina, Jimmy und Arja. Die Sonne schien schwach durch die Blätter, und der Tau glänzte auf dem Gras. Jimmy gähnte, Tina schnupperte neugierig, und Arja bürstete sich ihr seidiges Fell mit der Pfote zurecht.
„Kommt mit!“, rief plötzlich Jimmy. „Da hinten im Tunnel, in der dunklen Ecke, da quiekt etwas!“
Die drei Meerschweinchen trippelten auf leisen Pfoten los. Sie kannten jede Ritze ihres Geheges oder glaubten es zumindest. Aber ganz hinten, unter einem alten Holzstück, entdeckte Arja ein kleines Loch, das ihnen noch nie aufgefallen war.
„Pssst… hört ihr das?“, flüsterte Tina.
Ein leises Fiepen kam aus dem Inneren. Neugierig, aber vorsichtig, lugten sie nacheinander hinein. Dort, in einer winzigen Höhle aus Gras und weichen Blättern, lag ein Nest. Und darin winzig kleine Wesen. Nackt, rosa, mit geschlossenen Augen und zuckenden Nasen.
„Babymäuse!“, hauchte Arja entzückt. „Ganz winzige! Wie süss!!“
Tina legte sich flach auf den Boden, als wolle sie sie mit ihrem Blick schützen. Jimmy war plötzlich ganz still und auch ein wenig ehrfürchtig, denn diese Mäusekinder da drinnen, waren schon etwas ganz besonderes.
Sie blieben eine Weile dort, ganz leise. Kein Kichern, kein Hüpfen. Nur staunende Augen und lauschende Ohren.
„Wir müssen das Nest in Ruhe lassen“, flüsterte Tina. „Die Mäusemama kommt bestimmt bald zurück.“
„Und wir passen auf, dass niemand hier stört“ sagte Jimmy ernst.
„Ja“ nickte Arja. „Heute sind wir nicht Detektive. Heute sind wir Wächterinnen.“
An diesem Tag spielten sie leiser als sonst. Und immer wieder schauten sie heimlich zur dunklen Ecke. Voller Liebe, Respekt und ein bisschen Stolz.
Am späten Nachmittag, als die Schatten länger wurden und die Menschen-Mama gerade frisches Heu brachte, entdeckten sie sie: Eine kleine graue Maus, flink und vorsichtig, huschte am Rand des Geheges entlang, schlüpfte durch einen Spalt und verschwand in der dunklen Ecke.
Die drei Meerschweinchen hielten den Atem an. Dann sahen sie, wie sie kurz wieder herauskam und leise wieder verschwand.
„Die Mäusemama…“ flüsterte Tina mit glänzenden Augen.
„Sie ist zurück“ sagte Arja.
Jimmy nickte nur. Und für einen Moment waren alle drei ganz still, erfüllt von einem Gefühl, das sie gar noch nie hatten. Das würden sie nie wieder vergessen. Sie spürten richtig grosse Beschützer-Gefühle in ihren Herzen.
ENDE.


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