
Seit dem Ausflug in den anderen Garten waren ein paar Tage vergangen. Tina dachte noch oft an die alte Schildkröte. Wie ruhig sie war. Wie weise sie gesprochen hatte. Und wie gut sie sich bei ihr gefühlt hatte. Sie vermisste sie tatsächlich ein wenig.
Eines Morgens raschelte es plötzlich am Gehege. Die Menschenfrau kam hinein und trug etwas Grosses, Dunkelgrünes in den Armen.
„Na, schaut mal, wer da ist!“, sagte sie fröhlich.
Tina quiekte auf und popcornte aufgeregt herum. „Das ist sie! Das ist sie wirklich!“
Auch die andern zwei liefen zu ihnen und freuten sich.
Die Schildkröte blinzelte in die Sonne. Langsam stellte sie einen Fuss vor den anderen und kroch ins Gehege hinein. Die Menschenfrau hatte am Rand einen kleinen, ruhigen Platz vorbereitet, mit Erde, etwas Sand und einem grossen, flachen Napf voller Wasser.
Sie sagte, dass die Schildkröte Josef heisst und ab jetzt bei ihnen wohnen wird, wenn alle einverstanden sind. Sie erzählt ihnen, dass Josefs Schildkröten-Freundin vor ein paar Wochen gestorben ist und er seitdem allein ist.
„Ich habe mit einer Fachperson gesprochen“ sagte sie. „Die Josef ist alt und ruhig. Und damit er nicht allein ist, darf er nun bei euch wohnen, aber nur, wenn ihr sie auch wollt. Ich habe während dem Umbau gesehen, wie gut ihr euch verstanden habt.“
„Natürlich wollen wir das!“, rief Tina und hüpfte vor Freude gerade nochmals in die Luft.
Jimmy musterte das andere Tier. „Also… schnell bist du nicht.“
Die Schildkröte lächelte. „Aber ich bin ausdauernd.“
Arja kicherte. „Vielleicht können wir zusammen Sonnenbaden. Oder wir suchen uns zusammen neue Lieblingsplätze! Du kannst uns auch bei all unseren Abeteuern begleiten.“
„Sehr gerne, aber ich glaube, für Abenteuer bin ich zu alt. Das wäre mir zu aufregend, ich mag es lieber ruhig und gemütlich“ sagte die Schildkröte.
Die Meerschweinchen zeigten Josef alles: den Lieblingsstein zum Draufsitzen, den Kräutertopf mit Basilikum, den Schattenplatz unter dem Holzsteg.
Die Schildkröte zeigte ihnen, wie sie langsam im Sand buddelte und sich dann fast unsichtbar machte. Und sie merkten, dass sie alle gerne Salat fressen.
Am Nachmittag legten sie sich gemeinsam ins weiche Gras.
„Ich glaube“ flüsterte Tina, „das ist der schönste Tag meines Lebens. Soooo schön, dass Josef jetzt zu uns gehört“
Jimmy nickte. „Er ist ein bisschen wie ein grosser, ruhiger Berg.“
„Oder wie eine schrumpelige Oma aus Stein“ kicherte Arja.
Die Schildkröte schloss langsam die Augen. „Und ihr seid wie drei flinke Sonnenstrahlen.“
Und so lebten sie ab jetzt zu viert.
ENDE.



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