
Ich glaube, wir Menschen neigen ganz oft dazu, uns einfache und schnelle Lösungen zu suchen, wenn es ein Problem zu lösen gibt, denn Probleme mögen wir nicht. Wir beschäftigen uns viel lieber mit den schönen Dingen im Leben und Herausforderungen und Schwierigkeiten, das sind einfach sehr lästige Begleiterscheinungen unseres ganzen Daseins auf dieser Erde.
Meine Erfahrung mit solchen Situationen ist, dass ich zum einen den Begriff „Problem“ wirklich ein bisschen problematisch finde. Was soll denn das bitte aussagen? „Er hat Probleme“ – Ja, wer nicht? Er meistert halt gerade ein paar Dinge, die herausfordernd und schwierig sind. Gehört halt zum Leben und leider haben einige viel mehr zu meistern als andere, das ist auch so. Es gibt Dinge, die kommen und gehen und es gibt Lebensthemen.
Ich glaube, es ist gut, eine Balance zwischen „das ist mein Leben und es ist okay so wie es ist“ und Veränderungen /Verbesserungen anzustreben, ist ein guter Umgang mit dem Leben.
Wir sind immer im IST-Zustand und manchmal haben wir einen diffusen SOLL-Zustand im Kopf, diese Vision vom Glücklich-Sein. Vermutlich leben wir diesen Soll-Zustand ganz oft in unserem Leben, aber halt eben nicht ganz in allen Bereichen und auch nicht immer, deswegen übersehen wir ihn manchmal und meinen, er sei absent. Und vielleicht müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen, dass auch das Realität ist und dass es vermutlich den meisten Menschen so geht.
Ich glaube tatsächlich, dass Menschen, die die Fähigkeit besitzen, sich stärker reflektieren zu können (was übrigens eine sehr geile Fähigkeit ist) auch viel mit Dingen hadern und sich halt auch an Entwicklung orientieren. Das bedeutet immer auch ein bisschen, dass man sich nicht auf dem IST ausruht, sondern mehr erreichen möchte. Dass man in Bewegung ist.
Ich bin ja schon wieder abgeschweift….
Betr. Problemen möchte ich noch ein paar Dinge sagen. Etwas im Umgang mit sogenannten Problemen funktioniert bei mir sehr gut: Nicht immer auf jeden Zug sofort aufspringen. Nicht immer sofort und in Panik handeln. Sondern zuerst durchatmen und überlegen. Sogar im Notfall kann man das. Man kann zwei, drei Atemzüge machen und schon diese machen unseren Kopf ein bisschen klarer. Und meistens sind es ja nicht Notfälle, sondern man hat ein bisschen Zeit. Man kann drüber schlafen oder man kann sagen, „wir schauen das nach dem Znacht an“, „ich muss mir das noch überlegen“ usw….
Meine Erfahrung ist, dass sich das Problem in dieser Zeit schon ganz oft verflüchtigt bzw. also dementsprechend von allein löst. Einfach, weil die Wogen und Wellen manchmal in der Aufregung sooo hoch schlagen und man sich, wenn möglich, nicht gleich dann hinein stürzen sollte, denn sie kommen auch wieder runter. Und wie gesagt, ganz oft einfach von selbst.
Aber natürlich ist es immer ein Abwägen der Situation. Es gibt schon auch Momente, in denen man als Wellenbrecher sofort handeln muss. Und dann macht man halt genau das.
Etwas, was ich aber auch so wichtig finde ist, dass wirklich ganz oft das Problem missverstanden / missinterpretiert wird und ich würde behaupten, das auch oft ganz bewusst. Einfach, weil es einfacher ist. So ist das Problem nicht immer das Problem und wird beseitigt. Dementsprechend hat man eine einfache Pseudo-Lösung, die gar keine ist, denn das Problem ist noch da und wird sich wieder bemerkbar machen…
Beispiele?
Es wurde jemand ermordet und ein:e Verdächtige:r wurde gefasst. Er / Sie hat die Tat nicht begangen, aber er / sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Mit der Inhaftierung dieser Person ist EIN Problem im Ganzen gelöst: Die Bevölkerung ist beruhigt und hat keine Angst mehr, kein Druck mehr, keine Aufregung, keine Aufruhr. Der Fall kann abgeschlossen werden.
BIS der / die wahre Mörder:in wieder zuschlägt…
Die wahre Lösung wäre also wohl, die Suche nach der / dem Mörder:in weiterzuführen, bis er oder sie tatsächlich gefasst werden kann und danach keine Morde mehr begangen werden. Auch wenn die Zeit bis dahin anstrengend sein wird für alle Beteiligten.
Ein Kind mit zB Trisomie 21 ist Teil einer Schulklasse. Irgendwann beginnen die andern Kindern, ihn / sie immer wieder mal zu plagen, zu hänseln oder auszulachen. Der Lehrperson fällt dies auf und sie erkennt, dass diese Situation problematisch ist. Es braucht Lösungen. Sie / er spricht mit den Eltern des betroffenen Kindes und sagt, dass die Inklusion nicht so gut funktioniere, da die andern Kinder reagieren und damit nicht umgehen können. Sie empfiehlt, das Kind aus der Klasse / Schule zu nehmen und es in eine Heil- oder Sonderpädagogische Einrichtung zu geben, damit es dort zur Schule gehen kann.
Das Problem wäre also gelöst. Vordergründig. Denn das eigentliche Problem ist ja noch da und es wird wieder zum Vorschein kommen. Die wahre Problemlösung wäre wohl, zum einem klare Grenzen zu setzen, Haltungen und Abmachungen zu definieren, wie man miteinander umgeht und sich mit den Kindern halt auseinander zu setzen. So würden sie dazu lernen und nicht beim nächsten Kind, das „anders“ ist, dieses Verhalten wieder zeigen.
Mein Auto klingt beim Fahren etwas komisch. Irgendetwas scheint hier nicht zu stimmen. Ich stelle einfach jedesmal die Musik beim Fahren sehr laut, damit ich es nicht mehr höre….
Die Steuererklärung auszufüllen überfordert mich soooo…. Und ich weiss nicht recht, wie es geht. Am Besten ignoriere ich die Aufforderungen des Steueramtes und lenke mich ab, damit ich nicht mehr dran denken muss.
Es gibt ein paar Dinge, die mich an einer Freundin einem Freund stören. Kontakt abbrechen, einfach nicht mehr melden, denn das ist einfacher als mit ihm / ihr darüber zu sprechen…
Im Badzimmer hat es Schimmel oberhalb der Dusche. Er wird weiss übermalt…
Ich kann nicht mehr gut schlafen, weil ich so gestresst und angespannt bin. Schlaftabletten helfen mir nun, einschlafen zu können…
Verstanden?


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