
Nichts von all dem, was wir Menschen in unserem Leben an Schicksalsschlägen, an Verlusten und auch an Arschloch-Verhalten von andern erleben / überleben müssen, macht uns stärker. Nichts.
DAS wird uns eingeredet und vielleicht reden wir es uns sogar selber ein, um einen Grund zu haben, wieder aufrecht zu stehen, weiter zu leben. Um all dem, was passiert ist einen Sinn zu geben. Das GUTE darin zu sehen…
Aber darin ist nichts Gutes. All diese Erfahrungen waren schlimm.
Aus all dem gehen wir Menschen am Schluss traumatisiert raus. Immer. Manchmal merken wir es gleich oder später oder gar nicht, weil wir den Zusammenhang nicht machen oder verstehen und weil nicht alle sich hinterfragen, warum wir so sind, wie wir sind. Oder warum wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten.
Und dennoch sind es Erfahrungen. Und die prägen uns. Alle.
Ich glaube, was uns daraus tatsächlich dann stark macht, ist das Wissen, dass wir es schaffen, mit dieser Situation zurecht zu kommen oder halt im Nachhinein, dass wir daraus heraus geschafft haben. Und vor allem, das Wissen, WIE wir das geschafft haben. Weil wir ja von vornherein offenbar stark waren. Resilient waren. Mutig waren. Weil es uns gelungen ist, Lösungen zu finden.
Und vielleicht auch das Wissen, dass es tatsächlich ein paar Menschen gibt, die auch dann nicht zurück schrecken, wenn man durch die Hölle reitet. Reiten MUSS. Manche reiten mit, andere gehen mit ein wenig Abstand aussen rum und warten dort.
Einzig und allein DAS ist es, was in all diesem Scheiss eine gute Erfahrung war.
Das kann einem auch durchaus stark machen, einfach weil man weiss, dass man ganz, ganz vieles schaffen kann und sich seiner Stärke bewusst ist. Das kann einen Menschen auch selbstsicher machen und es kann einem auch ganz vieles bewusst machen, denn solche Erfahrungen sind auch Gelegenheiten, ganz vieles zu lernen. Über sich, über andere und über das Leben. Auch das ist spannend.
Es ist irgendwie schwierig.
Ich bin sehr froh über die Person, die ich geworden bin. Gleichzeitig bin ich auch traurig über vieles, was ich erlebt habe und auch über vieles, was mein Kind erleben musste.
Gerade die Situation der letzten Jahre hat uns beide stark traumatisiert und mein Kind wird davon sein Leben lang begleitet werden. Ich auch, aber ich bin erwachsen und habe viel Lebenserfahrung. Ich kann besser damit um gehen. Ich merke einfach, dass ich seitdem viel mehr ICH bin. Viel klarer in meinen Meinungen und Haltungen. Stark. Viel abgegrenzter. Viel herzlicher, liebevoller und empathischer. Aber auch viel, viel empfindlicher (aggressiver?), wenn es darum geht, dass mir jemand ans Bein zu pinkeln versucht… (das ist dann wohl Teil des Traumas)
Während die Auslöser:innen ihr Leben einfach so weiter leben dürfen, so ganz ohne Trauma und so ganz ohne dass dies eine schlimme oder lehrreiche Erfahrung für sie gewesen wäre. Gerade bei Mobbing ist es ja sogar so, dass die das vermutlich nach wie vor eine geile Zeit finden und im Nachhinein darüber lachen.
Ja, das Leben ist nicht fair.
Aber schlussendlich sehen wir ja auch die Punkte auf unseren invisiblen Karma-Konten nicht und wer weiss, was auf jeden von uns noch zukommt.
Ich glaube, mein Karma-Konto ist ganz schön voll, denn es kommt so viel Gutes auf uns zu im Moment und das ist schön.
Ich bin kein Fan davon, die Vergangenheit auszublenden. Ich bin ein Fan davon, alles so gut aufzuräumen, so dass man zurück blicken kann, ohne darüber zu fallen, sondern einfach im Wissen, dass all das Vergangene einfach passiert ist, ob es nun Sinn macht oder nicht, ob es nun okay ist oder nicht. Es gehört dazu, es ist Vergangen und es ein Teil unseres Lebens, ein Teil unserer Persönlichkeit.
Ich habe nichts verziehen oder vergessen. Aber ich habe für mich meinen Frieden damit gemacht. Das reicht.


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