
Manchmal verdecken uns Wolken
den Blick auf die Sterne.
Das macht nichts,
denn wir können einander
jederzeit von ihnen
erzählen.
Das habe ich für‘s Kalenderblatt des Oktobers geschrieben. Es gibt dazu nicht so viel zu erklären, denke ich. Die Aussage ist vor allem metaphorisch zu sehen. Meine Aussicht, mein Blick sind begrenzt. Ich sehe das, wo ich meinen Blick hin richte. Das, was vor meiner Nase ist und das, was bei mir aktuell ist, mich beschäftigt.
Ich finde es so wertvoll und so lohnend, wenn wir einander erzählen, was wir so erleben und sehen. Daraus kann man so viel lernen, es erweitert den Horizont, fördert den Um- und Weitblick, zeigt Interesse und ist im besten Fall auch noch spannend.
Du und ich, wir können über dieselbe Person sprechen oder über dieselbe Sache und es ist gut möglich, dass wir beide unterschiedliche Attribute dafür wählen. Dass wir unterschiedliche Wahrnehmungen, Erlebnisse und Gefühle dafür haben (einfach weil wir unterschiedliche Menschen mit ganz individuellem Hintergrund und Innenleben, mit unterschiedlicher Beziehung zur Person oder zum Objekt haben usw…), aus einer anderen Perspektive schauen…
Das fördert die Objektivität. Aber nicht nur. Es kann uns auch inspirieren. Wege aufzeigen, die wir gar nicht gesehen haben. Lösungen, die uns nicht in den Sinn gekommen wären. Oder einfach nur Freude oder Hoffnung machen, weil wir von etwas hören, das wir gerade nicht sehen.
Ich habe vor langer Zeit ja mal Briefe in die Todeszelle geschrieben und einer dieser Häftlinge hat mir geschrieben, dass er ganz vieles erleben darf durch meine Erzählungen. Ich habe ihm dann auch immer wieder Fotos geschickt von meinen Ausflügen usw. ZB habe ich hier immer noch ein Fotoalbum von meine USA-Westküsten-Reise, das so ziemlich leer ist, weil ich all die Fotos rausgenommen und ihm geschickt habe.
Ich habe ihm so viele Fotos geschickt, dass Das Gefängnis Huntsville, Texas dann eine neue Regelung herausgegeben hat. Ab dann durfte man nur noch eine gewisse Anzahl von Fotos in einen Brief legen, drei oder so. Ich habs vergessen, wieviel. Ich habe mir dann immer eingebildet, dass das wegen mir ist. 🙂
Einander erzählen, das ist Kommunikation und ich finde, dass das sooo wichtig ist. So vieles, das scheitert, scheitert wegen fehlender Kommunikation, was zu Nichtwissen, Unverständnis und zu Konflikten führen kann. Natürlich ist erzählen das eine. Zuhören ist das andere. Erzählen und zuhören geht nicht nur von Mund zu Ohr, sondern wir haben dafür ja verschiedene Werkzeuge mitbekommen. Schreiben und lesen, malen, zeichnen, anschauen, betrachten, Gebärdensprache, Gesten… Kommunikation ist sooo vieles…
Ich mache es auch gerade. Ich schreibe. Ich teile mich mit. Und du bist es gerade am Lesen.
Guten Start in den Oktober!
Redet miteinander statt übereinander.


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