
Heute vor 17 Jahren habe ich geheiratet.
Vor 17 Jahren habe ich angefangen, bei meinem jetzigen Arbeitgeber zu arbeiten. Am 2. November
Vor 17 Jahren ist mein Vater gestorben. Am 13. November.
17 Jahre ist das alles her.
In diesen 17 Jahren ist vieles passiert. Viel Schönes und auch ein paar schwierige Dinge. Das Leben hat gespielt, wie das Leben halt so spielt.
Vor 17 Jahren gab es Menschen, die mit uns unser Glück gefeiert haben. Vor sechs Jahren, als wir uns getrennt haben, waren es dann nicht mehr so viele. In solchen Momenten sieht man dann, feiern ist leichter als jemandem beim Trauern beizustehen.
Auch das ist normal.
Das ist eine meiner wichtigen Erfahrungen des Lebens. Viele Menschen um uns herum sind Schönwetter-Freunde:innen. Jedesmal, wenn es holpert im Leben und ich mich weiter entwickelt habe durch diesen Prozess, sind ein paar davon irgendwo stehen geblieben oder in eine andere Richtung abgebogen.
Irgendwohin wo es nicht stürmt.
Ich verstehe es und es ist mir voll bewusst, dass man eine gute mentale Ausrüstung benötigt, um mit jemandem durch den Sturm zu laufen. Ich glaube nicht, dass man das mit jedem / jeder tun muss und es gibt verschiedene Arten von Support und Mitgefühl. Es gibt auch verschiedene Arten von Freundschaften.
Es ist auch achtsam, sich abzugrenzen und nicht mit jedem/jeder alles durchzustehen.
Ich war nicht immer so versöhnlich wie jetzt. Mich hat es oft richtig extrem verletzt, wenn Menschen nicht umgehen konnten mit den Situationen, denen ich mich stellen musste.
Jetzt ist es okay für mich. Ich weiss, das kann nicht jede:r. Es kann auch nicht jede:r empathisch sein. Nicht jede:r hat einen gut gefüllten Rucksack auf dem Rücken, der voller Erfahrungen und auch voller Werkzeug ist. Und nicht jeder / jedem bin ich gleich wichtig.
Ich glaube, auch in diesem Bereich wäre jedoch Kommunikation sehr wichtig. Denn so könnte verhindert werden, dass eine Person, die es gerade schwer hat, dazu auch noch an sich zweifelt, weil sie von andern gemieden wird. Die meisten suchen die Gründe dann bei sich und gerade, wenn man in einer Krise steckt, ist es besonders schwierig, objektiv mit sowas umgehen zu können und sehr destruktiv, sich dann zu allem andern dazu auch noch ungeliebt und von geringem Wert zu fühlen.
Und wie gesagt, es ist okay.
Was nicht okay ist, so finde ich, dies unkommentiert zu lassen und damit einen weiteren Verlust für eine Person zu bedeuten. Einen unverstandenen Verlust, der einem dann vielleicht ewig lange in den Gedanken ist.
Mir selbst ist bisher noch nie etwas Schlimmes passiert.
Ich bin gesund und mir gehts gut.
Ich war noch nie direkt betroffen von einem Schicksalsschlag. Also ich bin noch nie selbst an einer schweren Krankheit erkrankt. Ich bin noch nie gestorben. Ich hatte nie einen schweren Unfall. Ich bin nie zum Opfer einer Gewalttat gworden usw.
Aber mir sehr nahestehenden Personen sind solche Dinge passiert und irgendwie indirekt waren das dann auch meine Schicksalsschläge, denn natürlich betrafen sie auch mich. Ich habe diese Menschen in diesen Situationen begleitet, habe versucht Leben zu retten, Mut gemacht, beim Überleben unterstützt und nicht immer mit Erfolg.
Wirklich viele Situationen, die schwer durchzustehen waren und Traumata und auch viel Trauer hinterliessen.
Aber auch viel Erfahrung und Wissen. Immer wieder Themen, mit denen ich mich auseinandersetzen musste und die mir wirklich eine grosse Fläche für Entwicklung boten.
Klar hätte ich darauf verzichten können, aber das Leben fragt halt nicht.
Ich bin immer noch da.
Damals vor 17 Jahren war mein Vater ziemlich frisch an Speiseröhrenkrebs erkrankt. Er wurde von einer Freundin unserer Familie aus dem Krankenhaus abgeholt und zum Standesamt begleitet, so war er bei meiner Hochzeit dabei. Bei dieser Gelegenheit hat er meine Schwiegereltern und andere englische Familienangehörigee und Freunde:innen zum ersten Mal gesehen. Gleichzeitig auch zum letzten Mal, denn er ist dann vier Monate später gestorben.
Ich kann mit Verlusten nicht so wahnsinnig gut umgehen. Auch nicht, wenn sich jemand ohne Erklärung zurück zieht oder abwendet. Ich glaube, es ist normal, dass das passiert. Es ist für Menschen viel einfacher, es so zu tun als sich dem zu stellen, was ich vielleicht sagen oder tun würde. Aber was würde ich schon sagen? Ich bin schlussendlich der Meinung, dass jede:r kommen und gehen darf, wie er will und dass ich sowieso niemanden in meinem Leben haben will, der oder die da gar nicht sein will. Ich finde nämlich, dass ich besseres verdient habe. Ich habe es verdient, Menschen in meinem Leben zu haben, die mich lieb haben und mich wertschätzen. Je nachdem, wie ich mit jemandem in Beziehung stehe, mag ich auch eine gewisse Zuverlässigkeit bzw. Verbindlichkeit.
Jeder Mensch hat das genau so verdient und sollte sich wirklich gut darauf achten. Ich finde nicht, dass man da Kompromisse eingehen sollte. Nicht, wenn es um Freundschaften, um Gefühle oder Liebe geht.
Es war jetzt gar nicht so geplant, so vieles zu schreiben. Eigentlich wollte ich nur schreiben, dass ich mega dankbar bin für die, die vor 17 Jahren in meinem Leben waren (oder sogar noch viel länger) und es immer noch sind. Natürlich auch für die, die es weniger lange sind.
Für die mit denen ich lachen kann, für die mit denen ich über ganz vieles sprechen kann. Für die, die mich nicht allein lassen, auch wenn ich nicht viel Zeit und Energie habe manchmal zum kontakten. Ich muss ehrlich sagen, ich bin darauf wirklich sehr, sehr angewiesen. DANKE dafür.
Und ganz besonders auch für die, die es aushalten, wenn mal alles zu heulen ist.
Ich kann euch versprechen, ich kann das auch aushalten mit euch, sollte es mal nötig sein. Ich kann nicht nur. Ich werde.
Was wird wohl sein, wenn ich in 17 Jahren wieder zurück blicke?



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