April


Mein Kalenderblatt für den April sagt, dass es keinen Grund gibt, unsicher zu sein und dass uns nicht Perfektion liebenswert macht, sondern Imperfektion.

Ich glaube auch tatsächlich, dass das stimmt. Aber soooo einfach ist das nicht, denn wenn wir uns betrachten, sehen wir zuerst immer sehr deutlich unsere Unzulänglichkeiten. Unsere Imperfektionen. Das was schöner, besser sein könnte, das was wir nicht so gut können oder gar nicht. Und da gibts ja immer etwas.
Das ist schade, aber wirklich nicht verwunderlich, sind wir doch fast alle genau so aufgewachsen, indem unsere sogenannten Defizite in den Mittelpunkt gestellt wurden und wir daran arbeiten mussten. Oder weil sie wegen irgendwas blöd behandelt wurden.
So gibt es unzählige Erwachsene, die für immer denken, sie seien hässlich oder zu dick oder zu dünn, weil ihnen das als Kind oder auch später immer wieder gesagt wurde. Oder zu dumm oder zu irgendwas. Und das allein ginge ja noch (obwohl es auch nicht geht!!), aber sie denken dazu noch, sie seien deswegen nicht liebenswürdig oder weniger wert als andere. Vielleicht denken sie das auch gar nicht bewusst, sondern ganz unbewusst.
Das ist schlimm.

Ich finde das aber nicht nur schlimm, sondern total daneben. Ich glaube, uns Menschen ist es oft gar nicht bewusst, was wir bei andern auslösen können. Und nicht nur auslösen, sondern dass wir mit gewissen Aussagen oder Verhaltensweisen auch bleibende Schäden verursachen können.
Das ist ja einer der Gründe, warum ich es so wichtig fände, dass zB Schulen oder auch Eltern bei Mobbing wirklich reagieren. Und das nicht, um das mobbende Kind zu bestrafen, sondern um in erster Linie das andere Kind zu schützen, um Schlimmeres zu verhindern, aber auch unbedingt, um heraus zu finden, was mit diesem mobbenden Kind nicht stimmt und auch ihm Unterstützung zukommen zu lassen. Leider ist dieses Denken an den allermeisten Schulen und auch in den Köpfen von Eltern noch nicht angekommen.

Es gibt keinen Grund, unsicher zu sein. Aber es gibt Gründe, die Unsicherheiten auslösen. Die sind aber von andern verurusacht und haben wenig mit einem selber zu tun.
Jeder Mensch hat das Recht, selbstsicher im Leben zu stehen.
Jeder Mensch hat das Recht, respektiert und anständig behandelt zu werden und keine:r hat andere oder mehr Rechte als ein:e andere:r, auch wenn das manche meinen.
Ist einfach so. Wird aber oft anders gelebt. I know.

Wir alle sollten es uns wert sein, uns mit einem Umfeld zu umgeben, das uns wirklich gut tut. In dem es uns gut geht. Egal ob Beruf oder Privat. Menschen, die uns genau so lieben wie wir sind, die uns inspirieren, die uns bereichern und die von uns bereichert werden. Menschen, die ganz viel Schönes in uns sehen und damit meine ich bei weitem nicht nur Äusserlichkeiten.
Ich glaube, irgenwelche „Makel“, wenn man sie denn so nennen mag, spielen eh keine Rolle mehr, wenn man jemanden gern hat. Ich kenne keine einzige Person, die ich nicht schön finde. Wirklich nicht. Ehrlich gesagt, überlege ich mir das gar nicht gross, ob jemand hübsch ist oder nicht. Warum würde ich mir anmassen, dies beurteilen zu müssen? Man kann sich da auch durchaus bewusst darüber sein, dass das was ICH vielleicht besonders schön oder unschön finde, jemand anderem gefällt. Mir ist es auch irgendwie bei den meisten Menschen eh irgendwie egal, wie die aussehen. Was ich an Menschen aber manchmal als hässlich empfinde ist ihr Verhalten andern gegenüber. Das kann also durchaus vorkommen. Aber auch da muss man sich wohl bewusst sein, dass wir immer nur eine Momentaufnahme sehen und nicht wissen, was dahinter steckt. (obwohl ich finde, man kann immer anständig miteinander umgehen)

Das „mit dem Herzen sehen“ ist ja etwas cliché-haft. Und dennoch ist es wohl so. Man sieht an jemandem einfach in erster Linie mal das, was einem gefällt. Man sieht all das Schöne und nicht nur das, was aussen ist, sondern auch ganz fest das was innen ist. Und vielleicht sieht man das wirklich nicht nur mit den Augen, sondern man spürt halt ganz vieles.
Ich überlege mir gerade, was mir an Menschen in meinem Umfeld nicht gefällt und mir kommt nichts in den Sinn irgendwie. Ich überlege mir das irgendwie gar nicht.

Jedenfalls finde ich Menschen, die anderen wohlwollend begegnen, die sich für sie freuen, wenn sie erfolgreich sind oder ihnen sogar dabei behilflich sind, super.
Menschen, die andern wieder auf helfen, wenn sie mal gestolpert sind.
Menschen, die eine wackelnde Leiter halten, wenn ein:e andere unsicher drauf steigt.
Menschen, die in andern das Potenzial sehen. Die Ressourcen und die Fähigkeiten und sie ermutigen, es zu nutzen.
Menschen, die neben uns stehen und uns mit unsichtbarem Glitzer bewerfen und den imaginären roten Teppich ausrollen, wenn wir es brauchen, die sind einfach toll.

Und weil ich das so toll und erstrebendwert finde, versuche ich natürlich genau so zu sein. Ich könnte nicht behaupten, dass mir das immer gelingt, aber immer öfter…

Eine Antwort zu „April”.

  1. Welch liebevolle zauberhafte Menschlichkeit aus deinen Worten strahlen. Das sind für mich die wahren Werte, die es gilt zu pflegen und kultivieren.

    Man sagt, Liebe sei das einzige, das mehr wird, wenn man sie teilt. Und welch förderliche Klima wir Menschen miteinander haben könnten, wenn wir so durchs Leben gingen.

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.