Mit dir rede ich nicht mehr!


Es gibt etwas, worüber ich mir hin und wieder Gedanken mache und was ich absolut überhaupt nicht verstehen kann:
Wenn erwachsene Menschen aufhören befreundet zu sein oder miteinander zu sprechen, weil ihnen am andern oder an etwas, was der:die getan hat, irgendwas nicht passt.
Es gibt vermutlich nichts, was ich unreifer als das finde.
Und doch passiert im Leben sowas.

Aber warum? Was könnte denn schlimmes getan oder gesagt werden, dass man deswegen zum Kleinkind wird innerlich und diesen Personen nicht mehr normal begegnen kann? Oder überhaupt nicht mehr begegnen kann?
Versteht mich nicht falsch. Ich finde es durchaus begreiflich und verständlich, dass es Menschen gibt, mit denen man einfach nicht wirklich weiterhin zu tun haben will, weil sie einen verletzt haben oder Dinge getan haben, die wir schlimm finden.
Aber ich glaube dennoch, dass wir als erwachsene Menschen damit umgehen können, denen hin und wieder zu begegnen. Ich hätte das Gefühl, man kann ein wenig über allem stehen und das Nötigste miteinander reden, falls man das muss. Ich würde ausserdem behaupten, dass in den meisten solcher Fälle mindestens einem:r von beiden überhaupt nicht bewusst ist, was er:sie getan hat, dass der:die andere so reagiert. Und auch, dass es in den meisten solcher Fälle um Nichtigkeiten, um Missverständnisse und einfach um PillePalle handelt. Für eine Klärung müsste man einander einfach mal zuhören.

Das können nicht alle und sie lassen uns mit unseren Gedanken dann halt allein. Man überlegt sich, was man eigentlich getan hat, dass das so ist und sucht ganz fest bei sich selbst.
Ich glaube aber, dass dieses Verhalten tatsächlich recht wenig mit uns zu tun hat. Für die andere Person waren wir zwar der:die Verursacher:in dieser Verärgerung, einer Kränkung oder was auch immer. Man wird ja wohl seine Gründe haben, wenn man jemanden nur noch schneidet, ihm:ihr nur noch ausweicht und ihm:ihr nicht mehr begegnen kann.

War das vielleicht aber dann eine Kränkung, die uns irgendwo getroffen hat, wo wir sehr verletzlich und sensibel sind? Irgendwo da, wo wir nicht hinschauen möchten? Vielleicht etwas Wahres, aber Unangenehmes? Und so ist es dann viel einfacher, jemand anderem die Schuld dafür zu geben und den:die für die verbleibende Zeit des Lebens oder zumindest für sehr, sehr lange zu verachten?

Ich glaube, das ist tatsächlich der Grund für sowas.
Das innere Kind ist beleidigt und macht zu. Sein emotionaler Entwicklungsstand lässt eine Auseinandersetzung mit dieser Situation oder mit dieser Person gar nicht zu, denn damit wäre es überfordert und zu unsicher, obwohl das Auftreten äusserlich oft ganz etwas anderes zeigt. Und trotzdem gibt das innere kleine Kind vor, was getan wird.

Es ist also verständlich, wenn man das so sieht und dennoch finde ich, eine erwachsene Person, die so sehr seinem inneren Kind ausgeliefert ist, sollte ganz dringend an sich arbeiten. Zum einen, um andere nicht so sehr zu verletzen und zum andern natürlich auch, um Beziehungen für sich selbst möglich zu machen ohne Menschen, die etwas falsch machen oder von denen sie glauben, dass sie etwas falsch machen, immer wieder auswechseln zu müssen…

2 Antworten zu „Mit dir rede ich nicht mehr!”.

  1. Wir reagieren immer noch, wie die Kinder, die wir mal waren. Wenn man darüber nachdenkt, erinnert man sich vielleicht, an etwas von früher, was auch so war, wie eine Situation jetzt. Es ist also im Prinzip kindisch.

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  2. Going no contact ist eine anerkannte Form des Selbstschutzes bei narzisstischen oder sonst toxischen Beziehungen. Weiss ich aus Erfahrung

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.