Wie beeinflussen wichtige Lebensereignisse oder der Lauf der Zeit deine Sicht auf das Leben?

Wie beeinflussen wichtige Lebensereignisse oder der Lauf der Zeit deine Sicht auf das Leben?
Ich finde, dass das eine sehr grosse Frage ist. Es bräuchte ein ganzes Buch, um das alles zu beantworten…
Schlussendlich ist ja alles was ich bin oder auch was ihr seid das, was der Lauf der Zeit – und da gehören wichtige Lebensereignisse wesentlich mit dazu – mit mir / uns gemacht hat. Alles, was gestern geschehen ist, was heute geschieht, hat einen Einfluss darauf, was wir denken oder machen. Und dabei sind vielleicht nicht mal die Ereignisse selber der wesentliche Aspekt dabei, sondern was sie mit uns machen, in uns auslösen und dann was WIR daraus machen und wie wir damit umgehen. Da gibt es ja immer unterschiedliche Möglichkeiten und Wege.
Ich glaube, dass wir uns genau so entwickeln und verändern im Lauf der Zeit.
Ich finde es super, sich mal darüber Gedanken zu machen, denn das ist ja schlussendlich nichts anderes als Selbstreflektion und ich finde, wir sollten damit viel mehr Zeit verbringen als mit der Analyse anderer Menschen. Also vor der eigenen Tür wischen sozusagen. Es ist ja auch ganz spannend eigentlich.
Meine Sicht auf das Leben….
Ich finde, dass das Leben etwas Wertvolles ist. Ich finde auch, dass es voller Herausforderungen ist und dass es manchmal richtig viel Kraft braucht, trotz Verlusten und Schicksalsschlägen etwas Gutes aus allem zu machen. Und doch denke ich, dass dies das Ziel ist. Meins jedenfalls. Denn wenn man das Schöne auch in kleinen Dingn sieht, wenn man es schafft, schöne Momente zu schaffen auch (und besonders) dann, wenn nicht alles ganz einfach ist, dann schafft man es wohl auch, ein schönes Leben zu haben.
Mir ist es wichtig und es wird mir wichtiger, je älter ich werde, dass wir Menschen lernen, nicht mehr zu stigmatisieren. Dass wir lernen, dass wir als Mensch und das Leben als Leben nicht unverwundbar ist und dass das normal ist. Dass wir Menschen, die anders sind als normal betrachten so wie uns selbst. Dass wir Leben und Lebensgeschichten, die vielleicht holpriger als andere sind, als normal und dazu gehörend betrachten, denn das sind sie. Und dass wir genau so in diesem Wissen darauf reagieren. Normal. Nicht ausgrenzend, nicht überfordert, nicht verletzend, nicht übergehend, nicht ausweichend, nicht abwertend. Einfach nicht mehr wertend und so sehr den Unterschied sehend, sondern viel mehr das Gemeinsame und halt den Menschen.
Ich glaube, das würde ganz vieles positiv verändern.
In meiner Arbeit beschäftige ich mich intensiv mit Inklusion und mit Teilhabe, Partizipation und Selbstbestimmung von Menschen mit einer Beeinträchtigung. Das ist in unserer Gesellschaft noch nicht alles ganz einfach und auch noch nicht alles möglich, da ist noch sehr viel Luft nach oben.
Ich beschäftige mich mit der UNBRK (Behindertenrechtskonvention der UNO), den Rechten von Menschen mit Beeinträchtigung. Sie ist in der Schweiz seit 2014 in Kraft und 10 Jahre später kann man sagen, dass wir uns damit beschäftigt haben in der Schweiz, vieles barrierefrei(er) zu machen. Viel weiter sind wir noch nicht.
Ich kann mich daran erinnern, dass tatsächlich etwa vor 10 Jahren die damalige Bereichsleitung Wohnen der Institution, in der ich arbeite, uns von Inklusion erzählt hat und ich voll auf den Zug aufgesprungen bin. Mich interessiert das sehr und es ist mir ein grosses Anliegen. Damals habe ich noch nicht gewusst, dass mich das alles auch persönlich irgendwann. betreffen wird, das mit der Inklusion bzw. mit der Exklusion. Als Alleinerziehende. Und jetzt als Mutter mit einem Kind im Autismus Spektrum. Tatsächlich ist es so. Aber ich habe natürlich andere Möglichkeiten und auch Fähigkeiten, mich zu wehren und mich für uns einzusetzen als viele der Menschen, die ich zB betreue.
Ich finde es ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft, dass man erklären muss, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung Rechte haben…
Gerade das vorhin Geschriebene ist ein gutes Beispiel dafür, wie mich Lebensereignisse und auch der Lauf der Zeit verändern bzw. meine Einstellung zum Leben, meine Prioritäten und meine Werte und Haltungen. Und sie bewirken, dass es tatsächlich mein Ziel ist, aktiv mitzuhelfen, dass die Lebensqualität von ganz vielen Menschen verbessert werden kann.
Wenn wir jemanden helfen können, sein:ihr Leben etwas einfacher zu machen oder wieder lebenswert(er), wenn er:sie das nicht mehr so sehen kann, dann tut man das doch einfach! Einfach immer seinen eigenen Grenzen und Möglichkeiten entsprechend. Jemandem beizustehen braucht nicht immer viel Aufwand oder Kraft, manchmal muss man auch gar nicht sooo viel tun und doch ist die Wirkung gross.
In kleinen Gesten, Worten und Handlungen befindet sich sehr oft sehr viel Zauberhaftes.


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