Frieden


Es regnet und ist windig draussen. Früh dunkel, kalt und grau.
Da ist es drinnen besonders schön. In der Wärme, umhüllt vom warmen Licht der Deckenlampe und einer Kerze auf dem Tisch vor mir.
Ich nippe an meinem warmen Tee und überlege mich in die Welt hinaus…

Ich sehe Menschen, die noch lebend unter Trümmern liegen, flach atmend, voller Schmerzen und Angst.

Ich sehe Menschen, die schon lange nicht mehr zu Hause waren, weil sie gar keines mehr haben, nachdem die Stadt im Krieg zerstört wurde.
Ich sehe Menschen, die schon lange nicht mehr zu Hause waren, weil sie sich zerstritten haben, wütend, traurig und verbittert sind. Ich sehe, was diese Menschen verpassen.

Ich sehe Menschen, die schwer krank sind, ihren Lebensmut verloren haben und nicht mehr kämpfen mögen.

Ich sehe Menschen, die kämpfen. Für sich und für andere.

Ich sehe Menschen, die sich entsetzlich um andere sorgen.

Ich sehe Menschen, die wahnsinnig viel Geld am Elend anderer verdienen.

Ich sehe Menschen weinen.

Ich sehe Menschen, die andere hassen, weil sie eine andere Hautfarbe, Herkunft haben oder einer anderen Religion angehören.

Ich sehe Menschen, die eine andere Hautfarbe oder Herkunft haben und Menschen anderer Religionen, die Angst haben. Nicht irgendwo weit weg, sondern auch hier. Es sind Menschen, wie wir es sind.

Ich sehe, dass es wieder Menschen gibt, die antisemitistische Äusserungen an Hauswände oder Mauern sprayen.

Ich sehe Menschen, die nur wenige Monate oder Jahre alt sind, die von ihren Entführern vergewaltigt, gequält und getötet werden.
Und ich sehe Eltern, die nicht wissen, wo ihre entführten Kinder sind, ob sie tot sind oder ob ihnen unsagbares Leid angetan wird.

Ich sehe wirklich sehr viele Menschen, die grosse Angst haben vor dem Tod oder vor dem Leben.

Ich sehe viel Dunkelheit.

Ich sehe Menschen, die im Krieg töten. Manche, die wollen und mache, die müssen.

Ich sehe Menschen, die alles hinter sich lassen und irgendwohin gehen, wo sie nicht willkommen geheissen werden.

Ich sehe Menschen, die im Gewalt- und Drogenrausch die Frauen und Kinder ihrer Gegner vergewaltigen.

Ich sehe Menschen, die Angst vor der Zukunft ihrer Kinder haben.

Ich sehe viel Not, viel Schmerz und viel Hoffnungslosigkeit.

Und ich sehe so viele Menschen, die sich Frieden wünschen.
So viele Menschen, die hoffen, die Gutes tun und für andere da sind.
Es macht Sinn, sich an ihnen zu orientieren, sich anstecken zu lassen und auch dafür zu sorgen, dass das Licht immer stärker sein wird als die Dunkelheit.

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About Me

Mein Name ist Andrea und ich bin die Frau hinter den Worten und Gedanken in diesem Blog.
Alleinerziehende Mama eines Kindes im Autismus Spektrum, Sozialpädagogin und am Ende einfach ein Mensch auf dieser Erde wie jeder andere auch.