
Liebe Menschen…
Ich möchte heute etwas über Mobbing schreiben und davon, dass das ein Thema ist, das alle treffen kann. Als Eltern kann es passieren, dass euer Kind gemobbt wird. Es kann aber auch passieren, dass es mobbt.
Ich glaube, dass beides schwierig ist und beides ist nicht im geringsten ein Grund, sich zu schämen. Beides erfordert jedoch unbedingt Intervention.
Das gemobbte Kind wird in vielen Fällen wohl „automatisch“ eine Reaktion des Umfeldes bekommen, weil es unter Umständen krank wird oder / und aus dem System raus fällt. Das haben wir erlebt und ich muss sagen, das wünsche ich wirklich niemandem. Das ist aber eine andere Geschichte, die nicht heute erzählt wird.
Was mir aber wichtig ist: Bitte, glaubt dem Kind. Glaubt ihm einfach. Damit wäre der erste Schritt Richtung Unterstützung bereits gemacht. Man würde meinen, das sei normal, aber glaubt mir, das ist es leider nicht.
Dann wären da noch das andere Kind oder die andern Kinder, die in der Rolle der mobbenden Person sind. Mobben ist wirklich nicht normal, auch wenn es vielerorts recht akzeptiert und auch oft verharmlost wird.
Kinder haben ihre Gründe, warum sie andere fertig machen, die tun das nicht nur einfach so. DAS sind die Kinder, die eigentlich Unterstützung bräuchten, sie aber nicht bekommen. Und zwar, bevor sie andere soweit schädigen, dass diese dann Unterstüzung brauchen.
Wegschauen schadet also allen Beteiligten, auch wenn man sich dessen im Moment nicht so bewusst ist.
Manchmal wird sehr davon abgeraten, mit den Eltern des mobbenden Kindes Kontakt aufzunehmen, weil das alles noch viel schwieriger machen könnte. Eltern möchten nicht glauben, was sie hören. Sie erleben das Kind zuhause ganz anders. Ihr Kind streitet das Mobbing ab und sie möchten es schützen und ihm glauben. Das Kind erzählt, das andere Kind verhalte sich komisch und provoziere das Mobbing damit.
Das ist wirklich nicht einfach. Aber ich glaube tatsächlich, dass in den wenigsten Fällen jemand auf andere Eltern zugeht und lügt, denn dieser Schritt erfordert wirklich viel Mut und ich glaube, dass man den sehr oft hinaus zögert, bis man nicht mehr weiter weiss.
Aber warum ist das eigentlich so schwierig? Ich finde, es kann einfach passieren. Ein Kind, das in diese Rolle kommt, ist noch längst kein schlechtes oder ein böses Kind. Es kann einfach passieren. Da muss sich keiner dafür schämen, es muss keinem unangenehm sein und man kann sich total bewusst darüber sein, dass jeder Mensch auch in diese Rolle kommen kann sowie auch in die Rolle der gemobbten Person. Das liegt in der Natur des Menschen.
Warum kann man denn nicht einfach darüber sprechen und Lösungen finden? Eine klare Haltung aufzueigen? Welche Wertvorstellungen, wie man mit andern Menschen umgeht, werden in den Familien und in den Schulen noch vermittelt und sind diese einfach nur Theorie oder wird auch in der Praxis daran gearbeitet und darauf geachtet?
Dort wo Mobbing passiert finden Menschen es schwierig, sich damit zu befassen. Es ist die einfachste Lösung, das sozuagen schwächere Glied zu entfernen und so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen. Dass dieses sogenannte schwächere Glied aber im Mobbing nicht die treibende Kraft war, wird dabei verdrängt. Die treibende Kraft ist nämlich noch da und wird weiter machen, weil sie zum einen gar nicht weiss, wie sie sich anders verhalten könnte, weil sie in ihrem Verhalten auch bestätigt wurde mit dem Weggang des „Opfers“ und weil ihr unter Umständen gar nicht bewusst ist, woran sie da beteiligt war. Es wird ihr sozusagen indirekt gesagt, dass ihr Verhalten okay war bzw es wurde jedenfalls nicht gesagt, dass es nicht okay war. Also, weiter so.
Da frage ich mich einfach, was wohl einfacher ist… Sich mit seinem Kind und dessen Verhalten auseinander zu setzen (was man übrigens als Eltern des Mobbing-Opfers auch tut) oder einfach alles so zu lassen wie es ist, um sich, das Kind und seinen Ruf zu schonen und sich dann damit auseinander zu setzen, wenn zB ein gemobbtes Kind sich das Leben nehmen sollte.
Das passiert nämlich manchmal. Und jedes davon ist eines zuviel, denn es hätte verhindert werden können. Aber es muss nicht soweit kommen, um schlimm zu sein. Findet Ihr es nicht auch extrem schlimm, wenn es Kinder gibt, die andere so fertig machen, dass sie eine Depression bekommen oder eine Angststörung oder sonst irgendwas und vielleicht ihr Leben lang darunter leiden? Und dass es soweit kommen kann, dass Kinder sich das Leben nehmen, weil sie von andern Kinder dermassen bedroht und geplagt werden?
Das ist doch total unfassbar und schockierend!
Ein Kind zu verlieren ist für Eltern vermutlich das allerschlimmste, was überhaupt passieren könnte. Wie schlimm ist es für ein Kind, das keinen anderen Ausweg mehr weiss als sich zu töten??
Und wie schlimm ist so etwas für Kinder, die das mitzuverantworten haben? Wie kommt man über so etwas hinweg? Wäre es nicht einfacher, mit Kindern ihr Verhalten zu reflektieren bevor jemand krank wird und ihnen damit zu ermöglichen, neue Verhaltensweisen zu lernen, damit sie besser in Menschengruppen zurecht kommen ohne andern schaden zu müssen? Dass sie sich wertschätzend oder zumindest neutral verhalten können und sich gut fühlen, auch ohne jemanden runter zu machen?
Damit wäre irgendwie allen geholfen und die psychische Gesundheit unserer Gesellschaft würde sich um einiges verbessern.


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